Ukraine-Krieg: Kasparow kritisiert Schweiz als «Komplizin Putins»
Die russische Schach-Legende Kasparow kritisiert die neutrale Haltung der Schweiz im Ukraine-Krieg. Wer der Ukraine nicht helfe, stimme einem Völkermord zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Der russische Schachweltmeister Garri Kasparow gilt als Kreml- und Putin-Kritiker.
- Seiner Ansicht nach macht sich die Schweiz im Ukraine-Krieg zur Komplizin Russlands.
- Denn der Bundesrat will der Ukraine weder Munition noch Waffen liefern.
Garri Kasparow ist nicht nur eine Legende des Schachsports, der 59-Jährige gilt auch als einer der schärfsten russischen Kreml-Kritiker. Der Oppositionspolitiker, der in New York lebt, kritisiert regelmässig Putin und dessen Ukraine-Krieg.
Nach dem Rückzug der russischen Truppen aus Cherson ist der Schachweltmeister überzeugt, dass Russland den Ukraine-Krieg verliert. Das erklärt er in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger».
Dies, obwohl die Ukraine weniger Waffen vom Westen erhalte, als das Land verlange. Hier sieht Kasparow auch die Schweiz und den Bundesrat in der Pflicht: «Putin greift gezielt Zivilisten an.» In dieser Situation müsse man seine Position überdenken.
Ukraine-Krieg: Kasparow sieht Schweiz in «indirekter Schuld»
«Was in der Ukraine passiert, ist nicht einfach ein Krieg», erläutert die Schach-Legende im Interview. Und kritisiert: «Wer der Ukraine nicht hilft, stimmt einem Völkermord zu, den jeder sehen kann.» Dabei gehe es nicht darum, sich auf die Seite einer Kriegspartei zu stellen. Es gehe darum, sich auf die Seite der Menschlichkeit zu stellen.
Kasparow teilt aus: «Die Schweiz macht sich zur Komplizin Putins.» Wenn die Schweiz Waffen liefere, helfe sie, unschuldige Ukrainer zu retten. «Wenn sie es nicht tut, nimmt sie in Kauf, dass Frauen und Kinder getötet werden.» Kasparow spricht dabei von einer «indirekten Schuld».
Der Bundesrat «hätte etwas tun können, um die Menschen zu retten. Die Schuldfrage ist hier vielleicht nicht schwarz und weiss. Aber sicher befindet sich die Schweiz im Graubereich», sagt der 59-Jährige.
Seiner Schätzung nach werde Moskau nächsten Frühling die Munition ausgehen. Eine Niederlage Russlands würde dann nicht nur zum Kollaps Putins und seines Regimes führen. Sondern auch zu «einer dramatischen Veränderung des russischen Staates, der russischen Geschichte». Es käme zu einer Situation wie im Revolutionsjahr 1917.