Wahlen 2023: Bund hat Parteienstärke falsch berechnet
Der Bund hat am Sonntag bei den Wahlen 2023 falsche Parteistärken bei den Nationalratswahlen publiziert. Das wurde bei Qualitätskontrollen festgestellt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bund hat am Sonntag die Parteisteärken im Nationalrat falsch berechnet.
- Bei einer Qualitätskontrolle sei der Fehler aufgefallen, heisst es am Mittwoch.
- Die Korrektur hat aber keine Auswirkung der Sitzverteilungen.
Die Korrektur hat keine Auswirkungen auf die Verteilung der Sitze und die gewählten Nationalrätinnen und Nationalräte. Jedoch bleibt die FDP gemäss korrigierten Zahlen die drittstärkste politische Kraft im Land.
Ihr Ergebnis wurde zwar um 0,13 Prozentpunkte auf 14,3 Prozent nach unten korrigiert. Weil die Stärke der Mitte-Partei am Sonntag aber sogar um 0,52 Prozentpunkte zu hoch angegeben wurde, fällt sie nun hinter die Freisinnigen zurück. Die Mitte kommt gemäss korrigierten Zahlen auf einen Wähleranteil von 14,1 Prozent.
Am grössten ist die Differenz bei der SVP. Sie kommt auf einen Wähleranteil von 27,9 Prozent – statt wie am Sonntag angegeben auf 28,6 Prozent. Die SP kommt auf 18,3 Prozent – statt wie angegeben auf 18,0 Prozent.
Resultate von drei Kantonen mehrfach berechnet
Grund für den Fehler bei der Berechnung der nationalen Parteistärken sei eine fehlerhafte Programmierung im Datenimportprogramm für die drei Kantone Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden und Glarus.
Diese Kantone mit nur einem Nationalratssitzliefern lieferten ihre Daten in einem anderen Format als die übrigen, schreibt das Bundesamt für Statistik (BFS). Bei der Verarbeitung der seitens der drei Kantonen korrekt gelieferten Daten erfolgte die fehlerhafte Berechnung.
Das fehlerhafte Programm verursachte eine Mehrfachzählung (drei- bis fünffach) der in den drei Kantonen abgegebenen Stimmen für die dort angetretenen Parteien. Diesen Parteien wurden demnach zu viele Stimmen zugerechnet, was sich in einer zu hohen nationalen Parteistärke bei der SVP, der Mitte und der FDP niederschlägt.
Es gebe ein Bestreben, die wegen des Föderalismus verschiedenen Übermittlungsprogramme zu standardisieren, damit es alle Kantone künftig gleich machten, sagte Ulrich. Wegen des Föderalismus schickten die Kantone Daten aus ihren eigenen Systeme. Es sei ein Wunsch des BFS, dass überall das gleiche System benutzt werde.
«Menschlicher Fehler»
Es handle sich dabei um einen menschlichen Fehler, sagte BFS-Direktor Georges-Simon Ulrich am Mittwochnachmittag vor den Medien. Im Interview mit Nau.ch betont Ulrich, dass wichtigste sei, dass der Fehler entdeckt und korrigiert worden sei.
Der Chef selbst steht hin und übernimmt die Verantwortung. «Die Person, die den Fehler begangen hat, hat selber ein genug schlechtes Gewissen. Das reicht für den Moment auch», sagt Ulrich auf mögliche Konsequenzen angesprochen.
Das für die Übermittlung der Daten aus den Kantonen zum Bund verwendete System ist bei den Nationalratswahlen am Sonntag zum ersten Mal angewendet worden. Die Daten seien getestet worden, aber offensichtlich zu wenig, so Ulrich weiter.
Die beim Bundesamt für Statistik passierte Panne am Wahlsonntag ist die grösste seit den 1990er-Jahren. Das räumte eine BFS-Vertreterin am Mittwoch in Bern vor den Medien ein.
Es gebe ein Bestreben, die wegen des Föderalismus verschiedenen Übermittlungsprogramme zu standardisieren, damit es alle Kantone künftig gleich machten, sagte Ulrich. Wegen des Föderalismus schickten die Kantone Daten aus ihren eigenen Systeme. Es sei ein Wunsch des BFS, dass überall das gleiche System benutzt werde.
FDP irritiert über Berechnungsfehl
Die FDP ist irritiert über den Berechnungsfehler bei den Parteistärken am Wahlsonntag. Dass das BFS am Sonntagabend nicht korrekte Wähleranteile publizierte, stört sie, schreibt die Partei auf «X».
Die nach den Wahlen angerissene Diskussion über die Bundesratsvertretung der FDP dürfte damit vom Tisch sein. Mitte-Präsident und Nationalrat Gerhard Pfister (ZG) hatte die Freisinnigen auf ihre Aussage behaften wollen, wonach die drei wählerstärksten Parteien Anspruch auf zwei Bundesratssitze haben.
Nachdem die Mitte aufgrund des Berechnungsfehlers am Mittwoch wieder auf dem vierten Platz gelandet ist, fehlt dieser Argumentation die Grundlage.