Walliser Wölfe locken Touristen an
Wolfsrudel breiten sich in der Schweiz immer weiter aus. Bauern mögen die Tiere nicht. Touristen hingegen folgen immer öfter den Spuren der Rudeltiere.
Das Wichtigste in Kürze
- Wölfe breiten sich in der Schweiz immer weiter aus.
- Dies lockt besonders im Wallis viele Touristen an.
Zwischen 130 und 150 Wölfe leben in mindestens 13 Rudeln derzeit in der Schweiz. Sie verteilen sich auf die Region zwischen Jura und den Südalpen. Schafzüchter, Jäger und Lokalpolitiker ärgern sich über die Ausbreitung der Tiere. Touristen hingegen zahlen sogar, um den Spuren der Rudeltiere zu folgen.
Spurensuche für 100 Franken
100 Franken blättern Wolfsbegeisterte für die eintägige Spuren-Suche hin. Sie findet in Bürchen VS unter der Leitung der Tourenleiter David Gerke und Peter Imboden statt. «Dass wir einen Wolf beobachten, ist sehr unwahrscheinlich», so Gerke gegenüber der «Sonntagszeitung». Also gibt sich die Gruppe mit den (Kot)-Spuren des Wolfes zufrieden.
Die Tourenleiter bringen den Touristen unterwegs die Lebensweise der Rudeltiere näher. Wie sie mit der Jagd auf Hirsch und Reh den Wildtierbestand regulieren. Doch immer häufiger reissen die Wölfe Schafe und Ziegen. Landwirte schützen ihre Herden immer besser, weshalb die Wölfe vermehrt auch auf Rinder ausweichen.
815 Risse waren es zuletzt – ein Rekord. 2019 waren es rund die Hälfte, wie eine aktuelle Statistik der Koordinationsstelle für Raubtiere (Kora) zeigt. Immer mehr Regionen beantragen daher den Abschuss der Wölfe. Sogar Umweltverbände unterstützen diese Anliegen.
Grosses Interesse an Touren
«Wenn Wölfe angefüttert werden, wird es gefährlich. Gleichzeitig funktioniert ein Vergrämen der Tiere fast nie», wie Gerke gegenüber der Zeitung sagt. Somit unterstützt auch er als Mitglied der Gruppe «Wolf Schweiz» die Abschussanträge.
Auf besagter Wolfs-Tour bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer keinen Wolf zu sehen. Trotzdem: «Der Wolf fasziniert – auch wenn ich ihn nicht sehe, erlaubt die Tour eine andere Perspektive auf ihn.» Dies sagt ein Teilnehmer aus dem Kanton Bern.
Das Interesse für Wolfs-Touren ist gross, wie Gerke sagt. Die Veranstaltungen seien alle schnell ausgebucht – sogar die zweitägigen Touren für 400 Franken. Auch für das kommende Jahr gäbe es bereits Anmeldungen.
Im Walliser Kontext
Der Walliser Tourismusdirektor, Damian Constantin, hingegen, ist über den Wolfs-Tourismus wenig erfreut. «Beim Wolf ist es so, dass er ein Raubtier ist. Man sieht ihn sehr selten oder fast nie. Das muss man in einen Walliser Kontext stellen – und in diesem stört der Wolf mehr.»
Gerke hingegen will seine Touren weiter organisieren. Zur Not auch auf eigene Faust. «Eigentlich brauchte der Tourismus hier ja neue Impulse», sagt er gegenüber der «Sonntagszeitung».