Ukraine Krieg: Immer mehr Schweizer fordern Neutralität
Im Ukraine-Krieg fordern immer mehr Schweizer Neutralität. Die Sanktionen unterstützen sie aber, indirekte Munitionslieferungen würden sie erlauben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Unterstützung für die Ukraine sinkt in der Schweiz.
- Immer mehr fordern Neutralität auch gegenüber Aggressor Russland.
- Die Aufnahme von Flüchtlingen wird immer noch grossmehrheitlich befürwortet.
Wegen der drohenden Strommangellage aufgrund des Ukraine-Kriegs könnte der Schweiz und ganz Europa ein schwieriger Winter bevorstehen. Und genau darauf könnte Wladimir Putin setzen. Sollten sich Schweizer wegen des Ukraine-Kriegs einschränken müssen, könnte die Ukraine zu Verhandlungen gedrängt werden. Denn die Unterstützung könnte sinken.
Dies ist bereits jetzt sichtbar, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Link gemäss dem «Tagesanzeiger» zeigt. Die befragten Personen sprechen sich vermehrt für die Neutralität aus: 64 Prozent gaben an, die Schweiz soll sich der Ukraine und Russland gegenüber neutral verhalten. Im Vergleich zur Umfrage von März ist dies ein Anstieg um sieben Prozentpunkt.
Der Anstieg ist in allen politischen Lagern zu beobachten. Im März wollten noch 47 Prozent der linken Umfrageteilnehmer eine neutrale Haltung der Schweiz. Im November sind es nun 56 Prozent und damit eine Mehrheit.
Trotz dem deutlichen Bekenntnis zur Neutralität steht noch eine Mehrheit hinter der Übernahme der EU-Sanktionen gegen Russland. 54 Prozent sprechen sich dafür aus. Dies ist aber eine klare Abnahme, im März waren es noch fast zwei Drittel der Befragten. Zudem sinkt auch der Wunsch nach einer Vermittlerrolle der Schweiz im Ukraine-Krieg.
Ukraine-Krieg: Schweizer widersprechen Bundesrat bei indirekten Waffenlieferungen
Ausserdem sprechen sich angesichts des Neutralitäts-Bekenntnisses überraschend viele Schweizer für indirekte Munitionslieferungen aus. 48 Prozent würden es Deutschland erlauben, in der Schweiz gekaufte Panzer-Munition in die Ukraine zu schicken, 41 Prozent sind dagegen. Der Bundesrat untersagte die Lieferung der Munition und berief sich dabei auf die Neutralität. Bei direkten Waffenlieferungen sprechen sich 61 Prozent der Befragten dagegen aus.
In der Schweiz sinkt auch die Solidarität mit den Flüchtlingen aus dem Ukraine-Krieg, sie ist aber immer noch sehr hoch: 78 Prozent befürworten die Aufnahme der Geflüchteten, im März waren es 82 Prozent.
Hier gibt es einen tiefen Graben zwischen den politischen Lagern: 91 Prozent der Links-Wähler sind für die Aufnahme, nur vier Prozent dagegen. Bei den Wählern rechter Parteien sind 27 Prozent dagegen und nur 62 Prozent dafür.
Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat die Schweiz rund 67'000 Ukrainer aufgenommen. Aufgrund der angespannten Versorgungslage, der häufigen Raketenangriffe und des kommenden Winters wird mit Tausenden weiteren Migranten gerechnet.