Das Bündner Start-up «Wuerfeli» bietet ein eingängiges CO2-Messgerät im Matterhorn-Look. Das Team will aber mehr, als nur das Lüften zu propagieren.
Wuerfeli
Mit dem Wuerfeli soll das Erkennen von unreiner Luft zum Kinderspiel werden. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sorgen sich mehr Menschen um Luftqualität.
  • Seit über einem Jahr arbeitet das Start-up «Wuerfeli» deshalb an einem CO2-Messgerät.
  • Neben einer kinderleichten Anwendung liegt der Fokus bei der Aufklärung.
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Seit über zwei Jahren beschäftigt uns die Corona-Pandemie und damit auch die Frage nach Aerosolen in der Luft. Erst letzten Sommer gab es erstmals grosse Lieferengpässe bei CO2-Messgeräten.

Dennoch herrscht bei der Thematik bis heute viel Unwissenheit. Selbst bei Gesundheitsminister Alain Berset, welcher mit den Zahlen auf den Messgeräten nichts anfangen kann, wie er letzten Monat verriet.

Wurfli
Das Wuerfeli selbst ist kompakt gehalten, kleiner etwa als ein herkömmliches Netzteil. - Nau.ch

Abhilfe schaffen will das Bündner Start-up «Wuerfeli», welches Anfang letztes Jahr von einer Truppe ETH-Studenten gegründet wurde. Das Team hat ein leicht verständliches CO2-Messgerät mit Ampel-System entwickelt, und Bundesrat Berset kurzerhand damit versorgt.

Auch die Nau.ch-Redaktion konnte zwei Wuerfeli-Messgeräte ausprobieren.

Wuerfeli: wie funktioniert das mit den Zahlen denn nun?

Das System ist denkbar einfach: Das Gerät zeigt eine von vier Farben an – je nach Luftqualität. Blau ist der beste Wert, die Luft ist rein. Rot ist der schlechteste Wert, es sollte dringend gelüftet werden.

Alain Berset
Der «Würfeli» zeigt an, wie gut die Luftqualität ist. - Wuerfeli.ch

Wuerfeli — wie so viele andere CO2-Messgeräte auch — misst die Luftqualität in «ppm», also «Parts Per Million». Bei 400 ppm besteht die Umgebungsluft also zu 400 Millionstel aus CO2, das entspricht etwa reiner Aussenluft. Dann leuchtet das Wuerfeli blau.

Wuerfeli
Leuchtet das Wuerfeli blau, ist auch die Luft im Büro etwa so rein, wie draussen. - Nau.ch

Ab 1200 ppm befindet sich schon drei Mal mehr CO2 in der Umgebungsluft. Dann wird das Wuerfeli Rot. Anders gesagt: Mindestens zwei Prozent der Luft wurde bereits von einer anderen Person ausgeatmet, die Qualität ist dementsprechend schlecht. So viel zu den Zahlen, welche auch bei Gesundheitsminister Berset für Kopfzerbrechen gesorgt haben.

Wuerfeli
Rot ist selbsterklärend die schlechteste Stufe, jetzt ist Lüften angesagt! - Nau.ch

In der Praxis funktioniert das Bündner Messgerät wie beworben. Morgens leuchtet es noch fröhlich blau. Im Verlauf des Arbeitstags schaltet es auf Grün – Zeit zu Lüften. Denn schlechte Umgebungsluft ist nicht nur ungesund, sondern wirkt sich auch negativ auf die Konzentration aus.

Das erklärt auch das Start-up ausführlich. Tatsächlich geht es bei Wuerfeli nicht nur darum, auf schlechte Luft hinzuweisen, sondern auch darum, über diese aufzuklären.

Das Team Wuerfeli: Eine Passion für reine Luft

Im Gespräch gewährt Laurin Schwitter vom Team Wuerfeli einen Einblick in die Geschichte und die Beweggründe des Start-ups. Entstanden sei die Idee der ETH-Studenten aus den Bereichen Elektrotechnik, Informatik und Maschinenbau am 4. Juni 2021 bei einem Kaffee.

Fasziniert von der Anzahl Umgebungssensoren — beispielsweise Temperatur und Luftfeuchtigkeit — wurde das Projekt in Angriff genommen.

Wuerfeli Team
Das Team bei Wuerfeli birgt Fachkenntisse aus verschiedenen technischen Bereichen. - Screenshot / Wuerfeli

Denn wo etwa Thermostate heutzutage in praktisch jedem Haushalt vorhanden sind, fehlen CO2-Messgeräte fast gänzlich. Schon fast paradox, denn die Temperatur ist ja spürbar, die CO2-Belastung hingegen nicht.

Nutzen Sie ein CO2-Messgerät?

Bei der Gestaltung des Messgeräts war klar, dass dieses schlicht gehalten werden muss. «Das Gerät soll auch für meine Mutter verständlich sein», erklärt Schwitter mit einem Lachen. Seit vergangenem Herbst wird das Wuerfeli in grösseren Mengen in der Schweiz fabriziert und verkauft. Der Stückpreis beläuft sich dabei auf 98 Franken.

In dem Preis ist vorerst nur das Gerät selbst einbegriffen. Netzteil und Kabel kosten nochmals ein paar Franken extra. Es kann aber auch ein herkömmliches USB-C-Handy-Ladekabel genutzt werden, welches in den meisten Haushalten bereits vorhanden sein dürfte.

Wuerfeli
Für insgesamt 113 Franken gibt es das Wuerfeli mit Zubehör in einem passenden Jute-Säcklein. - Nau.ch

Das Bündner Messgerät wurde seit der Lancierung in 59 Schulen im Kanton Graubünden verteilt. Zudem ist es Subjekt einer laufenden EMPA Studie.

Das Projekt ist aber noch nicht abgeschlossen. Neben dem Produkt hat es sich das Start-up zur Aufgabe gemacht, Aufklärung zum Thema CO2 und Lüften zu betreiben.

In ausführlichen Webinars und in enger Zusammenarbeit mit Schulen erklärt das Team, wie Luft funktioniert und welche Auswirkungen CO2-Verschmutzung hat. Richtiges und effizientes Lüften gehört ebenso dazu.

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