Metzger: So reagiere ich, wenn mir Veganerin Mittelfinger zeigt!
Berner Metzger Ruben Sprich läuft durch die Strasse. Eine Veganerin zeigt ihm den Finger. Er bleibt gelassen. Doch dann spuckt sie ihm ins Gesicht ...
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Veganern und Fleischessern.
- Manchmal kommt auch Gewalt ins Spiel.
- Eine Kolumne von Berner Metzger Ruben Sprich.
Es ist ein Szenario, das mich wohl nie wirklich aus der Ruhe bringen würde: Eine Veganerin zeigt mir den Mittelfinger.
Was soll ich dazu schon sagen? Ja, ich glaube, hier darf ich mir erlauben: Es ist mir scheissegal.
Menschen haben das Recht, sich zu ärgern. Und wenn sie meinen, ihre Frustration auf mich projizieren zu müssen – bitte, nur zu.
Aber nehmen wir mal an, die Sache geht weiter. Sie steht vor mir, versperrt mir den Weg. Was dann? Nun, ich bin ein gelassener Typ.
Bin ich halt ein «Mörder»
Ich würde einfach um sie herumgehen. Soll sie doch stehen, wo sie will. Das Leben ist zu kurz für solche Streitereien.
Was, wenn sie nach links und rechts springt, um mir weiterhin den Weg zu blockieren? Auch dann würde ich ruhig bleiben, vielleicht sogar umdrehen und einen anderen Weg suchen.
Und wenn sie anfängt, mich einen «Mörder» zu nennen, dann würde ich sie wahrscheinlich nur mitleidig anschauen. Solche Menschen wollen schliesslich gar nicht diskutieren.
Das mache ich, wenn mir eine Veganerin ins Gesicht spuckt
Aber stellen wir uns mal ein wirklich extremes Szenario vor: Die Veganerin verliert völlig die Fassung und schubst mich.
Da hört die Gelassenheit auf. Gewalt ist eine Grenze, die niemand überschreiten sollte. Auch ich nicht.
Ich schubse also nicht zurück, nein: Ich rufe die Polizei.
Doch was, wenn sie mir ins Gesicht spuckt? Mir ins Gesicht schlägt?
Selbst wenn ich auf Notwehr pochen dürfte: Ich schlage nicht zurück, sondern weiche ihr so gut es geht aus und nehme Abstand, bis die Polizei eingetroffen ist.
Denn was bringt es, sich auf dasselbe Niveau zu begeben?
Klar, wenn wir ins extremste Extrem gehen und man mich entführen will: Da wehre ich mich natürlich mit Händen und Füssen.
Was mich zum eigentlichen Punkt bringt. Sei es nun die Polizei zu rufen oder mich mit Händen und Füssen zu wehren: Hier tut es absolut nichts zur Sache, dass das Veganer sind.
Es mag das Motiv für ihre Handlung gegen mich sein. Polizeiruf oder Gegenwehr kommen aber wegen der Handlung gegen mich, und nicht wegen ihrer Haltung.
Und je nach Fall würde ich eine Anzeige machen. Schliesslich gelten für alle dieselben Regeln – auch für militante Veganerinnen.
Entschuldigt sie sich ehrlich bei mir, würde ich mir aber überlegen, auf die Anzeige zu verzichten.
Diskussionen ändern die Welt – Gewalt tut es nicht
Trotzdem frage ich mich manchmal, warum einige Menschen so militant werden, wenn es um Fleischkonsum geht. Vielleicht fühlen sie sich im Recht, vielleicht wollen sie provozieren.
Aber wenn man glaubt, mit Beleidigungen oder Konfrontationen etwas zu bewirken, irrt man sich gewaltig. Ein erhobener Mittelfinger wird meine Meinung sicher nicht ändern.
Diskussionen führen zu Veränderungen, nicht Aggressionen!
Nau.ch-Kolumnistin Mirjam Walser macht's richtig
Schaut euch die Veganer-Kolumnistin Mirjam Walser an: Sie versucht die Menschen mit Argumenten für sich zu gewinnen. Nicht, indem sie sie beleidigt.
Zum Jahreswechsel regt sie an, auf Rindfleisch zu verzichten. Finde ich einen guten Ansatz.
Weit davon entfernt, unter Beleidigungen einzufordern, dass alle ihren Ernährungsstil übernehmen und auf alle tierischen Produkte verzichten.
Und noch viel weiter davon entfernt, mir den Mittelfinger zu zeigen oder mir ins Gesicht zu spucken.
Auch wenn ich nicht ihrer Meinung bin: Sie hat meinen Respekt dafür, dass sie für ihre Ansichten eintritt und auf sachlicher Ebene Menschen für sich gewinnen will.
Zurück zum Mittelfinger und dann zum Schluss:
Eines ist für mich klar. Einige Veganer mögen mich hassen: Ich hasse sie nicht. Was ich von militanten Veganern halte, habe ich in einer früheren Kolumne erklärt.
Dasselbe gilt natürlich auch für all die Pferdeliebhaber, die mich verteufeln, weil ich Rossfleisch verkaufe und so weiter.
Hass ist ein mächtiges Gefühl. Und so mächtig es ist, so anstrengend ist es auch. Meine Gelassenheit und Seelenruhe sind mir dafür viel zu wichtig.
Zum Autor: Ruben Sprich ist 57 Jahre alt. Vor rund einem Jahr hat er die Ross-Metzgerei «Chez Max» (ehemals Grunder) in der Berner Rathausgasse übernommen. Neben Fleisch verkauft er selbsthergestellte Pasta. Sprich legt Wert darauf, dass er kein ausgebildeter Metzger ist.