Unia fordert: «Es braucht mehr Schutz für Bauarbeiter»
Die Unia erfasste in einer Umfrage über die Verhältnisse auf Baustellen die Stimmen von 12'000 Bauleuten. Das Thema scheint zu beschäftigen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Arbeitsbedingungen auf Schweizer Baustellen lassen laut Unia zu wünschen übrig.
- 2019 lancierte sie eine Umfrage für Bauleute, heute präsentierte sie die Resultate.
- Nun will die Gewerkschaft gemeinsam mit den Beteiligten nach Lösungen suchen.
Bauarbeiter in der Schweiz leiden immer stärker unter Terminstress und -Druck. Das stellte die Gewerkschaft Unia in einer Umfrage unter Bauleuten fest. Dadurch komme die Arbeitssicherheit zu kurz und die Qualität der Arbeit nehme allgemein ab. Jeder sechste Bauarbeiter verunfallt pro Jahr, 20 Arbeitende sterben jährlich auf dem Bau.
In der gross angelegten Umfrage erkundigte sich die Gewerkschaft zwischen Juni und Oktober 2019 bei rund 12'000 Bauarbeitern. Dies entspricht ungefähr 15 Prozent aller Bauleute in der Schweiz. Die grosse Zahl der Teilnehmenden zeigt: das Thema bewegt.
Termindruck auf dem Bau führt zu Stress
Ein grosses Problem für viele der Bauleute ist der zunehmende Termindruck und der damit einhergehende Stress auf dem Bau. 78 Prozent der Befragten bestätigen gegenüber der Gewerkschaft eine solche Zunahme. «Bauherren verlangen immer knappere, unrealistischere Termine. Ausbaden müssen das dann die Bauarbeiter», erklärt Chris Kelley, Co-Leiter der Sektion Bau bei der Unia.
«Die heutige Bauindustrie ist ein einziger Konkurrenzkampf, viele Firmen sehen sich gezwungen, diese unrealistischen Termine anzunehmen», führt Kelley weiter aus.
73 Prozent der Befragten sagten weiter aus, dass der Stress sich auch auf der Baustelle stark auswirkt. Dies führe zu mehr Unfällen am Arbeitsort. Weiter leide die Gesundheit sowie das private Leben unter dem zunehmenden Stress.
Unia und Bauarbeiter fordern Massnahmen
Zudem konnte man einen deutlichen Rückgang beim Baupersonal feststellen. Insbesondere bei festangestellten Bauarbeitern wurde der Bestand deutlich reduziert – während der Anteil der Temporärbeschäftigten jedoch zunahm.
Fast jeder sechste Bauarbeiter sei laut Unia nur noch temporär angestellt. «Das heisst, mehr leisten mit weniger Leuten. Und dann ist klar, mit diesem Druck wird das Fass zum Überlaufen gebracht», so Kelley.
Ein ehemaliger Bauarbeiter, Antonio Ruberto, zeichnet ein ähnliches Bild: «Früher hat man ein Einfamilienhaus mit sechs bis sieben Personen gebaut. Heute wird das gleiche Projekt mit der Hälfte von Bauarbeitern gestartet.»
Für die Unia ist klar: «Es braucht mehr Schutz für die Bauarbeiter.» In Zusammenarbeit mit Bauarbeitern werden Lösungen erarbeitet. «Es geht darum, dass Betroffene zu beteiligten werden», erklärt Kelley.
Die Forderungen der Bauarbeiter enthalten bisher eine Änderung der Arbeitsorganisation, realistische Terminsetzung und eine Begrenzung der Überstunden.