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Nicht beim Feierabend-Bier sparen – wo bleibt die Gastro-Lobby?

Meret Schneider
Meret Schneider

Greifensee,

Bäuerinnen und Bauern protestieren zu Recht, sagt Meret Schneider. Auch die Gastronomie müsse kämpfen. Deshalb fragt unsere Kolumnistin: «Wo ist deren Lobby?»

Meret Schneider
Meret Schneider ist ehemalige Grünen-Nationalrätin und neue Nau.ch-Kolumnistin. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Völlig zu Recht protestieren Bäuerinnen und Bauern für eine bessere Entlohnung.
  • Die Bevölkerung zeigt sich allgemein solidarisch und unterstützt das Anliegen.
  • Dem gleichen Kampf muss sich auch die Gastronomie stellen – wo ist deren Lobby?
  • Eine Kolumne von Nau.ch-Kolumnistin Meret Schneider.

Preise, Löhne, faire Handelsbeziehungen – die Debatte läuft so heiss und ist so notwendig wie selten zuvor. Ins Rollen gebracht wurde sie im wahrsten Sinne des Wortes von zahlreichen Traktoren und Landwirtschaftsfahrzeugen, die in Deutschland von zu Recht empörten Bäuerinnen und Bauern die Strassen blockierten.

Inzwischen haben auch die Schweizer Bauern ihren Forderungen mittels einer Petition und einem friedlichen Protest Ausdruck verliehen.

Der Unmut ist so einfach wie einleuchtend: In einer Situation der gestiegenen Kosten für Produktionsmittel, höheren Energiekosten und immer strengerer Auflagen bezüglich Umwelt- und Tierschutzes (was prinzipiell positiv zu werten ist) können Bäuerinnen und Bauern aufgrund des Marktungleichgewichts und teilweise sinkenden Richtpreisen immer weniger von ihrer Produktion leben.

bauern proteste kolumne
Nau.ch-Kolumnistin Meret Schneider (Grüne): «Die friedlichen Bauern-Proteste sind berechtigt.» - keystone

Sie fordern faire Produzentenpreise vom Lebensmitteleinzelhandel, eine grössere Wertschätzung für die landwirtschaftliche Produktion und Leistung, sowie eine Abfederung der höheren Produktionskosten.

Bevölkerung muss Worten Taten folgen lassen

Alles absolut berechtigte Anliegen – als Nahrungsmittelproduzentinnen und -produzenten, die zudem landschaftspflegende Leistungen erbringen und unseren Boden bewirtschaften, muss es möglich sein, ein existenzsicherndes Einkommen zu erwirtschaften. So weit, so klar.

Die Forderungen und Proteste geniessen auch in der Bevölkerung viel Sympathie – dass diese im Supermarktregal dann dennoch zum billigen Importfleisch greift, steht auf einem anderen Blatt.

«Richtig so! Die Bauern haben recht, sie brauchen faire Preise», wird am Stammtisch postuliert und sich energisch mit dem Bauernverband solidarisiert – nur, um sich im nächsten Atemzug über den gestiegenen Preis des Schnitzels zu empören und – wenn bewaffnet mit Smartphone – gern eine entsprechende Bewertung auf «Tripadvisor» in die Tasten zu hauen.

Wo ist die Lobby für die Gastronomie?

Dass jedoch genau dieser höhere Schnitzelpreis unter anderem den produzierenden Bauern zugutekäme, ist dabei nur eine Seite der Medaille.

Ein anderer, kaum von Traktorscheinwerfern beleuchteter Aspekt ist nämlich die Situation der Gastronominnen und Gastronomen: Auch sie kämpfen mit höheren Produktionskosten, da Waren teurer werden. Auch sie werden hart von steigenden Energie- und damit Heizkosten getroffen, die sie kaum abfedern können.

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Gastronomen haben mit denselben Problemen zu kämpfen wie Bäuerinnen und Bauern, sagt Meret Schneider (Grüne). (Symbolbild) - keystone

Im Gastronomiebereich gelten immer höhere Anforderungen an Arbeitsbedingungen und Deklaration, was prinzipiell positiv zu werten ist. Kurz: Nach schwierigen Corona-Jahren haben auch Gastrobetriebe de facto mit Lohnkürzungen durch höhere Kosten, die sie aufgrund der abnehmenden Kaufkraft nicht an die Gäste weitergeben können oder wollen, zu kämpfen.

Anders als die Bauern stehen sie jedoch nicht auf der Strasse, sondern im Restaurant und vielerorts steigt die Verzweiflung zunehmend.

Wären Sie bereit, mehr für Lebensmittel auszugeben?

Hier sind wir als Gäste gefordert: Lasst uns nicht am Feierabend-Bier im lokalen Restaurant oder am Abendessen mit Freunden sparen.

Das Überleben unserer geliebten Gaststätten können nur wir gewährleisten, denn offenbar fehlt es hier an der Lobby – und vielleicht an Traktoren.

Zur Person: Meret Schneider (31) war bis vor Kurzem Mitglied des Schweizer Nationalrats (2019 bis 2023). Sie arbeitet als Projektleiterin beim Kampagnenforum. Weiter ist sie Vorstandsmitglied der Grünen Partei Uster ZH.

Kommentare

User #1852 (nicht angemeldet)

Als es die Wirteprüfung noch gab, waren die Beizen besser.

User #6103 (nicht angemeldet)

Beim Zertifikat haben die Beizer eine Grenze überschritten. Man hat da gemerkt dass man gut ohne sie leben kann. Gleiches bei den Medien.

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