Dorfleben vs. Stadt: So viele Menschen leben in der Schweiz
Über 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung wohnen in den Städten oder in deren direktem Einzugsgebiet. Das Dorfleben spielt trotzdem eine grosse Rolle.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Jahren steigt der Zuzug in die städtischen Ballungsräume der Schweiz.
- Die Trennlinie zwischen Stadt und Land wird gerne als Grüezi-Graben bezeichnet.
Schon immer lebten mehr Schweizer in den fruchtbaren Ebenen nördlich der Alpen und liessen hier grössere Städte entstehen. So richtig begann die Urbanisierung jedoch erst im 19. Jahrhundert und setzte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts so richtig durch.
Zum Vergleich: Im Jahr 1960 existierten in der Schweiz ganze 24 städtische Agglomerationen mit 2,1 Millionen Einwohnern. Dies entsprach knapp der Hälfte der Bevölkerung.
Mittlerweile ist die Zahl auf 49 Agglomerationen angewachsen, und knapp 85 Prozent der Bevölkerung (7,4 Mio. Menschen) leben in städtischen Gebieten.
Dorfleben: Die Agglomerationen der Schweiz
Als Agglomeration wird eine Gruppe von eng verbundenen Gemeinden bezeichnet, in deren Zentrum sich eine grössere Stadt befindet. Viele Berufstätige wohnen beispielsweise in Gemeinden mit grosszügigerem Wohnraum und pendeln täglich zur Arbeit in die Stadt. Umfasste eine Agglomeration in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Schnitt 4,6 Gemeinden, waren es 1990 schon 16,5 Gemeinden.
Die Unterschiede sind enorm
So umfasst die Agglomeration Zürich fast 1,4 Millionen Menschen. Während es in der Agglomeration Stein (Kanton Aargau) lediglich 6000 Einwohner sind. Hier lässt sich also noch wirklich von Dorfleben sprechen.
Der Zuzug in die grossstädtischen Gebiete ist dabei ungebrochen: So wuchs die Agglomeration Zürich seit 2000 um 22,1 Prozent und Genf sogar um 23 Prozent. Spitzenreiter ist Sion mit einem Wachstum von 31,9 Prozent.
Die Schweizer zieht es ins Dörfli zurück
Auch wenn statistisch nur 15 Prozent der Bevölkerung in Dörfern leben (etwa 1,3 Millionen Menschen), träumt die Mehrheit vom Dorfleben.
In einer Umfrage der Handelszeitung (Jahr 2016) gaben 72 Prozent der Befragten an, am liebsten im Dorf leben zu wollen.
Das Dorfleben ist seit 2020 wieder gefragter den je. Die Corona-Pandemie hat die Sehnsucht nach dem Leben im Grünen mit eigenem Garten noch verstärkt. Auch Kleinstädte sind beliebt. Die Agglomeration, in der die meisten tatsächlich wohnen, ist es dagegen ebenso wenig wie die Grossstadt selbst.
Dorf oder doch schon Stadt?
Die Grenze zwischen Dorf und Stadt wird offiziell bei 10'000 Einwohnern gezogen. Doch so manche Gemeinde, die darüber hinauswächst, verzichtet darauf, sich Stadt zu nennen.
Der ehemalige Präsident von Naters VS, das 2020 auf 10'322 Einwohner wuchs, dazu: «Der Begriff Stadt hätte einfach nicht zu Naters gepasst. Naters ist ein Dorf, wo man sich noch kennt.»
Umgekehrt darf sich das gerade mal 60 Einwohner zählende Dorf Werdenberg Stadt nennen, weil es das historische Stadtrecht besitzt. Weil dies nun doch etwas pompös klingt, bezeichnet man sich selbst dann doch lieber als Städtli.