Singles passen nicht – SRF-Zuschauer nach Dating-Show: «Verarscht»
Eine neue Dating-Show von SRF bleibt ohne Erfolg: Am Schluss findet niemand zusammen – obwohl Expertinnen die Paare gematcht haben. Es gibt Kritik.
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Das Wichtigste in Kürze
- In einer SRF-Sendung führen Expertinnen Paare zusammen.
- Zu zweit auf einer einsamen Insel sollen sie sich dann kennen- und lieben lernen.
- Der Dating-Erfolg bleibt jedoch aus. Kein Wunder, finden kritische Zuschauer.
Zusammen allein: So lautet das Konzept der neuen SRF-Datingshow «Alone Together». Singles werden von Expertinnen ausgewählt und gematched – und dann zu zweit auf eine kleine Insel geschickt. Der Match bedeutet, dass die Expertinnen glauben, die beiden Singles passen zusammen.
Vor Ort sollen sie sich ungestört von äusseren Einflüssen kennen- und im besten Fall sogar lieben lernen.
Nur: Die Dating-Resultate sind bescheiden. Am Schluss enthüllen die Kandidatinnen und Kandidaten, dass kein einziges Paar heute zusammen ist.
Für einige im Publikum kein Wunder. Ein Punkt sorgt nämlich für Kritik: Es sollen Singles zusammengetan worden sein, die grundverschiedene Eigenschaften haben.
Oder zusammengefasst: Die Expertinnen sollen die Singles schlecht gematched haben.
«Würde mich verarscht fühlen»
«In der Rolle von Joanna würde ich mich verarscht fühlen von diesem Matchmaking», kommentiert beispielsweise ein Zuschauer auf Youtube.
Tatsächlich hat es bei Joanna und Lukas (bekannt aus der «Bachelorette»-Staffel mit Eli Simic) nicht gepasst. Unterschiedliche Einstellungen haben sie etwa beim Thema Religion.
In der zweiten Folge sprechen die beiden über Spiritualität, Joanna erklärt, sie sei Christin und bete gerne.

Lukas dagegen kann sich mit keiner bestimmten Religion identifizieren, ist aus der katholischen Kirche ausgetreten.
«Für mich ist es nicht so der klassische Glaube», erklärt er. Er sagt Joanna zwar, dass er manchmal auf Retreats gehe, an denen auch Elemente aus dem Hinduismus oder Buddhismus einfliessen.
Allein vor der Kamera kann er sich aber einen Seitenhieb gegen das Christentum nicht verkneifen. «Ich kann mit Religion nichts anfangen, wenn bestimmte Personen ausgeschlossen werden. Gerade, wenn es um LGBT geht.»
In der katholischen Kirche zum Beispiel gelten homosexuelle Akte bis heute als schwere Sünde.
Joanna selbst sieht das nicht so, wie sie später allein vor der Kamera klarstellt. «Die Sexualität anderer Leute geht mich nichts an. Ich habe meine, du hast deine – ich finde das schön», sagt sie.
Trotzdem springt der Funke nicht über.
Sie will exklusive Beziehung, er eher «polyamore Beziehungsstruktur»
Auch ein anderes Singlepaar sorgt für Kritik. Tibor hadert mit der Entscheidung, ob er überhaupt eine feste Beziehung will. Er sagt, dass er seine «Sexualität lebe» und sich von «anderen Frauen angezogen» fühle.
Sein Match Jessica dagegen «braucht das nicht mehr». Sie ist also an einer festen Beziehung interessiert.
«Tibor will das Singledasein auskosten. Da kommt mir die Frage, was macht er dann in diesem Format?», wundert sich eine Zuschauerin in den Kommentaren.
Ein anderer lobt SRF zwar für das Konzept, findet aber: «Es wäre so wichtig, dass die Match-Maker Grundlegendes klären.» Also zum Beispiel Beziehungsbereitschaft, gewünschte Beziehungsform oder No-Gos.
Das passte tatsächlich gleich mehrmals nicht: Nicht nur bei Tibor und Jessica stellt sich heraus, dass sie nicht unbedingt die gleiche Beziehungsform wollen.
Auch Joshua und Alice haben andere Vorstellungen. Alice wünscht sich am Schluss eine exklusive Beziehung, Joshua ist unsicher.
Eine exklusive Beziehung will er nicht, spielt aber mit dem Gedanken einer «polyamoren Beziehungsstruktur». Also eine Beziehungsform, bei der man mehrere Partner gleichzeitig hat oder haben kann.
SRF verteidigt Matching-Prozess
Wurde beim Matching-Prozess also tatsächlich Grundlegendes wie Religion, Politik und Beziehungsvorstellungen missachtet?
Keineswegs, betont SRF auf Anfrage von Nau.ch.
Der Matching-Prozess sei «umfassend» gewesen, erklärt die Unterhaltungs-Verantwortliche Alexa Brogli. «Alle Singles führten mehrere Gespräche mit den Expertinnen und absolvierten diverse psychologische und intuitive Tests.»

Sie seien «absolut» zu grundlegenden Themen wie Religion und Politik oder ihrer gewünschten Beziehungsform befragt worden.
Am Schluss waren dann aber nicht immer diese Themen match-entscheidend. Sondern die Punkte, die «für die einzelnen Singles am allerwichtigsten sind, um sich auf eine mögliche Beziehung einzulassen».
Brogli argumentiert: «Es gibt schliesslich viele Paare, die unterschiedlich abstimmen und trotzdem eine glückliche Beziehung führen.»
SRF lud nur ein, wer feste Beziehung wollte
Auch bei Lukas und Joanna wurden ihre religiösen Ansichten in den Matching-Prozess einbezogen: «Für beide ist Spiritualität ein wichtiges Thema, beide zeigten sich auch offen gegenüber anderen Vorstellungen von Glauben. Bei diesem Paar ist der Funke schlichtweg nicht gesprungen.»
Und dass Tibor und Joshua nicht wirklich eine exklusive Beziehung wollten, stellte sich erst im Verlauf der Sendung heraus.
Denn: «Selbstverständlich hätten wir niemanden ausgewählt, der oder die sich keine feste Beziehung gewünscht hätte», sagt Brogli.
Die Sendung sei ein Experiment gewesen. Ob ein Paar zusammenpasst, hänge schliesslich von vielen Faktoren ab, die auch die Match-Makerinnen nicht beeinflussen könnten.
Lässt SRF das Konzept und den Matching-Prozess in der nächsten Staffel also trotz des Dating-Misserfolgs der ersten gleich?
«Wir werden mit unseren Learnings aus der ersten Staffel allenfalls kleine Anpassungen machen. Letzten Endes kann man die Liebe (glücklicherweise) nicht erzwingen oder mit Algorithmen berechnen», sagt Brogli.
Eine zweite Staffel gibt es übrigens definitiv: SRF hat Mitte März bereits den Casting-Aufruf dafür gestartet.