WHO: Alle Thesen zum Virus-Ursprung werden verfolgt - USA skeptisch
Die Weltgesundheitsorganisation will sämtliche Thesen zum Ursprung des Coronavirus weiter verfolgen. Das erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Das Wichtigste in Kürze
- Experten der WHO untersuchen momentan den Ursprung des Coronavirus.
- Sie gehen davon aus, dass das Virus von einem Tier auf den Menschen übertragen wurde.
- Welches Tier das war, ist unklar. Schuppentiere aber auch Katzen wären möglich.
Er äusserte sich nach der Publikation des Abschlussberichts der ersten umfassenden Untersuchung Anfang des Jahres in China. Die Mission war politisch äusserst heikel. China setzt alles daran, nicht als Sündenbock für die weltweite Coronavirus-Pandemie an den Pranger gestellt zu werden.
Ursprung wäre auch in Schuppentieren möglich
In dem Bericht kommt das Team aus je 17 chinesischen und ausländischen Wissenschaftlern zu dem Schluss: Das Virus könnte seinen Ursprung ausser in Fledermäusen auch in Schuppentieren haben. Es empfiehlt auch weitere Studien, ob das Virus womöglich schon vor den ersten entdeckten Fällen in anderen Ländern kursierte.
Die Theorie, dass es aus einem Labor entwichen sein könnte, bezeichneten sie dagegen als «extrem unwahrscheinlich». Kritiker argwöhnen, China habe grossen Einfluss auf die Endversion des Berichts genommen. Die Behörden hatten die Untersuchung monatelang hinausgezögert. Teammitglieder sagen, es habe keinen Druck gegeben.
USA sehen ungeklärte Fragen
Die US-Regierung sieht eine Reihe ungeklärter Fragen. «Ich denke, wir müssen die Methodologie von diesem Bericht besser verstehen.» Dies sagte der ranghohe Corona-Berater des Weissen Hauses, Andy Slavitt, dem Sender CNN.
«Wurde den Ermittlern, die den Bericht geschrieben haben, vollständiger Zugang zu allem gewährt? Wurden sie in irgendeiner Weise von der Regierung Chinas beeinflusst, als sie diesen Bericht schrieben? Bis wir die Antworten auf diese Fragen kennen, denke ich: Es ist das Beste, wenn wir den Bericht mit einer gesunden Skepsis, nicht zwangsläufig mit Zynismus, betrachten.»
«Was die WHO angeht, bleiben alle Hypothesen auf dem Tisch», sagte Tedros. Dieser Bericht ist ein wichtiger Anfang, aber nicht das Ende.
Ursprung wurde noch nicht gefunden
Wir haben den Ursprung des Virus noch nicht gefunden.« Es werde alles getan, um das Rätsel zu lösen. Um das Risiko, dass sich eine ähnliche Pandemie entwickeln kann, zu reduzieren.
Die Experten schliessen die Möglichkeit nicht aus, dass das Virus schon vor der Entdeckung in China in anderen Ländern zirkulierte. Die Qualität bisheriger Studien zu dem Thema liessen aber zu wünschen übrig, es müsse weiter untersucht werden.
Nerze und Katzen
Nach Angaben der Wissenschaftler könnten neben Fledermäusen und Schuppentieren auch Nerze und Katzen Wirte des Virus sein. Viren, die dem Sars-CoV-2-Virus am ähnlichsten sind, seien zwar in Fledermäusen und Schuppentieren gefunden worden, heisst es weiter. «Aber keines der Viren, die bis jetzt in diesen Säugetieren identifiziert wurden: Ist dem Sars-CoV-2 so ähnlich, dass er als direkter Vorläufer in Frage kommt.»
«Zudem deutet die Anfälligkeit von Nerzen für Sars-CoV-2 an, dass weitere Tierarten als mögliches Reservoir in Frage kommen.» Die Wissenschaftler gehen von einem Zwischenwirt aus, von dem das Virus auf den Menschen übertragen wurde. Er wurde aber bislang nicht gefunden.
Mögliche Zwischenwirte
«Mögliche Zwischenwirte könnten Nerze, Schuppentiere, Hasen, Marderhunde und Hauskatzen (...) umfassen oder Arten wie Zibetkatzen, Dachse oder verwandte Marderarten. Die während des Ausbruchs in der Provinz Guangdong in China nachweislich mit Sars-Coronaviren infiziert waren.»
Ob der Huanan-Markt in Wuhan, der im Zentrum des Ausbruchs stand, tatsächlich Ausgang der Pandemie war, sei nicht klar. Dies berichten die Forscher. Es seien auch Fälle bekannt, die nichts mit dem Markt zu tun hatten. Die Ergebnisse könnten nahelegen «dass der Huanan-Markt nicht die ursprüngliche Quelle des Ausbruchs war», heisst es in dem Bericht.