Jörg Mäder (GLP ZH): Wer befiehlt im Gesundheitswesen?

Jörg Mäder
Jörg Mäder

Zürich,

Unser Gesundheitssystem ist angeschlagen. Für Jörg Mäder (GLP) sind dafür hauptsächlich die Grabenkämpfe der Beteiligten verantwortlich. Ein Gastbeitrag.

Jörg Mäder GLP
Jörg Mäder ist Nationalrat für die GLP Zürich. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Gastbeitrag äussert sich Jörg Mäder (GLP) zum Gesundheitssystem.
  • Laut dem Zürcher Nationalrat liegt das Problem an den Grabenkämpfen der Beteiligten.
  • Beim elektronischen Patientendossier fordert er eine nationale, einheitliche Lösung.

Noch funktioniert unser Gesundheitssystem, noch können es die meisten bezahlen. Aber wie lange noch? Warum passiert nichts gegen die steigenden Prämien? Warum haben es Lösungen so schwer?

Der Grund, warum wir nicht weiterkommen, sind die zahlreichen Grabenkämpfe der Beteiligten. Und da es um sehr viel Geld und Einfluss geht, werden diese Grabenkämpfe hart ausgetragen.

Zum Beispiel zwischen Bund und Kantonen. Im Grundsatz ist Gesundheit Sache der Kantone, und das hat auch lange gut funktioniert. Diese starre Aufteilung ist aber keine zukunftsfähige Lösung.

Die Rolle von Bund und Kantonen in der Gesundheitspolitik

Bund und Kantone müssen sich als Team verstehen und zusammenarbeiten. Nehmen wir das Beispiel der Spitalplanung, also die Frage «Wo braucht es Spitäler und mit welchem Angebot?».

Für häufige Behandlungen wie Blinddarm und Beinbruch sind die Kantone in der besseren Position. Sie kennen ihre Region besser als Bundesbern. Bei der Spitzenmedizin hingegen braucht es eine nationale Koordination unter der Führung des Bundes.

Sind Sie mit dem Schweizer Gesundheitssystem zufrieden?

Der aktuelle Kantönligeist führt hier leider zu Fehlplanungen und Mehrkosten. Es ist also kein Entweder-oder, sondern ein Zusammenspiel beider notwendig. Wenn aber beide Angst haben, etwas zu verlieren, anstatt die Chancen zu sehen, wird das nie funktionieren. Dann bleiben Bund und Kantone Gegner statt Partner.

Das elektronische Patientendossier: Ein nationales Trauerspiel

Ein anderes Trauerspiel ist das elektronische Patientendossier (EPD). Langsam begreifen die Kantone, dass in diesem Thema der Bund ans Steuer muss. Denn genauso wenig, wie man die Kantonsgrenze bei einer Tramfahrt von Schlieren nach Spreitenbach bemerkt, genauso wenig sollte sich das EPD zwischen den Kantonen unterscheiden.

Es macht also auch keinen Sinn, dass verschiedene Kantone an verschiedenen Lösungen herumbasteln. Ich bin weder dafür, alle Kompetenzen nach Bern zu verschieben, noch glaube ich, dass die Kantone immer die besseren Entscheide fällen.

Ich entscheide bei jeder Frage aufs Neue, wo die Führungsrolle besser platziert ist. Bei regionalen Unterschieden ist die Kompetenz besser bei den Kantonen. Wenn es um etwas Seltenes geht – wie die Spitzenmedizin – oder für alle gleich funktionieren muss, soll es zum Bund.

Mut zur Lösung statt Grabenkämpfe

Die Grabenkämpfe zwischen Bund und Kantonen sind aber nicht der einzige Kostenfaktor, der unsere Prämien nach oben treibt. Die beiden Krankenkassenverbände bekämpfen sich ebenfalls. Ärzte und Pfleger ziehen nicht am gleichen Strick, und bei den Ärzten muss man zwischen denen im Spital und denen in der Praxis unterscheiden.

Wenn ich als Nationalrat im Gespräch mit Beteiligten bin, versuche ich immer möglichst rasch herauszufinden, ob mein Gegenüber auch die anderen versteht. Wenn jemand nämlich nur seine eigene Sicht kennt und die der anderen nicht, wie soll diese Person Teil der Lösung sein?

Die Schweiz ist schon klein genug. Wir sollten uns nicht als Gegner verstehen, sondern als Team. Ein Team, das hart um Lösungen ringt, sie aber auch findet und umsetzt.

Zur Person: Jörg Mäder (48) ist amtierender Zürcher Nationalrat für die GLP. Er tritt erneut für die diesjährigen Nationalratswahlen an. Er gilt als versierter Digitalpolitiker und Nerd.

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Kommentare

User #2320 (nicht angemeldet)

Solange in Arztberichten relevante Fehler sind, solange Ärzte aufgrund bei sich vermuteter Unantastbarkeit nicht zu Korrekturen bereit sind, und auf etwas Kritik fast stets beleidigt reagieren, kann man auch kein bundesweites elektronisches Patientendossier fordern. Da gilt es erst, an menschlicher Reife des Berufsstandes zu arbeiten. Das wird weder erkannt noch gemacht.

Lampi

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