Die Präsidentin des Berufsverbands der Schweizer Ärztinnen und Ärzte äussert sich zur Rolle von Medizinern bei assistiertem Suizid.
Yvonne Gilli
Yvonne Gilli, Präsidentin des Berufsverbandes der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH). (Archivbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Die Präsidentin des Berufsverbands der Schweizer Ärztinnen und Ärzte hat sich zum Thema Sterbehilfe geäussert. Yvonne Gilli sagte in einem Interview, dass Ärzte beim assistierten Suizid eine zentrale Rolle spielen sollten, um den Schutz der Menschenwürde zu wahren.

Angesichts des liberalen Schweizer Systems mahnte sie im Gespräch mit der «Neuen Zürcher Zeitung» zur Vorsicht, um Missbrauch vorzubeugen. Eine mögliche Öffnung für gesunde, aber lebensmüde Menschen sieht sie kritisch. «Einst musste der Tod kurz bevorstehen, wenn jemand Suizidhilfe wollte, heute sind wir beim Leiden als entscheidendem Kriterium», sagte sie weiter.

Gilli befürchtet Druck auf die Mediziner

Auf die Frage, ob sie befürchte, dass Schweizer Ärztinnen und Ärzte unter Druck geraten könnten, Suizidhilfe leisten zu müssen, antwortete Gilli: Sie schliesse eine gesellschaftliche Entwicklung in diese Richtung nicht aus.

Allerdings müsse jeder Arzt und jede Ärztin das Recht haben, Nein zu sagen, wenn es um medizinische Überzeugungen gehe. «Für mich ist klar: Suizidhilfe ist keine genuin ärztliche Aufgabe, auch wenn ich jene Ärzte wertschätze, die sich dazu bereit erklären», wird die Präsidentin des Berufsverbands weiter zitiert.

Die Diskussion um die Sterbehilfe wurde in jüngster Zeit durch die Anwendung der Sarco-Suizidkapsel in Merishausen SH neu entfacht. Gemäss der Sterbehilfeorganisation «The Last Resort» nahm sich eine 64-jährige US-Amerikanerin in der Kapsel das Leben.

Ermittlungen gegen Organisation «The Last Resort»

Sie habe seit vielen Jahren unter den Folgen einer Immunschwäche gelitten. Sarco habe so funktioniert wie geplant und der Frau einen medikamentenfreien Tod gebracht.

Genau zum selben Zeitpunkt wie Sarco im Wald von Merishausen erstmals angewendet wurde, sagte Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (SP) bei der Fragestunde im Parlament: Die Suizidkapsel sei nicht rechtskonform.

Mehrere Personen aus dem Umfeld der Organisation «The Last Resort» wurden vorübergehend festgenommen. Die Staatsanwaltschaft leitete gegen diese ein Verfahren wegen Verleitung und Beihilfe zu Selbstmord ein.

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Brauchen Sie Hilfe?

Sind Sie selbst depressiv oder haben Sie Suizidgedanken? Dann kontaktieren Sie bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch).

Unter der kostenlosen Hotline 143 erhalten Sie anonym und rund um die Uhr Hilfe. Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.

Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch

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