Temu-Bestellungen über 100 Franken kommen nicht an
Vorsicht auf Temu: Eine Kundin ärgert sich, dass ihre Bestellung über 100 Franken nicht ankommt. Solche Beschwerden hat auch der Bund schon erhalten.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Bernerin bestellt sich Kleider und andere kleinere Artikel auf Temu.
- Insgesamt kommt sie auf über 100 Franken. Anders als sonst kommt die Ware nicht an.
- Offenbar ein bekanntes Phänomen: Auch das SECO hat schon Beschwerden erhalten.
Bettzeug für elf, ein Kafi-Tassli-Set für fünf und eine Knoblauch-Presse für einen Franken. Sucht man ein Produkt auf Google, ploppen sie schnell auf: Anzeigen um Anzeigen der chinesischen Plattform Temu.
Die Seite ist bekannt für ihre Billigst-Artikel und stand schon mehrfach in der Kritik. Unter anderem, weil sie «süchtig wie Zucker» mache.
Jetzt gibt es erneut Frust bei der Kundschaft: Die Bernerin Fiona Zimmermann* (39) bestellt ab und zu bei Temu. Aus ihrem Umfeld wurde sie schon gewarnt, dass Bestellungen mit einem Gesamtwert über 100 Franken manchmal nicht ankommen.
«Geld ist natürlich weg»
«In der Regel komme ich auch gar nicht über diesen Betrag», sagt sie. «Und als ich einmal doch darüber lag, dachte ich mir nicht viel dabei.»
Doch tatsächlich: Nachdem Zimmermann die Bestellung abschickt, wartet und wartet sie. Monate ist es inzwischen her – doch die Kleider und anderen Artikel, die sie gekauft hat, kommen nicht.
«Das Geld ist natürlich weg», ärgert sie sich. «Seither achte ich mich immer darauf, unter den hundert Franken zu bleiben mit dem Gesamtbestellwert.»
Bund hat Beschwerden wegen Temu erhalten
Zufall – oder ist es tatsächlich so, dass Bestellungen über 100 Franken seltener ankommen als kleinere? Nau.ch hat bei Temu nachgehakt. Ohne Bestellnummer will sich der Online-Markt nicht zu ihrem Fall äussern.
Allgemein heisst es dazu, Produkte würden effizient und pünktlich geliefert. «In den seltenen Fällen, in denen eine Bestellung nicht ankommt, können die Kunden über unser Käuferschutzprogramm eine vollständige Rückerstattung beantragen.»
Doch eine Nachfrage beim Bund zeigt: Tatsächlich wurden solche Fälle schon beim Staatssekretariat für Wirtschaft SECO gemeldet. «Die zuständige Behörde hat bis zum jetzigen Zeitpunkt vier Beschwerden erhalten», bestätigt ein Sprecher gegenüber Nau.ch.
«Kaum Beschwerden bezüglich Nichtlieferung»
Wie vorsichtig sollte man also bei Temu-Bestellungen über 100 Franken sein? Die gute Nachricht: Anderen Institutionen, zum Beispiel der Konsumentenschutz und das Eidgenössische Büro für Konsumentenfragen BFK wurden solche Fälle nicht gemeldet.
Jurist Lucien Jucker vom Konsumentenschutz betont: «Wir haben kaum Beschwerden bezüglich Nichtlieferung von Waren durch Temu.» Beim BFK hat sich bislang gar niemand mit einer solchen Beschwerde gemeldet.
Ähnlich klingt es auch beim Schweizerischen Konsumentenforum KF. Rechtsberater Matthias Haari sagt: «Dass Lieferungen mit einem Wert von über 100 Franken oftmals nicht ihr Ziel erreichen, konnten wir nicht im Speziellen beobachten.» Es scheint sich also um ein kleineres Phänomen zu handeln.
Das könnte dahinterstecken
Aber: «Grundsätzlich können wir sagen, dass uns bereits zahlreiche Fälle bezüglich der Lieferungen durch Temu erreicht haben.» Dabei ging es um die verschiedensten Anliegen – von Lieferverzug bis hin zu Schlecht- oder Nichterfüllung.
Als möglichen Grund für die vielen Beschwerden sieht Haari die Vielfalt an Händlern, die Temu als Plattform nutzen. «Diese Händler werden mutmasslich nicht in gehöriger Art und Weise durch Temu als Plattformanbieterin kontrolliert.» Damit wäre die Plattform auch für weniger seriöse Anbieter ein geeigneter Ort, um ihre Angebote zu platzieren.
Bei Temu handelt es sich um eine Art Online-Marktplatz, wo diverse Händler ihre Waren anbieten und verkaufen können. Er wurde in den USA gegründet, ist aber eine Tochterfirma eines chinesischen Konzerns.
*Name von der Redaktion geändert