Zürcher Energiedirektor Neukom will Axpo an kürzere Leine nehmen
Während die Kosten für die Haushalte steigen, präsentierten die Energieunternehmen hohe Gewinne. Martin Neukom will dagegen steuern.
Der Zürcher Energiedirektor Martin Neukom (Grüne) hat in der SRF-Radiosendung «Samstagsrundschau» über die bevorstehende Strompreiserhöhung erklärt, dass er die Axpo stärker in die Versorgungssicherheit des Landes einbinden will. Während die Kosten für die Haushalte enorm steigen, präsentierten die Energieunternehmen hohe Gewinne. Mit über drei Milliarden Franken erzielte der Energiekonzern Axpo im ersten Halbjahr 2022/23 einen Rekordgewinn.
Der Kanton Zürich ist zu 18 Prozent Eigner des Unternehmens. Trotzdem wird es 2023 erneut keine Gewinnausschüttung für den Kanton geben, stellte Neukom in Aussicht. Der Gewinn soll zuerst die Firma stabilisieren. «Dies sei auch richtig so», bekräftigte das Vorstandsmitglied der kantonalen Energiedirektorenkonferenz.
Nicht jeder Entscheid muss lukrativ sein
Dennoch ging Neukom auf Forderungen aus der Politik ein. «Die Axpo an die kürzere Leine nehmen» war eine davon. Ja – findet auch der Grüne-Politiker. Man müsse künftig bereit sein, zum Wohl der Versorgungssicherheit des Landes Entscheide zu treffen, die nicht unbedingt lukrativ seien. Sie seien daran, den direkten Zugang der Axpo zu den Stromanbietern zu erleichtern, dies würde die Preissituation etwas entspannen.
Fürs kommende Jahr berechnete die Eidgenössische Elektrizitätskommission einen Strompreisanstieg um 18 Prozent. Das sind für einen klassischen Haushalt über 200 Franken mehr pro Jahr. Der Preis für Strom sei in den letzten Jahren jedoch sehr tief gewesen, sagte Neukom weiter. Mit den Preiserhöhungen und den höheren Gewinnen sei es für die Konzerne nun interessanter geworden, zu investieren.
Endverbraucher ohne Einfluss auf den Preis
Dass die Preisanstiege in den Gemeinden unterschiedlich ausfallen, sei dem Strommarkt geschuldet. Wer zu einem «guten» Zeitpunkt eingekauft habe, profitiert nun. Die Endverbraucher hingegen sind an die Preise der Anbieter in der Wohngemeinde gebunden.
Eine Strommarktliberalisierung könnte Abhilfe schaffen. Damit könnten Endverbraucher den Stromlieferanten selbst bestimmen. Neukom sah dies im Gespräch mit SRF skeptisch. Allerdings wäre die Liberalisierung eine Voraussetzung für das Stromabkommen mit der EU – und dieses wiederum sei für die Schweizer Stromversorgung sehr wichtig.