Klimastreik Gastbeitrag: Grüner Kapitalismus ist diskriminierend
Der grüne Kapitalismus will die Klimakrise mit Anreizen und Eigenverantwortung bekämpfen. Das ist klassistisch und diskriminierend. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- «Grüner Kapitalismus» oder «grüner Wirtschaftsliberalismus» sind klassistisch.
- Sie setzen auf Lösungen wie Eigenverantwortung und Anreize gegen den Klimawandel.
- Darunter leiden vor allem armutsbetroffene Menschen. Ein Gastbeitrag vom Klimastreik.
Klassismus ist die Abwertung oder Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer «niedrigeren Klasse». Dabei werden insbesondere erwerbslose und armutsbetroffene Menschen und Menschen aus der Arbeitendenklasse abgewertet.
Klassistische Klimapolitik
Klassismus durchzieht die institutionelle Politik – darunter auch die Klimapolitik. Privilegierte Menschen sind überdurchschnittlich in den Parlamenten vertreten. Diese bringen eine bestimmte Perspektive auf das Leben mit. Deshalb sind die wenigen Vorschläge zum Umgang mit der Klimakrise auf eine wohlhabende obere Mittelklasse zugeschnitten.
Ein Beispiel dafür ist das Mantra «höchstens Anreize, keine Verbote». Sozial gerecht umgesetzte Verbote würden alle Menschen gleich betreffen. Stattdessen setzt man auf Anreize, zum Beispiel eine CO2-Bepreisung statt ein Verbot fossiler Energien. Damit können sich Reiche von ihrer Verantwortung freikaufen. Wer das Geld nicht hat, muss hingegen verzichten. Deshalb: «Anreize» sind oft Verbote, aber nur für arme Menschen.
Ein weiteres Beispiel für Klassismus im Parlament ist die Losung «Eigenverantwortung». Die Klimakrise ist eine systemische Krise des heutigen Wirtschaftssystems. Darum: Weder unsere individuelle vegane Ernährung noch der Kauf von Bioprodukten werden die Klimakrise lösen. Die meisten Menschen haben weder Zeit noch Geld, sich individuell mit ihrem eigenen Konsum auseinanderzusetzen. Das Konzept «Eigenverantwortung» ist daher irreführend – und klassistisch.
Klassismus und Kapitalismus – und die Alternativen
Die Benennung von «Klassismus» legt offen, dass unsere Gesellschaft hierarchisch entlang des Geldes strukturiert ist. Es reicht allerdings nicht, dies zu reflektieren und lediglich die weit verbreitete Abwertung von armutsbetroffenen Menschen zu beenden. Stattdessen müssen wir erkennen: Unser Wirtschaftssystem verteilt Macht, schafft Abhängigkeiten, produziert Armut. Klassismus wertet diese Armut ab und macht die betroffenen Menschen selbst für ihr Schicksal verantwortlich – obwohl Armut ein systemisches, gewolltes Problem ist. Damit liefert Klassismus eine moralische Rechtfertigung für die fehlerhaften Mechanismen des Kapitalismus.
Die Ideen des «grünen Kapitalismus» oder «grünen Wirtschaftsliberalismus» ignorieren diese Zusammenhänge. Sie halten an einem System fest, welches Armut schafft und anschliessend Gewalt auf armutsbetroffene Menschen ausübt. Klimagerechtigkeit sieht anders aus – einen Vorschlag dafür hat der Klimastreik in seinem Klima-Aktionsplan ausgearbeitet. Wir fordern deshalb: System change, not climate change!
Zum Autor: Nathan Diaz Zeugin ist im Primarschulrat der SP Aesch-Pfeffingen.