Wegen Schulschliessung zittert Berggemeinde um Dorfleben
Die Schule in einem kleinen Dorf im Kanton Waadt wird voraussichtlich schliessen. Den Einwohnerinnen und Einwohnern passt das gar nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schule in der Gemeinde Cobeyrier VD soll wegen zu weniger Schüler geschlossen werden.
- Die Bewohnenden zeigen sich um ihr Dorfleben besorgt.
- «Der Kern des Dorfs würde nicht mehr existieren», sagt die Gemeindepräsidentin.
Das kleine Dorf Cobeyrier im Kanton Waadt liegt auf über tausend Metern und hat nur knapp über 400 Einwohnende. An der Dorfschule wird deswegen seit über 200 Jahren im Mehrstufensystem unterrichtet.
Das heisst: Eine Lehrperson betreut Kinder in unterschiedlichem Alter. Momentan sind es im Dorf zehn Schülerinnen und Schüler im Alter von vier bis acht.
Weil es jedes Jahr immer weniger Schülerinnen und Schüler gibt, soll die Schule nun geschlossen werden. Dies entschied die verantwortliche Schuldirektion. Und sorgt damit bei den Dorfbewohnerinnen und -bewohner für Ärger.
Kinder sind «traurig»
Bereits die Schulkinder sind sich der Ernst der Lage bereits bewusst. Gegenüber der SRF-Sendung «Schweiz Aktuell» zeigen sich die Sprösslinge bedrückt: «Es ist doof», sagt etwa ein Mädchen. Ein anderes findet die Situation «traurig». Eine weitere Schülerin fordert: «Ich will, dass die Schule bleibt.»
Laurent Nicolier, ein besorgter Vater und Einwohner der Gemeinde, betont: «Bereits mein Grossvater war in einer Mehrstufenklasse und es hat immer funktioniert.» Aus jedem sei etwas geworden.
Gemeindepräsidentin Monique Tschumi sieht gar das Leben im Dorf gefährdet: «Es macht mir Angst, wenn die Schule zugehen würde», sagt sie. Denn dann würde der Kern des Dorfes nicht mehr existieren.
«Die Eltern, die sich wegen der Kinder treffen, hätten weniger Möglichkeiten, sich zu sehen», so Tschumi. All die Verbindungen, die es Dank der Schule gebe, würden durch die Schliessung wegfallen.
Weiter betont die Lehrerin im Dorf, Aude Borloz, wie wichtig der Austausch und die Interaktion der verschiedenen Altersklassen ist. «Ich beobachte, dass viel untereinander geholfen wird», sagt sie zum Sender.
Schuldirektorin: «Finanzieller Aspekt hat mir hereingespielt»
Die zuständige Schuldirektorin Frédérique Rebetez steht hinter ihrem Entscheid. Sie erklärt: «Ausschlaggebend für den Entscheid war die geringe Anzahl der Schüler.»
Im Gegensatz zur ansässigen Lehrerin kritisiert Rebetez die mehrstufigen Klassen in der Schule: «Bei dieser kann man den Austausch der Schüler im selben Jahrgang nicht mehr gewährleisten.» Weiter habe auch der finanzielle Aspekt bei der Entscheidung zur Schulschliessung mit hereingespielt.