Plus-Size-Model: «Mit Grösse 46 mehr Dates als je zuvor!»
«Ich habe dreissig Kilo zugenommen und erstmals in meinem Leben echte Liebe erfahren: Die zu mir selbst», schreibt Plus-Size-Model Stella in ihrer Kolumne.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Zürcherin Stella Kizildag schreibt einmal im Monat über «Body Positivity».
- Heute erzählt sie, wie sie nach einer Trennung in die Abwärtsspirale geriet.
- «Jetzt ist der Moment da, sich nicht mehr für andere anzupassen!», sagt Stella.
Es ist zwar leise gesagt, aber laut genug, um mich innerlich zu zerreissen. «Du hast mir früher besser gefallen», sagte er zu mir.
Als meine erste ernsthafte Beziehung endete, weil ich acht Kilo zugenommen hatte, fiel ich in eine Abwärtsspirale.
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Er hatte mich kennengelernt, als ich Kalorien zählte wie andere Likes. Ich trainierte täglich, kein Gramm überliess ich dem Zufall. Dünn sein war für mich nicht bloss ein Zustand. Nein, es war harte Arbeit für mich.
Aber mit diesem Mann war ich glücklich. Und ich begann zu leben, statt nur zu funktionieren. Ein paar Gläser Wein, Pasta-Abende, es wurden ein paar Kilos mehr. Zu viele. Zumindest für ihn.

Der Dominoeffekt von Selbstzweifeln
Nach der Trennung zog ich mich für einige Jahre zurück. Ich ging nur noch zur Arbeit. Und selbst das war schwer. Kino, Konzerte, Geburtstage? Nein, sogar die Badeferien habe ich abgesagt.
Ich wollte damals nicht gesehen werden. Nicht in diesem Körper! Meine Welt wurde kleiner und ich hatte das Gefühl, für niemanden gut genug zu sein.

Dating mit Kurven: Kein Tinder-Fairy-Tale
Ich wollte mich wieder geliebt, begehrt und irgendwie gewollt fühlen. Also habe ich die ganze Palette der Dating-Apps heruntergeladen: Tinder, Bumble und Hinge.
Meine Freundinnen machten mir Mut. «Es gibt doch soooo viele Männer, die auf Kurven stehen!», sagten sie.
Was ich aber erhielt, war entweder Ablehnung («Sorry, nur sportliche Typen») oder Fetischisierung. «Du bist voll mein Fetisch», hiess es. Ich avancierte zum Objekt, das entweder zu viel war, oder mal gerade gut genug für eine Fantasie.

Mein Gamechanger-Moment
Irgendwann war dann aber Schluss. Ich hatte es einfach satt, mein Leben nach fremden Erwartungen zu richten. «Scheiss drauf! Wenn ich zu viel bin, sind sie zu schwach», sagte ich zu mir selbst.
Ich wollte endlich richtig leben. In meinem Körper und in voller Lautstärke!
Seitdem ziehe ich Männer an, die mich nicht auf meine Kurven reduzieren.
Sie wollen nicht, dass ich mich kleiner mache. Ich suche keinen Mann, der mich «trotzdem» liebt. Sondern einen, der sagt: «Genau so»! Heute weiss ich, was ich wert bin.

Wenn ich zurückblicke, sehe ich kein gescheitertes Mädchen. Nein, Ich sehe eine Frau, die gelernt hat, dass ihr Wert nie auf der Waage lag. Und eine Frau, welche den Mut hat, nicht aufzugeben.

Am Ende geht es doch einzig darum, sich selbst zu gefallen. Ehrlich, mutig und ganz zu sein.
Meine Erfahrung zeigt: Wenn man das einmal verstanden hat, fängt das Leben an, sich ganz anders anzufühlen.

Zur Person: Stella Kizildag (29) ist ein Curvy Model, Selflove-Vorbild und der Beweis, dass wahre Stärke Kurven hat. Sie macht Schluss mit Schönheitsnormen und Platz für echte Geschichten, echte Körper und Power. Instagram: @stellakizildag.