Vertrauen der Schweizerinnen und Schweizer in die AHV sinkt
Das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung in die AHV ist gesunken. Eine Mehrheit setzt in der Vorsorge jetzt auf Eigenverantwortung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Bevölkerung setzt in der Vorsorge vermehrt auf Eigenverantwortung.
- Durch die Coronakrise wurde das Vorsorgebedürfnis verstärkt.
- Der AHV wird immer weniger Vertrauen entgegengebracht.
Die Schweizer Bevölkerung bringt der AHV immer weniger Vertrauen entgegen. Entsprechend gewinnt die private Altersvorsorge weiter an Bedeutung, wie das am Donnerstag von Raiffeisen veröffentlichte Vorsorgebarometer zeigt.
Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung setze in der Vorsorge auf Eigenverantwortung, heisst es in der neuen Studie.
Das beeinflusse das Vorsorgeverhalten positiv: Je stärker man sich in der Verantwortung sehe, desto eher werde ein Säule-3-Produkt eröffnet. Verstärkt wurde das Vorsorgebedürfnis auch durch die Coronakrise.
Eigenverantwortung in Deutschschweiz am stärksten ausgeprägt
Je nach Alter und nach Region zeigten sich allerdings auch Unterschiede: Je älter die Person, desto mehr sieht sie sich laut der Umfrage selbst in der Verantwortung, während sich junge Erwachsene am häufigsten «auf den Staat» verlassen. Zudem ist in der Deutschschweiz die Eigenverantwortung punkto Vorsorge am stärksten ausgeprägt, in der Romandie am geringsten.
In der «Vertrauensfrage» erklärten noch 16 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer, für ihre Altersvorsorge auf die AHV zu vertrauen. Etwas höher als im Vorjahr fiel mit 17,8 Prozent das Vertrauen auf die Pensionskasse aus. Das höchste Vertrauen geniesst aber die private Altersvorsorge über die dritte Säule mit einem Anteil von 50,3 Prozent.
30 Prozent befürworten Erhöhung auf 65 Jahre
Mehr Zuspruch erhielt auch eine Anpassung des Rentenalters: Mittlerweile stehe eine Mehrheit von über 76 Prozent einer solchen positiv gegenüber. Nur 21,5 Prozent wollten den Status Quo beibehalten, heisst es in der Studie. Bei der Ausgestaltung gehen die Meinungen allerdings auseinander: Eine Erhöhung auf 65 Jahre für beide Geschlechter wird von rund 30 Prozent befürwortet, rund 30 Prozent will dagegen kein fixes Rentenalter und eine «Entpolitisierung» des Themas.
Einen flexibleren Start in die Pensionierung wünschen sich vor allem auch junge Erwachsene. Dagegen ist das Arbeiten über die Pensionierung hinaus für immer weniger Personen eine Option. Über ein Viertel der befragten Personen kann sich nicht vorstellen, nach Erreichen des ordentlichen Rentenalters weiterhin erwerbstätig zu sein - je näher der Altersrücktritt rückt, desto weniger vorstellbar ist eine solche Verlängerung.
Das «Raiffeisen-Vorsorgebarometer» basiert auf einer vom 22. bis 30. Juni 2021 durchgeführten Bevölkerungsbefragung bei 1'041 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren. Die Studie dazu wurde in Zusammenarbeit mit der School of Management and Law der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) erstellt.