Verwaltungsrat der Spitalgruppe Thun tritt nicht zur Wiederwahl an
Sechs von sieben Verwaltungsräten der Thuner Spitalgruppe STS AG treten zurück. Vorwürfe gegen den Gesundheitsdirektor werden laut.
An der Generalversammlung am kommenden Mittwoch werden sich 6 von 7 Verwaltungsräten der Thuner Spitalgruppe STS AG nicht zur Wiederwahl stellen. Dies hat der Verwaltungsrat bekanntgeben. Zudem macht er Vorwürfe an den kantonalen Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg.
Zwei Verwaltungsräte hatten ihre Demission bereits im Vorfeld bekanntgegeben. Vier weitere teilten dieselbe Absicht nun am Montag in einer Mitteilung mit. Darunter auch Gabriel Schär, der Präsident der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland AG.
Einzig verbleibendes Mitglied sei Corinne Reuteler, die Vertreterin aus der Region Simmental-Saanenland.
Der Verwaltungsrat begründete den Schritt mit von Regierungsrat Schnegg «mündlich geäusserten Absichten, an der Generalversammlung breit den Verwaltungsrat nicht wiederzuwählen».
Schneggs Rolle in Frage gestellt
Schnegg habe zudem bereits neue Verwaltungsräte und einen neuen Präsidenten bestimmt.
Er habe bei den Verhandlungen zwischen der STS AG und Medaxo AG über das Spital Zweisimmen massiven Druck auf die STS AG ausgeübt, um eine Finanzierung mittels «Direktzahlungen in Millionenhöhe zuzustimmen».
«Eine legale Finanzierung, wie sie die Verhandlungsdelegation der STS AG vorgeschlagen hatte, wies er indes zurück.»
Der Verwaltungsrat sei «irritiert über die Druckausübung von Regierungsrat Schnegg, die Einmischung in die Verwaltungsratsgeschäfte und die Planung der Abwahl», so eine Mitteilung.
Finanzielle Unstimmigkeiten und Kritik
Anfang Juni war bekannt geworden, dass die STS AG das Spital Zweisimmen doch nicht an Medaxo AG übergeben will. Gemeindevertreter aus dem Obersimmental und Saanenland kritisierten das Unternehmen deswegen scharf.
Die Finanzkontrolle des Kantons Bern hatte im Juni festgestellt, dass für diese Übertragung keine gesetzliche Grundlage vorhanden ist.
In einer Mitteilung vom Montag bekräftigte der Verwaltungsrat erneut seine Ablehnung gegenüber Finanztransaktionen, welche laut Finanzkontrolle unzulässig seien.
Die Veröffentlichung eines Berichts der Finanzkontrolle ist geplant. Dieser soll zeigen, dass Schneggs geforderte Finanzierung «zu rechtlichen Schritten gegen den Spitalrat geführt hätte und somit nicht rechtens ist».
Zukunft des Spitals Zweisimmen
Im März sprach sich der Berner Regierungsrat für Medaxo AG als künftige Betreiberin des Spitals Zweisimmen aus. Die STS AG wurde angewiesen, das Spital zum Wert von einem Franken und mit einem Finanzierungsbeitrag von fünf Millionen Franken an Medaxo AG zu übertragen.
Im März trat zudem der CEO der STS AG zurück.