Zu wenig Würmer in Schweizer Böden

Nau forscht
Nau forscht

Grossbritannien,

Aktuell konzentrieren sich die Sorgen auf das Insektensterben. Aber auch unter der Erde fehlen die Würmer.

Zwei Würmer im feuchten Boden
Zwei Würmer im feuchten Boden. - Wikimedia Commons

Das Wichtigste in Kürze

  • In Grossbritannien gibt es zu wenig Regenwürmer, fand man bei Zählungen heraus.
  • Das liegt an der intensiven Boden-Bewirtschaftung, dem Mikroplastik und den Pestiziden.
  • Auch in der Schweiz nimmt die Anzahl der Kriecher ab.

Wir haben uns schon fast daran gewöhnt, dass es immer weniger Insekten gibt. Weniger sichtbar, aber nicht weniger wichtig: Die Artenvielfalt unter der Erde.

Zwei Fünftel der britischen Äcker enthalten nämlich nicht genügend verschiedene Regenwürmer, hat die erste britische Wurmzählung ergeben. Für das Citizen Science Projekt, das vom Agrarforschungsinstitut Rothamsted Research Centre initiiert wurde, untersuchten Boden-Proben von Landwirten.

In der Schweiz ähnliches Phänomen

Die Würmer verschwinden nicht nur in England. Auch in der Schweiz nehmen Wurmpopulationen und die Diversität ab, bestätigt Agrarökologe Lukas Pfiffner vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL).

«Wir stellen in vielen Agrarlandflächen einen starken Rückgang der Regenwurmdichte und -vielfalt fest», so Pfiffner auf Anfrage. «Ich habe den Eindruck, wir haben ein sehr ähnliches Phänomen wie beim Insektensterben», sagt der Agrarexperte.

Würmer
Rund 15 Milliarden Vögel fressen Würmer. - Wikimedia Commons

Seine Untersuchungen haben gezeigt, dass es Regenwürmern in biologisch bewirtschafteten Böden ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Dünger wesentlich besser geht.

Gestresst durch Zivilisation

Ein gesunder Boden enthält zwischen einer Million und drei Millionen Regenwürmer pro Hektar. In der Schweiz gibt es etwa 40 verschiedene Arten. Wie aber fast alle Wildtiere leiden sie unter Zivilisationsstress.

Je intensiver der Boden bewirtschaftet wird, desto weniger Würmer finden sich. Enthält er viel Mikroplastik, kann das Regenwürmer töten. Auch Pestizide mögen sie nicht.

Regenwürmer sind empfindlich. Wird es ihnen zu trocken, rollen sie sich an einer kühlen Bodenstelle zusammen. Dafür gibt es immer weniger Rückzugsräume wie Hecken, Feldsäume oder einzelne Bäume.

Kaum noch Tiefenwürmer

Gemäss fehlerbereinigten Hochrechnungen der Studie #60minworm fanden sich in 1300 Hektar englischen Feldern 0,75 und 7 Millionen Würmer pro Hektar. Also an einigen Stellen zu wenige.

Mit der Vielfalt der Arten sieht es ähnlich aus. Auf 21 Prozent der Felder lebten keine Oberflächenwürmer, auf 16 Prozent keine Tiefenwürmer. Jackie Stroud, Bodenkundlerin und Leiterin der Studie, hält vor allem letzteres für besorgniserregend.

Tiefenwürmer sind die unscheinbaren Stars im Ökosystem. Sie sorgen für Durchlüftung und sind wichtig für den Wasserhaushalt. Dank ihrer Tunnel kann Wasser abfliessen. Und da sich Würmer sehr langsam vermehren, kann es Jahrzehnte dauern, bis sich eine Population erholt hat.

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«Nau forscht»

Im Rahmen dieser Serie erscheint jeden Sonntag ein exklusiver Beitrag des Wissenschaftsmagazins «higgs».

Dieser Beitrag wurde verfasst von Daniela Gschweng.

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