Ukraine-Krieg: Geflüchtete werden Opfer von Menschenhandel

Anna-Lena Burkard
Anna-Lena Burkard

Bern,

Vor dem Ukraine-Krieg Geflüchtete geraten hierzulande in die Fänge von Menschenhändlern. Bisher sind 21 Fälle bekannt – und die Gefahr steigt stark an.

Ukraine Krieg Flüchtlinge Zürich
Flüchtlinge aus der Ukraine treffen im Bahnhof Zürich ein, 9. März 2022. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Geflüchteten Ukrainern geht das Geld aus – das machen sich Kriminelle zunutze.
  • In der Schweiz wurden wohl 21 Geflüchtete Opfer von Menschenhandel.
  • Kriminelle Netzwerke locken im Internet mit fragwürdigen Arbeitsangeboten.

Vor einem Jahr ist der Ukraine-Krieg ausgebrochen. Seither sind zahlreiche Ukrainer geflohen – etwa in die Schweiz. Doch die ersehnte Sicherheit bleibt einigen von ihnen auch hierzulande verwehrt. Denn: Kriminelle Gruppen suchen unter geflüchteten Ukrainern nach Opfern.

Jetzt schlägt die Nationale Meldestelle für Menschenhandel gegenüber der «SonntagsZeitung» Alarm: «Die Gefahr für ukrainische Flüchtlinge, Opfer von Menschenhändlern zu werden, steigt zurzeit stark.» Das sagt Irene Hirzel von der Meldestelle Act212. Sie beruft sich auf Daten der OSZE.

Diese zeigen zurzeit eine starke Zunahme von verdächtigen Angeboten. Im vergangenen Jahr erfuhr Act212 von 21 vor dem Ukraine-Krieg Geflüchteten, die in der Schweiz wohl Opfer von Menschenhandel wurden. «Die finanziellen Reserven der Flüchtlinge sind aufgebraucht, die Menschen brauchen dringend Geld und Arbeit», erklärt Hirzel.

Seit Ukraine-Krieg: Dubiose Arbeitsangebote für Geflüchtete

Diese Not nutzen kriminelle Netzwerke aus: «Sie suchen Opfer, die für Arbeit oder sexuelle Dienstleistungen ausgebeutet werden können.»

Die Einschätzung der nationalen Meldestelle teilt man auch beim Bund, wie Andreas Heller vom Aussendepartement EDA zur «SonntagsZeitung» sagt: «Vermehrt locken Menschenhändler auf den sozialen Medien und im Internet mit dubiosen Arbeitsangeboten. Dies steht im Kontext eines deutlichen Anstiegs der Online-Suchabfragen zu Begriffen im Zusammenhang mit ukrainischer Pornografie.» Diese seien in ganz Europa zu verzeichnen.

Nicht nur Frauen geraten in die Fänge von Menschenhändlern. Hirzel sagt: «Wir betreuen gerade einen Mann, der zwar einen Arbeitsvertrag mit branchenüblichem Lohn unterschrieben hat. Trotzdem zahlt ihm der Chef kein Geld.»

Der Chef sage dann stets, er habe kein Geld, um ihn zu bezahlen. Mittlerweile wurde die Polizei eingeschaltet.

Auch die private Unterbringung von Geflüchteten ist problematisch. Ein alleinerziehender Vater aus Lausanne machte sich über Facebook auf die Suche nach einer gut ausgebildeten, ordentlichen Person. Diese solle sich um seinen Haushalt kümmern. Dafür gebe es monatlich 800 Franken, Kost, Logis – und gratis Krankenkasse.

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