Zürcher Maturanden verletzen Asylbewerber schwerer als angenommen
Zürcher Kantonsschüler verprügelten auf ihrer Maturareise im Tessin einen Asylbewerber. Offenbar hat das Opfer dabei schwere Gesichtsverletzungen erlitten.
Das Wichtigste in Kürze
- Zürcher Gymi-Schüler haben auf der Maturareise in Locarno einen Asylbewerber verprügelt.
- Angeblich hat sich das Opfer dabei schwerer verletzt als gedacht.
- Die Maturanden müssen sich nun vor der Staatsanwaltschaft verantworten.
Prügelei auf der Maturareise: Letzten Freitag haben Gymi-Schüler aus Zürich auf ihrer Abschlussreise einen Asylbewerber spitalreif geschlagen.
Die sechs Schüler - vier davon volljährig - wurden auf den Polizeiposten mitgenommen. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren eröffnet.
Mittlerweile ist mehr über den Gesundheitszustand des Asylbewerbers bekannt. Nebst zwei gebrochenen Zähnen hat der 23-jährige Somalier gemäss der Tessiner Polizei auch einen Bruch des Wangenknochens erlitten. Er befindet sich weiterhin im Spital.
Operation wohl in Zürich
Eine gut informierte Quelle spricht von einer Orbitabodenfraktur, einem Bruch des Augenhöhlenbodens. Das berichtet der «Tagesanzeiger». Ein solcher Knochenbruch entsteht oft durch direkte Gewalteinwirkung. Ist das Auge in der Augenhöhle abgesunken oder ein Nerv oder Muskel eingeklemmt, muss operiert werden.
Der somalische Asylbewerber soll gemäss seinen Aussagen demnächst in ein Zürcher Spital verlegt werden. Die Ärzte hätten ihm mitgeteilt, dass seine Verletzung dort operiert werden soll.
Wann genau dies geschehe, sei allerdings unklar. Weder die Staatsanwaltschaft noch die Polizei geben diesbezüglich nähere Auskünfte. Dass der 23-Jährige aber nicht in einem Tessiner Spital operiert werden soll, deutet auf eine ernste Verletzung hin.
Asylbewerber wurde rassistisch beleidigt - dann verprügelt
Bei der Schlägerei sollen die Maturanden so heftig auf den Asylbewerber eingeschlagen haben, dass dieser sich nicht mehr wehren konnte. Schliesslich ging ein Maturand dazwischen, um den 23-Jährigen zu schützen.
Der Somalier habe sich vergangenen Freitag auf dem Weg nach Hause in seine Wohnung befunden. In einer Unterführung bei der Piazza Castello habe ihn plötzlich eine grössere Gruppe Jugendlicher rassistisch beschimpft und tätlich angegriffen. Er sei schnell ohnmächtig geworden und erst im Spital wieder zu sich gekommen.
Den Maturanden drohen lange Freiheitsstrafen
Zurzeit macht die Staatsanwaltschaft keine Aussagen zu allfälligen Straftatbeständen. Den Maturanden drohen aber harte Strafen: Womöglich müssen sie sich wegen schwerer Körperverletzung verantworten müssen. Diese ist unter anderem dann gegeben, wenn ein wichtiges Organ funktionsuntüchtig gemacht wird – beispielsweise das Auge.
Im Fall der schweren Körperverletzung könnten die volljährigen Maturanden mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren bestraft werden. Den beiden Minderjährigen könnten bis zu vier Jahre drohen.