SRG bezahlt den Chefs trotz Kurzarbeit und Verlust weiter hohe Boni
Trotz finanziell schwierigen Zeiten kassieren SRF-Chefin Nathalie Wappler und Generaldirektor Gilles Marchand beim SRG weiterhin hohe Boni.
Das Wichtigste in Kürze
- 600 Mitarbeiter der SRG waren 2020 in Kurzarbeit und das Unternehmen schrieb rote Zahlen.
- Trotzdem gingen die Vergütungen an die Geschäftsleitung kaum zurück.
Beim neu veröffentlichten Geschäftsbericht der SRG fällt eine Sache besonders auf: Die Vergütung der Geschäftsleitung ist kaum zurückgegangen. SRG-Generaldirektor Gilles Marchand streicht insgesamt 533'000 Franken ein. Das sind nur tausend Franken weniger als 2019, was einem Rückgang von knapp 0,19 Prozent entspricht.
Geschäftsleitung verdient im Schnitt rund 390'000 Franken
Auch SRF-Direktorin Nathalie Wappler soll 450'000 Franken bekommen haben, schreibt die «Aargauer Zeitung». Insgesamt wurden 2'728'000 Franken an die sieben Geschäftsleitungsmitglieder ausgezahlt – das entspricht einem Durchschnitt von 390'000 pro Person. Dies im Jahr, das die SRG mit fast 13 Millionen Franken Verlust abgeschlossen hat.
Währenddessen hat die SRG im letzten Jahr für 600 Mitarbeiter Kurzarbeitsgelder bezogen. Diese Massnahme als staatsnaher Betrieb stiess bereits damals auf Kritik. Die Löhne der Geschäftsleitung lassen diese Kritik nun wieder aufkommen.
Der Vorbildrolle nicht gerecht geworden
Unter anderem hat sich SP-Nationalrätin Edith Graf-Litscher kritisch geäussert. Die SRG habe eine Vorbildfunktion und die Geschäftsleitung hätte mit einem Verzicht auf Teile des Lohns ein Zeichen setzen können. Graf-Litscher nennt die SBB als positives Beispiel – die Kaderleute der Bundesbahnen verzichteten auf rund zehn Prozent des variablen Lohns.
Jérôme Hayoz, Generalsekretär der Mediengewerkschaft SSM, wählt gegenüber der «AZ» noch deutlichere Worte. Er spricht von einem «Zeugnis einer Führungsriege, welche die Tragweite der aktuellen Herausforderungen und Krisen immer noch nicht verstanden hat». Die Boni seien für alle, die Opfer des Stellenabbaus wurden, ein Schlag ins Gesicht.
SRG bezahlte allen Mitarbeitern einen Bonus
Auch SVP-Nationalrat Gregor Rutz äussert sich kritisch und spricht von «völlig überrissenen» Löhnen. Für Rutz ist unerklärlich, wie die Boni im Krisenjahr gleich hoch wie im Vorjahr sein können. Ausserdem stellt er Bonus-Zahlungen für staatliche Unternehmen mit öffentlicher Grundversorgung gleich gänzlich in Frage.
SRG-Sprecher Edi Estermann erklärt, dass die Boni nicht an Kennzahlen wie den Gewinn geknüpft seien. Bei einem Unternehmen, das nicht gewinnorientiert sei, mache eine solche Koppelung an das Geschäftsergebnis schlicht keinen Sinn. Ausserdem hätten alle Mitarbeiter einen Bonus (200 Franken) für das Engagement im Coronajahr erhalten, führt Estermann aus.