Trump und Musk: Die beiden «Bros» und die hysterischen Frauen

Verena E. Brunschweiger
Verena E. Brunschweiger

Zürich,

Männer wie Donald Trump und Elon Musk bemühen sich in den USA, die Diversität wieder zunichtezumachen. Eine Kolumne von Verena Brunschweiger.

Donald Trump
Eine «Broligarchie»: Donald Trump und Elon Musk (links). - Alex Brandon/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die «Broligarchie» basiert auf dem Ideal des gesunden, weissen, reichen Mannes.
  • Darunter leiden die Minderheiten.
  • Eine Kolumne von Verena E. Brunschweiger.

«Portmanteaus» sind schon tolle Erfindungen. Portmanteaus? Das sind Schachtelwörter, die sich wie zum Beispiel Smog aus smoke und fog zusammensetzen.

Nicht anders verhält es sich mit dem Wort «Broligarchie»: «Bros» sind enge männliche Kumpel, die Macht haben und Entscheidungen treffen.

Diese hängen nicht unbedingt von objektiven oder demokratischen Massstäben ab, sondern verschmelzen hier mit der Oligarchie, also (seit dem griechischen Philosophen Platon) der Reichenherrschaft.

Trump und Musk gegen Minderheiten

Diese «Broligarchie» feiert weltweit gerade ein fulminantes Comeback: Donald Trump, Elon Musk, JD Vance und ihre Handlanger bemühen sich in den USA nach Kräften, all das erreichte – oder zumindest angestrebte Gute – wieder zunichtezumachen.

Dies, um die Interessen vermögender Männer durchzusetzen. Auf Kosten all derer, die einer oder mehreren Minderheiten angehören.

Verena Brunschweiger
Verena Brunschweiger schreibt regelmässig auf Nau.ch Kolumnen. - zvg

Anti-Rassismus-Training infrage gestellt

Persönlich wurde mir das Schicksal einer schwarzen Amerikanerin berichtet, die vor wenigen Monaten im Bereich DEI (diversity, equity, inclusion, also Diversität, Gerechtigkeit, Inklusion) neu eingestellt worden ist.

Und deren Job einer der vielen ist, denen Elon Musk mit der Kettensäge zu Leibe rücken will.

Nervt dich die Broligarchie zwischen Trump und Musk?

Anti-Rassismus-Training, das brauche doch kein Mensch, heisst es dann. Sklaverei und Kolonialismus sollten eindringliche Mahnungen sein. Aber was interessiert das solche Typen?!

Die delektieren sich ja gerade an der angeblichen Unterlegenheit der Minderheiten. Die suchen nach pornografischen Darstellungen schwarzer Frauen in Ketten, die ganz absichtlich mit dem Sklavinnen-Image spielen!

Dürfen Behinderte leben? Alle Fragen erlaubt

Die «Broligarchie» basiert auf dem Ideal des gesunden, weissen, heterosexuellen, reichen Mannes.

Dem Typ Mann, der fragen darf, warum wir eigentlich Behinderte, Arbeitslose und ähnliche Existenzen am Leben erhalten. Und dies, ohne sanktioniert zu werden.

Oder der sich öffentlich fragt, warum Mädchen und Frauen nicht vorgeschrieben wird, sich «anständig» zu kleiden, statt sich über Belästigungen aufzuregen? Äh, vielleicht weil wir alle naiverweise gehofft hatten, dass «Victim Blaming» (dem Opfer die Schuld geben) mit Silvio Berlusconi ausstarb?

Silvio Berlusconi lächelt.
Der italienische Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi, bekannt für seine Bunga-Bunga-Parties. - dpa

Frauen als Sexobjekte

Berlusconi, der ja noch allen Ernstes äusserte, italienische Frauen würden häufiger vergewaltigt, weil sie halt hübsch wären – und sich aufreizend herrichteten.

Wie würde er sich freuen über das Revival der «Broligarchie»: Endlich soll es voll in Ordnung sein, Frauen als Sexobjekte zu benutzen. Und alle Minderheiten so richtig zu diskriminieren!

Auch die Wahl von Friedrich Merz würde ihn freuen, der in den 1990ern Schlagzeilen machte, weil man seiner Ansicht nach die eigene Ehefrau ja gar nicht vergewaltigen könne. Wahnsinn!

Ein U-Bahn-Waggon nur für Frauen?

Angesichts jüngster Skandale, unter anderem Belästigungen in öffentlichen Verkehrsmitteln, kommen die Leute mit den abstrusesten Ideen daher: Ein U-Bahn-Waggon nur für Frauen wird gefordert, angeblich zu deren Schutz. Das gibt es schon in so manchem islamistisch regierten Land, eben mit genau diesem «Pseudo-Grund».

Normen sollten der Gesellschaft dienen, nicht andersherum!

Diese Ungerechtigkeiten sind falsch

Insofern wäre es wichtig, danach zu fragen, ob es wirklich normal sein soll, Frauen einzuschränken, um sie vor Männern zu «schützen»?

Oder ob es nicht Aufgabe von uns allen sein sollte, junge und ältere Männer – egal welcher Herkunft oder Berufsgruppe – zu adäquatem Benehmen anzuhalten?

Wenn eine Frau, ein Schwuler oder ein Schwarzer unter der patriarchalen Normgesellschaft leiden, soll immer die Frau, der Schwule, der Schwarze therapiert werden, damit sie sich anpassen. Und die Ungerechtigkeiten besser ertragen lernen mögen. Falsch!

Sie sind nicht das Mass aller Dinge

Mehr als je zuvor muss man im aktuell erstarkenden «Backlash» den toxischen weissen Hetero-Männern klarmachen, dass sie einfach nicht das Mass aller Dinge sind. Und dass sie damit aufhören sollen, ihre Standards allen anderen aufzudrängen!

Es braucht keinen weiteren Abbau von DEI-Programmen, ganz im Gegenteil!

«Hysterische Frauen»

Diese Programme, die Menschen sensibilisieren, wie Stigmatisierung und Ausgrenzung funktionieren. Und dass dies für die Betroffenen desaströse Konsequenzen bis zum Suizid (!) haben kann, sind ganz ungeheuer wichtig.

Eine klassische Strategie ist es zum Beispiel, marginalisierte Gruppen als psychisch krank zu deklarieren, beispielsweise als «hysterische Frauen» oder «pädophile Schwule».

Das muss man solchen, die diese Mechanismen und Taktiken vielleicht noch nicht durchschauen, auch mal klar vor Augen führen. Die Geschichte bietet dafür wirklich eine Fülle an Beispielen.

Verena Brunschweiger
Verena Brunschweiger. - zvg

Fragwürdige Kürzungen

Werfen wir einen Blick über die Grenze: Im deutschen Bundesstaat Bayern droht der Aids-Hilfe das Geld auszugehen. In Berlin sollen wegen «Kürzungen» Angebote für queere Jugendliche gestrichen werden. Dies, obwohl gerade queere Jugendliche eine oft auf sich gestellte, besonders vulnerable Gruppe sind!

Man fragt sich also manchmal, ob Bildung und Aufklärung noch reichen bei den wirklich harten Nüssen wie Donald Trump, Elon Musk und JD Vance? Die Antwort: Vermutlich nicht.

Männer, die universelle Grundrechte und Menschenwürde nur der kleinen Gruppe zugestehen wollen, der sie selber angehören, sind vernünftigen Argumenten für gewöhnlich nicht zugänglich.

Da bleibt nur zu hoffen, dass die Wahlberechtigten nächstes Mal anders abstimmen, wenn sie erleben, was für Katastrophen der brachiale Kahlschlag der «Broligarchie» über uns alle bringt.

Zur Person: Dr. Verena E. Brunschweiger, Autorin, Aktivistin und Feministin, studierte Deutsch, Englisch und Philosophie/Ethik an der Universität Regensburg. 2019 schlug ihr Manifest «Kinderfrei statt kinderlos» ein und errang internationale Beachtung.

Kommentare

User #6514 (nicht angemeldet)

Wer Geschichte oder etwas studiert hat, sollte wissen, dass es Bewegungen und Gegenbewegungen gibt. Vielleicht wurde es übertrieben auf der einen Seite? Auf alle Fälle haben wir Wellen und andere Wellen in der Gesellschaft. Die extremen Positionen sind nie gut. Der goldene Mittelweg bleibt.

User #4964 (nicht angemeldet)

Biden kündigte an, er werde die Nationalarchive bitten, den Vorwürfen Reades nachzugehen. Es gelte herauszufinden, ob es irgendwelche Unterlagen gebe, aus denen hervorgehe, dass solch eine Beschwerde eingelegt wurde. "Die ehemalige Mitarbeiterin hat gesagt, sie habe 1993 eine Beschwerde eingelegt", sagte Biden bei MSNBC. "Aber sie hat keine Unterlagen zu dieser angeblichen Beschwerde. Die Dokumente meiner Jahre im Senat, die ich der Universität von Delaware gespendet habe, enthalten keine Personalakten." Reade hatte zuvor von Biden verlangt, archivierte Unterlagen aus seiner Senatszeit offenzulegen. "Ich bin mir sicher, dass da nichts ist", sagte Biden, und dass er nichts zu verbergen habe. "Es gibt nur einen Ort, an dem eine Beschwerde dieser Art sein könnte – die Nationalarchive." Musk soll das mal prüfen

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