Luzian Franzini (Grüne Zug): «Ein logischer und notwendiger Schritt»
Die Ergänzung durch eine 13. Rente ist ein logischer und notwendiger Schritt in der Entwicklung dieses Systems. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 3. März stimmt die Schweiz über die 13. AHV-Rente ab.
- Die Ergänzung durch eine 13. Rente ist ein logischer und notwendiger Schritt.
- Dies schreibt der Zuger Kantonsrat der Grünen, Luzian Franzini, in seinem Gastbeitrag.
Es ist paradox: Dank technischer Innovation arbeiten wir immer schneller, präziser und besser. Die Wirtschaft brummt und der durch die Arbeitskraft erschaffene Mehrwert wird jedes Jahr grösser.
Unsere Wirtschaft wird in gewissen Branchen pro Jahr zwei Prozent produktiver.
Das Problem ist jedoch, dass die Gewinne dieses Fortschrittes sehr ungleich verteilt werden. Der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty hat in den letzten Jahren aufgezeigt, dass in den letzten 40 Jahren 75 Prozent unseres Produktivitätsgewinnes in den Taschen der obersten zehn Prozent gelandet ist.
In der politischen Diskussion spricht man jedoch kaum darüber. Die Debatte wird durch das scheinbare «Demografieproblem» überdeckt. Die AHV sei unstabil und drohe zu kollabieren. Dramatische Grafiken zeigen die massiven Umlagedefizite an.
Ein altbekanntes Muster zeigt sich
Wegen der steigenden Lebenserwartung und der baldigen Pensionierung der Babyboomer-Jahrgänge wird befürchtet, dass die AHV in eine finanzielle Schieflage geraten könnte.
Dies ist ein altbekanntes Muster. Seit der Einführung der AHV im Jahr 1948 wurde sie von bürgerlichen Kräften schlechtgeredet. Statistiker des Bundes warnten bereits damals von der «Vergreisung des Schweizervolks».
Die aktuellen Finanzprognosen des Bundes für die AHV zeigen jedoch ein anderes Bild. Die finanzielle Lage der AHV ist stabil. Sie erzielt in den kommenden Jahren rund drei Milliarden Franken Überschuss jährlich.
Im Gegensatz zu den dauernden düsteren Prognosen wird das Vermögen der AHV bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts auf 67 Milliarden Franken ansteigen. Das sind etwa 20 Milliarden Franken mehr als heute.
«Die AHV ist heute deutlich zu niedrig»
Gleichzeitig aber reichen die aktuellen AHV-Renten immer weniger zum Leben. Mit einer durchschnittlichen AHV-Rente von knapp 1800 Franken pro Monat ist die AHV heute deutlich zu niedrig.
Die Rentenlücke wird immer besorgniserregender, und die steigenden Lebenshaltungskosten verschärfen das Problem.
Die Inflation und die Krankenkassenprämien haben beispielsweise im Kanton Zug eine Monatsrente weggefressen, denn nirgends sind die Lebenskosten stärker gestiegen und nirgends sind die Mietpreise so hoch.
Rentnerinnen und Rentner werden mit diesem Problem im Stich gelassen. Sie haben heute weniger Geld zum Leben.
Heute immer wichtiger: «Massnahmen ergreifen zur Umverteilung von Reichtum»
Ich bin überzeugt: Wer in der Schweiz ein Leben lang gearbeitet hat, verdient im Alter eine Rente, von der man leben kann.
Doch das ist immer weniger der Fall. Bereits im letzten Jahr waren allein im Kanton Zug 3150 Rentnerinnen und Rentner von Armut betroffen.
Vielen anderen droht nun das Gleiche, und auch mit Ergänzungsleistungen ist das Budget sehr knapp. Deshalb sieht die Initiative vor, dass alle eine Rentenerhöhung bekommen.
Die Einführung der 13. AHV-Rente in der Schweiz ist ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Altersvorsorge. Insbesondere wird sie Frauen unterstützen, die oft niedrigere Renten erhalten.
In einer Zeit, in der die Einkommensungleichheit zunimmt, ist es umso wichtiger, Massnahmen zu ergreifen, die zur Umverteilung von Reichtum beitragen.
Eine 13. Rente: Logischer und notwendiger Schritt
Die Diskussion um die 13. AHV-Rente ist auch eine Diskussion über die Zukunft der Altersvorsorge in der Schweiz.
Sie stellt die Frage, wie wir als Gesellschaft mit den Herausforderungen des demografischen Wandels umgehen wollen.
Die AHV ist ein bewährtes System, das durch die Jahrzehnte seine Stabilität und Zuverlässigkeit bewiesen hat. Die Ergänzung durch eine 13. Rente ist ein logischer und notwendiger Schritt in der Entwicklung dieses Systems.
Die 13. AHV-Rente ist schlussendlich mehr als nur eine finanzielle Massnahme; sie ist ein Bekenntnis zu den Werten der Solidarität und Gerechtigkeit.
Sie stellt sicher, dass die Früchte des wirtschaftlichen Fortschritts allen Mitgliedern der Gesellschaft zugutekommen und nicht nur einer kleinen Elite.
In einer Zeit, in der die Kluft zwischen Arm und Reich wächst, ist dies ein wichtiges Signal.
Es zeigt, dass die Schweiz bereit ist, in ihre ältere Bevölkerung zu investieren und ein soziales Netz zu schaffen, das niemanden im Stich lässt.
***
Zum Autor: Luzian Franzini ist Co-Präsident der ALG Zug und seit 2019 im Kantonsrat.