Plus-Size-Model Stella: «Ich war zu dick fürs Ballett»
Body Positivity bedeutet nicht, seine eigene Gesundheit zu ignorieren, sondern den eigenen Körper zu respektieren. Es ist Zeit, mit Vorurteilen aufzuräumen!
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Das Wichtigste in Kürze
- Die Zürcherin Stella Kizildag schreibt einmal im Monat über «Body Positivity».
- Heute schreibt sie darüber, dass Gesundheit nicht an eine Kleidergrösse gebunden sei.
- Weder dicke noch dünne Menschen sollten sich für ihren Körper rechtfertigen müssen.
Mit vier Jahren wollte ich Ballett tanzen. Es gab ein Problem: Gleich drei Ballettschulen lehnten mich wegen meiner Figur ab. «Dicke Mädchen können kein Ballett tanzen», hiess es.
Doch meine Mama fand ein wunderbares Tanzstudio, in dem ich 15 Jahre lang trainieren durfte.
Heute bin ich stolz darauf, dass viele sich nicht entmutigen lassen: Plus-Size-Ballerinas wie Julia Del Bianco, Eiskunstläuferinnen wie Zoe Flindris und andere Sportlerinnen zeigen, dass Bewegung allen gehört. Und zwar unabhängig vom Körperbau!
Dick sein kommt von zu vielem Essen ist ein Mythos
Noch immer glaubt die Gesellschaft, Übergewicht sei eine Folge ungesunder Ernährung.
Doch: Faktoren wie Gene, Hormonstörungen oder chronischer Stress spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Wissenschaftliche Studien belegen nämlich, dass Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion trotz gesunder Ernährung und Bewegung mit dem Gewicht kämpfen.
Als diplomierte Ernährungscoach und aktive Sportlerin weiss ich, dass Gesundheit nicht an eine Kleidergrösse gebunden ist!
«Body Positivity» ist auch für die Dünnen da!
Wer aber denkt, «Body Positivity» sei nur eine «Entschuldigung» für dicke Menschen, hat das Konzept nicht verstanden.
Auch sehr schlanke Menschen erfahren leider «Body Shaming». Aussagen wie «Iss mal mehr!» sind genauso verletzend wie «Du solltest weniger essen!».
Niemand kann aus einer blossen Körperform ableiten, ob jemand gesund oder ungesund lebt. Psychische Erkrankungen sind nicht sichtbar. Trotzdem würde niemand ihre Existenz infrage stellen. Genauso wenig sollte man andere für ihren Körper bewerten.

Mehr als ein Trend
Wofür steht denn nun «Body Positivity» wirklich? Es steht für die Akzeptanz aller Körperformen. Unabhängig von Gewicht, Grösse oder Normen.
Es geht nicht darum, ungesunde Lebensweisen zu fördern, sondern jedem das Recht auf Selbstakzeptanz zuzugestehen.
Die Bewegung fordert deshalb ein Umdenken: Weg von unrealistischen Schönheitsidealen, hin zu einem respektvollen Selbstbild.
Schönheit neu denken
Viele Leser-Kommentare in meiner ersten Nau.ch-Kolumne zeigten, wie viel Unwissen es in diesem Bereich noch gibt. Aber genau deshalb habe ich euch diese Kolumne geschrieben. Nämlich, um Klarheit zu schaffen.
Denn: Schönheitsnormen sind gesellschaftlich geprägt – und somit veränderbar!
«Body Positivity» steht für Inklusivität, Selbstliebe und Selbstfürsorge. Bewegung soll Freude machen.
Mode soll Ausdruck der Persönlichkeit sein – nicht Mittel zur Verhüllung vermeintlicher «Makel».

Zur Person: Stella Kizildag (29) ist ein erfolgreiches Curvy-Model und bekannt als Vorreiterin für «Body Positivity» in der Schweiz. Sie inspiriert Menschen dazu, sich in ihrem Körper wohlzufühlen und gängige Schönheitsideale zu hinterfragen. Instagram: @stellakizildag.