WEF: Davoserin erklärt, warum sie ihre Wohnung nicht vermietet

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Prättigau,

Das WEF lässt die Unterkunftspreise in Davos explodieren. Viele Wohnungsbesitzer profitieren – einige entscheiden sich aber gegen das Vermieten.

WEF
Davos – inklusive den Wohnungen, die der Bündner Ort zu bieten hat – steht im Januar wieder einmal im Mittelpunkt. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nicht alle Besitzerinnen und Besitzer geben ihre Davoser Wohnung fürs WEF frei.
  • Die Privatsphäre sei wichtiger als mögliche Einnahmen, argumentiert eine von ihnen.
  • Ein Immobilien-Experte erklärt zudem, wie die hohen Preise überhaupt zustande kommen.

Das WEF ist für Wohnungsbesitzerinnen und -besitzer in Davos eine Goldgrube. Viele Reiche reisen für den Grossanlass ins Bündnerland – und zahlen astronomische Preise für eine Unterkunft. Pro Nacht liegt ein fünfstelliger Betrag drin!

Auf der Plattform Airbnb ist beispielsweise eine Zwei-Zimmer-Wohnung für über 11'000 Franken pro Nacht ausgeschrieben. Für eine Woche WEF kann da ein Betrag weit über 50'000 Franken zusammenkommen. Und das für eine Wohnung mit nur einem Schlafzimmer mit zwei Betten, einem Wohnzimmer und einem Badezimmer.

Auch Victoria B.* und ihr Mann besitzen eine Wohnung in Davos. Auf das Vermieten während des WEF verzichten die beiden aber bewusst.

Privatsphäre wichtiger als Mega-Einnahmen

Gegenüber Nau.ch erklärt Victoria: «Die Wohnung ist seit 20 Jahren unser zweites Zuhause. Wir vermieten die Wohnung auch sonst nicht an fremde Gäste.»

Es gehe ihnen darum, die «Privatsphäre zu bewahren». Es sei eine «unangenehme Vorstellung», unbekannte Personen in ihren Betten zu haben. Zudem müsste man diverse Gegenstände räumen, was ein zusätzlicher Aufwand wäre.

Waren Sie schon einmal in Davos?

B. nennt noch einen weiteren Grund: «Wir haben ausserhalb des WEF schlechte Erfahrungen mit dem Vermieten einer Immobilie gemacht. Auch deshalb wollen wir unsere Davoser Wohnung während dem WEF nicht vermieten.»

Eine Versuchung seien die hohen Preise nicht, so Victoria. «Wir haben lediglich gehört, es sei lukrativ und es decke zirka die Nebenkosten. Aber die genauen Preise kennen wir nicht.»

Von den immensen Mietpreisen in Davos während des WEF hält die Wohnungsbesitzerin nicht viel. Sie sagt: «Es ist sehr schade und ungünstig für den normalen Tourismus in Davos.» Sehr viele Geschäfte würden ihre Waren ausräumen und ihr Lokal ans WEF vermieten. Davos sei zu dieser Zeit «am unschönsten».

Experte: WEF bringt grosse Nachfrage – bei kleinem Angebot

Doch wie kommen die horrenden Preise während des WEF zustande?

Robert Weinert, Leiter Research bei Wüest Partner, erklärt: «Es handelt sich um einen sehr grossen und bedeutenden Event in einem kleinen Ort. Von daher ist die Beherbergungsnachfrage deutlich grösser als das Angebot.»

Für die Teilnehmenden und die Organisationen dahinter ist der Nutzen laut Weinert mehrheitlich grösser als die Kosten, die daraus entstehen. Dies, obwohl zu den Wohnungskosten noch Reisekosten und andere Ausgaben dazukommen.

Davos
Davos ist zwar schön gelegen, aber so richtig viel Platz bietet der Ort für einen Grossanlass wie das WEF nicht. - Nau.ch / Simone Imhof

Das Fazit des Experten: «Man kann sich jetzt fragen, ob das Preistreiberei oder einfach die freie Marktwirtschaft ist. Aus meiner Sicht eher die freie Marktwirtschaft.»

Die Preise und Mieten in Davos stiegen in den vergangenen Jahren ohnehin an – nicht nur wegen des WEF, betont Weinert: «Die Corona-Pandemie mit dem beliebter werdenden Homeoffice sorgte dafür, dass das Interesse an Zweitwohnungen zunahm. Zudem werden wenige Erstwohnungen gebaut oder bestehende Erstwohnungen noch in Zweitwohnungen umgewandelt.» Alles in allem führt dies dazu, dass die Wohnungsnachfrage grösser ist als das Angebot.

Macron, Selenskyj und Amherd erwartet

Das WEF findet von heute bis Freitag statt. 2800 Gäste aus aller Welt nehmen am Grossanlass teil.

Darunter sind insbesondere grosse Namen aus der Politik, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj oder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Es sind auch mehrere Bundesräte vertreten – inklusive Bundespräsidentin Viola Amherd.

Aber auch wirtschaftliche Schwergewichte sind dabei. Dazu gehören beispielsweise ChatGPT-Erfinder Sam Altman oder UBS-CEO Sergio Ermotti.

*Name von der Redaktion geändert

Kommentare

User #2982 (nicht angemeldet)

Sie bringen zig Artikel über die "Abzocker" und über "Wucherpreise", zitieren dann aber einen Experten, der klar sagt: "Aus meiner Sicht eher die freie Marktwirtschaft.» Trotzdem ignoriert man diese Aussage einfach und bläst weiterhin in das selbe Horn. Man bietet ein hochwertiges Angebot zu Marktpreisen, wird aber permanent durch den Dreck gezogen und als "Abzocker" dargestellt. Es ist aber auch deutlich einfacher als Journalist in 5 Minuten irgendwelche Angebote im Internet rauszusuchen und jedes Jahr die selbe Story aufzuwärmen als effektiv über den Anlass, deren Inhalt / Nutzen und deren Teilnehmer zu recherchieren... Well done!

User #6539 (nicht angemeldet)

Was machen die alle dort ? Es bringt sowieso nichts als Schaden der Umwelt und Geldgier ..

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