Ukraine Krieg: Russische Drohnen fliegen mit Schweizer Chips
Russische Drohnen flogen mit von einer Schweizer Firma hergestellten GPS-Chips. Auch im Ukraine-Krieg könnten Schweizer Technologien zum Einsatz kommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Aufklärungs- und Kampf-Drohnen sind in Konflikten wie dem Ukraine-Krieg essenziell.
- Russische Drohnen setzten offenbar einst auf Schweizer Technologie.
- Wie Recherchen des «Sonntagsblick» zeigen, könnte dies auch heute noch der Fall sein.
Die Orlan-10 ist eine Drohne, die von den russischen Streitkräften eingesetzt wird. Eigentlich handelt es sich um eine Aufklärungsdrohne – doch im Ukraine-Krieg wird sie zunehmend auch zur Kampfdrohne umgebaut. Mit Granaten bestückt, nimmt sie ihre Ziele ins Visier und vernichtet diese.
Recherchen des «Sonntagsblick» ergeben nun, dass diese Drohnen – zumindest früher – mit einem entscheidenden Schweizer Bauteil unterwegs waren. Konkret geht es um ein GPS-Modul, das die Schweizer Firma U-Blox lieferte. Eine in Thalwil ZH lokalisiertes, in den 90er-Jahren entstandenes Spin-Off der ETH.
Herausgefunden hat dies die Recherchegruppe Conflict Armament Research (CAR). Das Unternehmen zerlegte eine Orlan-10, die 2016 gefunden wurde, in ihre Einzelteile. Mitarbeiter Damien Spleeters sagt zum «Sonntagsblick»: «Wir wissen mit Sicherheit, dass diese Drohnen, die Russland 2016 benutzte, mit diesem Schweizer GPS-Chip flogen.»
Ob die Orlan-10 auch im Ukraine-Krieg mit diesem Chip unterwegs ist, liesse sich nicht sagen. Doch sei es sehr wahrscheinlich.
Ukraine-Krieg: Militärischer Einsatz lässt sich nur teilweise verhindern
Steven Etzold, Leiter Business Marketing bei U-Blox, nimmt Stellung: «Dieser Chip ist von uns nicht zur militärischen Nutzung gedacht.» Das Problem sei, dass das Modul variabel eingesetzt werden könne. Die Firma stellt sodann auch Navigationschips für Geräte wie Auto-Navis, Handys und sogar Rasenmäher her.
Bestimmte Mechanismen können den Nutzungsbereich jedoch einschränken. «Wenn eine gewisse Beschleunigung erreicht wird, schaltet das GPS-Modul automatisch ab.» Dies könne etwa verhindern, dass das Modul bei einer Rakete zum Einsatz kommt.
Bei einer Drohne ginge dies jedoch nicht. Denn ob diese militärisch oder zivil eingesetzt wird, lässt sich nicht von der Geschwindigkeit ableiten.
Auch vertraglich werden Massnahmen getroffen: So wird in Geschäftsbedingungen mit Handelspartnern von U-Blox Nutzung im Kontext zu Waffen ausgeschlossen. Etzold: «Trotzdem erfuhren wir 2018 davon, dass eines der von uns bereits 2012 verkauften GPS-Module in einer militärischen Applikation angewendet wurde.»
Bei einem Vertragsbruch drohen jedoch nur milde Konsequenzen: Der Handelspartner wird nicht mehr beliefert – weiteres geschieht nicht. Weiter sei es schwierig, zu erkennen, wer einen Vertragsbruch begeht. Dies, weil ein Produkt über zig Firmen weiterverkauft werden kann.