In einem Leitbild für Kommunikation wollte die EU «Weihnachten» und biblische Vornamen aus dem Vokabular verbannen. Nun rudert sie zurück.
Sam Urech
Sam Urech besucht die Freikirche FEG Wetzikon. - Fotograf: Sebastian Heeb

Das Wichtigste in Kürze

  • Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
  • Den Autor erreichen Sie via samurech.ch oder auf Social Media.
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Ein Leitfaden für den Kübel. Aber alles der Reihe nach: Die EU hat ihre Mitarbeitenden in Brüssel zu mehr Political Correctness aufgefordert.

Ein 32-seitiges Dokument soll dafür sorgen, dass bei Reden und Texten Formulierungen gewählt werden, die niemanden brüskieren.

Grundsätzlich nichts Schlechtes, meiner Meinung nach. Ich habe mir jede Seite des Ratgebers angeguckt und viel gesehen, dem ich zustimme.

Stressige «Festtagszeit»

Aber dann, auf Seite 19 des Dokuments, wird vermerkt, man solle statt «Christmas time can be stressful» lieber «Holiday times can be stressful» verwenden. Also von Festtagen statt von Weihnachten reden.

Dazu steht: «Gehen Sie nicht davon aus, dass alle Menschen Christen sind. Nicht alle Menschen feiern die christlichen Feiertage.»

Und weiter: «Seien Sie sensibel für die Tatsache, dass Menschen unterschiedliche religiöse Traditionen und Kalender haben.»

Glaube sei unsensibel

Warum ist es deswegen sogleich unsensibel, wenn ich von Weihnachten rede? Wenn jemand meinen Glauben nicht teilt, darf ich ihn nicht erwähnen?

Von «Festtagen» reden, um niemanden zu verletzen?

Wir feiern die Geburt von Jesus. Wer ein Problem damit hat, dass dieses Fest Weihnachten heisst und an eine biblische Geschichte erinnert, soll selbst über die Bücher.

Aber nein, typisch, für unseren Zeitgeist: Aus Angst, jemandem auf die Füsse zu treten, werfen wir lieber schnell die eigenen Werte über Bord. Aus lauter Toleranz lieber keine eigenen Ideale.

Bitte von Malika und Julio reden

Noch irritierender, was dann im Leitfaden folgt. Man dürfe nicht Namen wie «Maria» oder «Johannes» als Beispiele verwenden, sondern man solle von «Malika» und «Julio» sprechen.

Die Aufforderung dazu: EU-Abgeordnete müssten darauf achten, keine biblischen Namen mehr zu gebrauchen. Es könnte ja Andersgläubige verstören.

svp gegen uno
Das Schweizerkreuz neben der EU-Flagge. - dpa

Die EU will also Rücksicht nehmen auf Menschen, die sich von biblischen Vornamen provozieren lassen. Was kommt als Nächstes? Dass Länder wie Schweden oder die Schweiz das Kreuz aus dem Wappen verbannen sollen?

Rückzug nach Protestwelle

Was für ein Irrtum, zu glauben, es sei ein Fortschritt, wenn man sich von so vielen eigenen Werten wie möglich verabschiedet.

Um niemanden zu verletzen, sollten wir am besten an gar nichts mehr glauben und keinem Kompass folgen? Meines Erachtens der falscheste Weg, den Europa gehen könnte.

Aber es gibt Hoffnung: Die Verfasserin des Leitfadens, Gleichstellungs-Kommissarin Helena Dalli, zog ihr Werk nach heftigen Protesten zurück. Sie werde es überarbeiten.

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Zum Autor:

Sam Urech ist 37-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam ist selbständiger Kommunikationsberater und Online-Seelsorger.

Er liebt seine Familie, Gimmelwald, Schwarzmönch Black Ale, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Wenn Sie hier klicken, finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.

Fragen oder Anregungen? Sie erreichen Sam via samurech.ch

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