Sehen wir bald alle aus wie Reality-TV-Stars?
Fake-Zähne, Botox und andere Schönheitseingriffe liegen im Trend. Wird Natürlichkeit bald zur Ausnahme? Expertinnen und Experten machen die Beauty-Prognose.
Das Wichtigste in Kürze
- Die jüngeren Generationen haben Beauty-Eingriffe zu einem gewissen Grad normalisiert.
- Laut einer Expertin ist Botox über Mittag für viele so normal wie ein Coiffeurbesuch.
- Sie erwartet aber auch einen Gegentrend: Natürliches Altern dürfte zunehmend «in» werden.
Scrollt man auf Instagram oder schlendert durch die Strassen Zürichs, fällt schon heute auf: Viele sind nicht mehr ganz natürlich unterwegs. Beauty-Eingriffe wie Lippen-Aufspritzen, Fältchen-Glätten oder Haaransatz-Verschieben kommen vielerorts allmählich im Mainstream an.
Lange waren es vor allem Reality-TV-Stars, die den Look berühmt machten. So wie «Bachelor»-Kandidatin Mia Madisson, die Brüste, Nase, Lippen und einiges mehr hat machen lassen.
Doch werden falsche Zähne, gestraffte Stirnen und verdichtete Frisuren bald zur Norm und Natur zur Ausnahme? Sehen wir bald alle aus wie Realitystars? Ein Experte und eine Expertin ordnen ein, wo die Zukunft der Schönheit hinführt.
Botox über Mittag wie früher ein Coiffeurbesuch
Die Zukunftsforscherin Oona Horx Strathern stellt klar: «Wir leben länger als je zuvor und gleichzeitig versuchen wir immer mehr, jünger zu bleiben.»
Dieser Trend betrifft ihr zufolge alle Generationen: «Die Babyboomer fühlen sich immer noch jung und möchten auch so aussehen. Und die Jüngeren stehen durch die sozialen Medien unter nie da gewesenem Druck, auf eine bestimmte Art auszusehen.»
Deshalb glaubt die Expertin, dass der Beauty-Eingriffstrend noch wachsen wird – «trotz Inflation». «Die Millennials und die Generation Z haben solche Eingriffe zu einem gewissen Grad normalisiert», stellt sie fest. Werden sie älter und zeigen mehr Alterungszeichen, dürfte ihr zufolge auch die Nachfrage wachsen.
Beauty-Eingriffe seien inzwischen sehr akzeptiert und vielerorts verfügbar. «So ist es für viele heute ganz normal, sich über Mittag Botox spritzen zu lassen. Wie früher ein Coiffeur- oder Zahnarztbesuch.»
«Perfektion wird uninteressant, wenn alle perfekt aussehen»
Laufen wir also tatsächlich alle bald mit aufgespritzten Gesichtern herum?
Alle wohl nicht, glaubt Horx Strathern. «Zu jedem Trend gibt es einen Gegentrend. Das beobachten wir zum Beispiel in der Modewelt», so die Expertin. «In den letzten zehn Jahren hat sich das Ideal von dünnen, blonden Models hin zu grosser Diversität gewandelt.»
Ähnlich werde es auch bei den Beauty-Eingriffen sein, glaubt sie. «Je mehr Behandlungen es gibt, desto mehr wird es einen Trend zu natürlichem Altern geben. Perfektion wird uninteressant, wenn alle perfekt aussehen.»
Leute gönnen sich Nasen-OP statt Ferien
Beauty-Arzt Prof. Werner Mang von der Bodenseeklinik beobachtet Ähnliches. Er glaubt, dass Schönheitschirurgie bald in der Mitte der Gesellschaft ankommt. Der Schönheits-OP-Trend sei ungebrochen, ein Milliardenmarkt – «jeder tut es, aber keiner will es zugeben», so Mang.
Aber: Botox, aufgespritzte Lippen, Megabrüste, Barbiepuppen-Nasen seien nicht der Trend der Zukunft. «Dass wir alle in ein paar Jahren nur noch Botox-Gesichter haben, das glaube ich nicht. Aber älter werden will natürlich keiner, deswegen haben wir einen Boom an Faceliftoperationen ab dem 50. Lebensjahr.»
Auch Mang beobachtet, dass die Schönheitschirurgie trotz Inflation brumme. «Ich wundere mich immer wieder in der Praxis, dass man lieber auf Ferien verzichtet als auf eine schöne Nase.»
Gefragt seien bei den Frauen vor allem Brustimplantate, Body-Contouring, Fettabsaugung, Facelifting und Nasenkorrekturen. «Bei den Männern steht an Nummer eins die Lidkorrektur mit Facelift, gefolgt von Nasenkorrektur. Natürlich sind auch Haartransplantationen auf dem Vormarsch und Fettabsaugung im Bauch- und Hüftbereich.»
Auch ungebrochen sei der Boom beim Botox: «Aber bitte in Massen!»