Schneider-Schneiter: Personalisierte Fussball-Tickets sind Eigentor

Mit dem Kaskadenmodell soll in der Schweiz Fussballgewalt bekämpft werden – das ist wenig zielführend, meint Elisabeth Schneider-Schneiter im Gastbeitrag.

Die Mitte Elisabeth Schneider-Schneiter
Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (Die Mitte). - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Um die Fangewalt im Fussball einzudämmen, setzen die Kantone auf personalisierte Tickets.
  • Voraussetzung für die Einführung ist eine Änderung des «Hooligan-Konkordats».
  • Ein Gastbeitrag von Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter.

Das Hauptproblem ist nicht das Kollektiv, sondern das Individuum. Ein Hooligan macht Krawall um des Krawalls willen. Dabei denkt er nicht mit der Hirn-, sondern mit der Muskelmasse.

Dort kommt nicht an, dass Gästekurvensperrungen oder Geisterspiele sehr viel mehr Menschen als ihn selbst treffen; bei Eskalationsstufe 5 mit Forfait-Niederlage sogar den ganzen Klub.

Gut möglich, dass sich die Fangemeinschaft aus reiner Frustration mit der organisierten Fanszene solidarisiert.

Achtung Eigentor

Und wie genau hilft das personalisierte Ticket beim Ermitteln von Straftaten? Gar nicht, weil Hooliganismus meist ausserhalb des Stadions stattfindet.

Wenn der Zugang zum Spiel erschwert wird, erst recht. Aufwieglerische Fans reisen nämlich trotzdem an.

FC Luzern
Kurve in St. Gallen gesperrt? Die FCL-Fans kauften einfach Tickets in einem anderen Sektor und stürmten rein. - keystone

Und wird der Ticketverkauf gestoppt, so beschaffen sie sich einfach Karten für andere Sektoren. Ein Eigentor.

Macht es Sinn, im Fussball Kollektivstrafen anzuwenden?

Stufe 2 sieht Eingangskontrollen und Überwachung vor. Abgesehen davon, dass sämtliche Fussballfans unter Generalverdacht gestellt werden, stellt sich die Frage: Wie bitte soll das in einem Stadion wie beispielsweise dem Basler Joggeli für über 38'500 Zuschauer effizient funktionieren?

Quadratur des runden Tisches

Mit Eskalation gegen Eskalation – davon halte ich nichts. Vertreterinnen und Vertreter von Polizei, Klubs, Stadien, Politik und den SBB sollten sich unvoreingenommen zusammenfinden und fortsetzen, was lange als Basler Weg galt: Dialog, Konsens, Allianz.

Die wirklichen Fussballfans wollen keine Gewalt und sie wissen, wie friedlicher Fussball geht.

Darum gilt ihre Unterstützung nachhaltigen Lösungen, die zukünftige Ausschreitungen verhindern, statt sie mit Repression zu befeuern.

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Claudius Schäfer, CEO Swiss Football League, im Interview zum Kaskadenmodell. - Nau.ch

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Zur Autorin: Elisabeth Schneider-Schneiter ist Nationalrätin für die Mitte des Kantons Basel-Landschaft, Präsidentin der Handelskammer beider Basel und Vorstandsmitglied von Economiesuisse.

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Kommentare

User #1871 (nicht angemeldet)

Täterschutz ist doch die Domäne der SP? Billige Kopie.

User #6502 (nicht angemeldet)

In England hat man das mit Nulltoleranz und Sofortverurteilungen positiv bekämpft. Unsere BR sind Hasenfüsse und leben in einer Wohlfühlblase.

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