AHV 21: Katharina Prelicz-Huber erklärt Nein zum «Bschiss»
Lohnungleichheit, Rentenlücke, AHV schwächen? Katharina Prelicz-Huber (GP/ZH) erklärt im Gastbeitrag, weshalb sie am 25. September Nein zur AHV 21 stimmt.
Das Wichtigste in Kürze
- Bund und Parlament wollen mit zwei Vorlagen die AHV sanieren und künftige Renten sichern.
- Die grüne Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber stimmt entschlossen gegen die Vorlage.
- Die Vorlage werde in erster Linie durch Frauen finanziert, schreibt sie im Gastbeitrag.
Nein am 25. September zu «AHV 21», die einseitig den Frauen 7 Milliarden kürzt, obwohl sie einen Drittel tiefere Altersrenten als Männer erhalten und den Grossteil der Care-Arbeit gratis übernehmen. Inakzeptabel und ein Schritt zu längerer Arbeitszeit für Alle!
Die Verfassung ist klar: Die AHV soll die Existenz decken und die Pensionskasse die Weiterführung des gewohnten Lebens garantieren. Beides ist nicht umgesetzt.
Fast jede Dritte hat gar keine AHV-Rente
Die Hälfte aller Frauen muss mit weniger als monatlich 1770 Franken AHV-Rente leben. Dazu eine mittlere PK-Rente, die nur halb so hoch ist wie jene der Männer, in typischen «Frauenbranchen» sind sie zwischen 500 und 800 Franken pro Monat, fast ein Drittel hat gar keine und jede sechste pensionierte Frau lebt in Armut. Eine weitere Verschlechterung ist untragbar.
Die Lohnungleichheit nimmt zu und die unbezahlte Betreuungsarbeit leisten noch immer meist die Frauen. Viele arbeiten in «Frauenberufen» mit tiefen Löhnen und entscheiden sich zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für eine Teilzeitstelle, auch junge Frauen. Der Dank ist eine Altersrente, die gesamt einen Drittel tiefer ist als bei Männern.
Zudem sinken die PK-Renten trotz höheren Beiträgen. Würden wir aber heute Lohngleichheit umsetzen, flössen jährlich 825 Millionen mehr in die AHV und wir diskutierten nicht über eine zusätzliche Finanzierung. Die Mehrheit im Parlament lehnte meinen entsprechenden Antrag ab! Zurzeit schreibt die AHV wieder schwarze Zahlen und die Finanzierung ist gewährleistet – so denn politisch gewollt.
«AHV 21» schwächt die Stellung der Frauen
Trotz Lohndiskriminierung und der skandalösen Rentenlücke der Frauen sollen sie allein die Abbauvorlage bezahlen. «AHV 21» bedeutet für jede Frau, Ehepaare mitbetroffen, ein Jahr länger ohne höhere Rente zu arbeiten – ein Einkommensverlust von rund 26'000 Franken oder Fr. 1'200 bis 1'500 jährlich weniger Rente. Ein Affront!
Die höhere Lebenserwartung muss nicht zwingend zur Erhöhung des Rentenalters führen. Die bürgerliche Mehrheit strebt aber genau das an: Trotz Höchststand der Erwerbslosen ab 60 will sie das Rentenalter auf 67 und später gar auf 70 für Alle erhöhen.
Bestraft würden damit junge Familien, weil die Enkelbetreuung wegfällt. Dazu die Solidarrente abbauen und das private Sparen in der 3. Säule ausbauen, von dem nur die 10% Reichsten profitieren, sie aber einen Steuerausfall von jährlich 500 Millionen generieren würden.
Nur Gutverdienende können sich Frühpensionierung leisten
Viele Arbeitnehmende sind ausgelaugt, können ihre Pensionierung kaum erwarten und würden gar früher aufhören, könnten sie es sich leisten. Eine Medianrente (1. und 2. Säule zusammen) von rund 3600 Fr. monatlich, 50% haben noch weniger, verunmöglicht aber das vorzeitige Ausscheiden. Fast nur Gutverdienende entscheiden sich für eine Frühpensionierung.
Die AHV ist fair, sicher und solidarisch; 98% der Bevölkerung, auch die Jungen, profitieren. Ihr Erfolgsrezept ist das Umlageverfahren, mit dem alle Arbeitnehmenden bzw. -gebenden prozentual gleich viel in die AHV einzahlen – auch mit Millionensalären – und im Rentenalter alle eine gedeckelte Rente unter Berücksichtigung der Betreuungs- und Erziehungsarbeit erhalten.
Dieser Pakt der Fairness schmiedeten damals die Liberalen! Im Unterschied zum Kapitalverfahren in der Pensionskasse, das denen mit gutem Lohn eine gute und denen mit tiefem eine tiefe Rente beschert.
Die solide AHV muss gestärkt und nicht geschwächt werden. Sie ist die Stütze der Frauen und das Zukunftsmodell für alle Generationen. Deshalb klar Nein zu «AHV 21»!