Wahlen 2023: Neue Kandidierende hatten kaum Chancen
Der Blick in die Statistik nach den Wahlen 2023 zeigt: Neue Kandidierende hatten auch heuer kaum Chancen auf Mandate. Die Wiederwahlquote liegt bei 89 Prozent.
Das Wichtigste in Kürze
- Für neue Kandidierende ist es sehr schwer, Bisherige auf ihren Listen zu überflügeln.
- Bei den Wahlen 2023 gelang dies nur in sieben Fällen – bei fast 6000 neuen Kandidierenden.
- Seit 1995 sind 143 von 206 Nichtwiederwahlen auf Sitzverluste der Partei zurückzuführen.
Bei den Nationalratswahlen 2023 in der Schweiz wurden von 170 amtierenden Parlamentariern 151 wiedergewählt. Aber nur sieben von fast 6000 Neu-Kandidierenden konnten mehr Stimmen als die Amtsinhaber auf ihrer Liste erzielen. Dies berichtet die Informationsplattform «DeFacto», welche auf die Publikation von Kurzfassungen wissenschaftlicher Artikel aus der Politologie fokussiert.
Von den begehrten 200 Sitzen im Nationalrat wurden fast alle von bisherigen Mitgliedern besetzt: Die Wiederwahlquote lag bei beeindruckenden 89 Prozent. Dies ist keine Ausnahme, da die Wiederwahlquote seit 1995 und 2023 immer zwischen 80 und 90 Prozent lag.
Nichtwiederwahl wegen Sitzverlust
Die meisten Nichtwiederwahlen resultierten indes aus Sitzverlusten der Partei, nicht aus dem Erfolg neuer Kandidaten. Nur vier der Nichtwiederwahlen waren auf neue Kandidaturen zurückzuführen, die Amtsinhaber verdrängten.
Bisherige Parlamentsmitglieder haben sehr gute Chancen wiedergewählt zu werden, erklärt @georglutz. Wenn Mitglieder nicht wiedergewählt werden, liegt das meistens an einem Sitzverlust der Partei. https://t.co/DAKzX5kkDT pic.twitter.com/O89WGNfTKe
— DeFacto - Belegt, was andere meinen (@defactoexpert) October 30, 2023
Auch dieses Muster stellt keine Ausnahme dar, wie «DeFacto» weiter ausführt: Insgesamt waren zwischen 1995 und 2023 143 von 206 Nichtwiederwahlen auf Sitzverluste zurückzuführen. Nur in 63 Fällen wurden Parlamentarier abgewählt, weil neue Kandidierende sie auf ihrer Liste überflügelten.
Frauen mit besseren Wiederwahlchancen
Frauen profitieren mittlerweile genauso stark von diesem sogenannten «Bisherigenbonus» wie Männer. Bei den Wahlen 2023 wurden sowohl bei Männern als auch bei Frauen etwa gleich viele Amtsinhaber wiedergewählt: 89 Prozent respektive 88 Prozent. In allen grösseren Parteien haben Frauen höhere Chancen auf eine Wiederwahl als Männer, mit Ausnahme der Grünen.
Diese Zahlen liessen aufhorchen, wie «DeFacto» erklärt: Der «Bisherigenbonus» sei in der Schweiz enorm und schränke den Wettbewerb um die begehrten Nationalratssitze ein. Neue Kandidaturen hätten fast nur dann eine Chance, wenn es in ihren Parteien zu Rücktritten oder Sitzgewinnen komme.