Wetter: So schlecht war der Schweizer Sommer bisher
Der diesjährige Sommer fiel wortwörtlich ins Wasser. Das Wetter in der Schweiz verhielt sich ganz Sommer-untypisch. Eine Übersicht über die letzten Wochen.
Das Wichtigste in Kürze
- Extremer Regen, starke Unwetter und viel Hochwasser: Der Schweizer Sommer war schlecht.
- Über die letzten zwei Monate stürmte und regnete es, was das Zeug hielt.
- Nau.ch hat die Ereignisse des Hudelwetter-Sommers zusammengefasst.
Schon bald neigen sich die Sommerferien dem Ende zu. Obwohl in diesem Jahr wohl eher «Regen»-Ferien der angebrachte Begriff wäre. Wer diesen Sommer nicht im Ausland verbrachte, wurde hierzulande mit einer ordentlichen Portion Unwetter eingedeckt.
Der viele Regen sorgte in der Schweiz in den vergangenen Wochen für absolute Ausnahmesituationen. Nicht nur schlug das Wetter auf das Gemüt, auch kam es zu einigen Gefahrensituationen. Hier ein Überblick über die Sommermonate, die wortwörtlich ins Wasser gefallen sind.
Wetter: Mehr Regen und Blitze als im Vorjahr
Bereits im Juni gab es massiv mehr Blitze und Niederschlag als in den Vorjahren. Im Vergleich zum Vorjahresmonat blitzte es über fünfmal mehr. Im Kanton Bern waren es sogar über zehnmal mehr Blitze als im Juni zuvor.
A Cressier @arcinfo pic.twitter.com/ScNpAWzF34
— Henguely Matthieu (@HenguelyM) June 22, 2021
Und auch der Regen führte bereits Anfang Sommer zu den ersten Überschwemmungen. So standen beispielsweise die Strassen in Cressier und Frochaux NE unter Wasser, Autos und Häuser wurden beschädigt.
Aare und Vierwaldstättersee sorgten für Unruhe
Getroffen werden grundsätzlich alle Regionen der Schweiz, egal ob Zentralschweiz, Romandie oder Mittelland. Bei der Berner Feuerwehr gehen in den 30 Tagen vor dem 21. Juli über 3500 Alarme ein. Das entspricht in normalerweise etwa der Zahl eines halben Jahrs.
Ebenfalls gelitten hat die Stadt Luzern und die Regionen rund um den Vierwaldstättersee. Dort trat gar der See stellenweise über die Ufer. Geschützt wurde die Stadt Luzern von Sandsäcken und Wasserschläuchen.
Das Tessin kam zu Beginn des Monats noch beinahe ungeschoren davon, aber: Vergangene Woche stürmte es im Süden der Schweiz stark. Die Schäden sind immens, sogar eine Tankstelle stürzte unter dem Gewicht des Wassers ein.
Schweizer Unwetter forderte ein Todesopfer
Nicht immer gingen die Unwetter glimpflich aus: Erst diese Woche forderte ein Sturm ein Todesopfer. In Flums SG starb ein sechs Monate altes Baby an den Folgen einer schweren Verletzung.
Das Baby war demnach im Kinderwagen, als die Äste der Bäume auf die Frau und den Kinderwagen stürzten. Die zwei anderen Verletzten sind die Mutter (74) und der Vater (71) der Frau. Sie erlitten leichte Verletzungen. Der 71-Jährige konnte das Spital mittlerweile verlassen.
Versicherungen verzeichnen hohe Schäden
Wohlgemerkt: Zwischen dem 20. Juni und dem 13. Juli rechnet allein der Versicherer Mobiliar mit 60'000 Unwetter-Schäden. Die Summe beläuft sich laut der Schätzung auf 280 Millionen Franken.
Die Gebäudeversicherung Bern (GVB) rechnete mit Schäden von 110 Millionen Franken – wobei Schutzmassnahmen Schlimmeres vereitelt haben. Schlussendlich gingen bei der GVB Hochwasserschäden von rund 65 Millionen Franken ein.
Schäden von rund 35 Millionen Franken seien durch Schutzmassnahmen von Privatpersonen und der öffentlichen Hand verhindert worden. In Bern und Luzern wurden unlängst die Sandsäcke und Wasserblockaden wieder abgeräumt. Die Hochwasser-Gefahr scheint sich wieder beruhigt zu haben.
Wetter versaut Badis die Saison
Besonders gelitten haben die Schweizer Freibäder. «Bei den vielen Regentagen haben wir nicht so viele Besucher», sagt Beat Wüthrich auf Anfrage von Nau.ch Anfang Juli. Wüthrich ist Anlagechef des Freibads Marzili in Bern.
Trotz der vielen Regentage und dem miesen Wetter beschweren sich die Badibetreiber bisher noch nicht über die tiefen Besucherzahlen.
Tiere flüchten vor Unwetter aus Naturschutzgebiet
Doch nicht nur die Menschen leiden unter dem extremen Wetter: Im Naturschutzgebiet Grande Cariçaie am Neuenburgersee beheimatet Tierarten sind geflohen oder ertrunken.
Allgemein kämpfen sowohl wildlebende als auch Tiere in Gefangenschaft mit den Umständen. Hauptproblem: Fehlende geschützte Zufluchtsorte. Katzen sowie Kaninchen im Freigehege sollten zudem während des Unwetters ins Haus geholt werden.