Coronavirus sorgt für Milliarden-Einbussen im internationalen Luftverkehr
Das Coronavirus zieht die Geschäfte internationaler Fluggesellschaften drastisch nach unten.
Das Wichtigste in Kürze
- Lufthansa streicht sämtliche Flüge nach Israel.
Wegen verschärfter Einreisebestimmungen für viele Europäer strich die Lufthansa vorübergehend alle Flüge nach Israel. Insgesamt setzte sie bis Ende des Monats gut 7000 Flüge aus. Die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA rechnet für die Airlines weltweit mit Einnahmeeinbussen von bis zu 101 Milliarden Euro.
Wie die Lufthansa am Donnerstag mitteilte, werden die Ziele Tel Aviv und Eilat in Israel vom 8. bis zum 28. März nicht angeflogen. Bislang flogen die Airlines des Konzerns zusammen täglich zehn mal nach Israel.
Das Land lässt nach Restriktionen für Italiener künftig auch Reisende aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Spanien nur noch einreisen, wenn sie sich an einem festen Ort in Quarantäne begeben können. Der damit verbundene Nachfragerückgang mache die Stornierungen wirtschaftlich notwendig, argumentiert die Lufthansa.
Ebenso wie die Konkurrenz musste sie bereits zuvor zahlreiche Ziele und Verbindungen wegen der Ausbreitung des Coronavirus streichen und lässt mittlerweile durchschnittlich 150 Flugzeuge zeitgleich am Boden. Auf die «aussergewöhnlichen Umstände» regiert der Konzern nach eigenen Angaben «mit einer Kapazitätsreduktion von bis zu 25 Prozent» und storniert nun bis Ende März gut 7000 Flüge ab Frankfurt am Main und München.
«Weitere Sparmassnahmen» sollen folgen, auch im Personalbereich. Die finanzielle Belastung durch die Coronavirus-Krise sei «noch nicht abschätzbar». In zwei Wochen will die Lufthansa Zahlen veröffentlichen.
Die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA erklärte in Singapur, sie rechne derzeit für die Fluggesellschaften weltweit mit maximalen Einbussen von umgerechnet gut 100 Milliarden Euro. Innerhalb von gut zwei Monaten hätten sich die Aussichten der Airlines in den meisten Regionen der Welt «radikal verdüstert», erklärte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac.
Das betrifft nicht nur Flüge in Länder wie China oder den Iran, sondern auch den Flugverkehr nach Europa. Wie die Analysefirma Forwardkeys am Donnerstag mitteilte, brach die Zahl der Flugreservierungen auf Verbindungen von Amerika, Asien und Afrika nach Europa in der letzten Februarwoche um 79 Prozent ein - insbesondere, aber nicht nur getrieben durch die Situation im ebenfalls stark vom Coronavirus betroffenen Italien.
Das macht zahlreichen Airlines zu schaffen: Weltweit wurden Flugverbindungen gestrichen, mehrere Länder verhängten Reiseverbote. Die Einreiseverschärfungen in Israel spürt auch die heimische Fluggesellschaft El Al Israel Airlines: Sie will nach eigenen Angaben in den kommenden Tagen mit Lohnkürzungen und Entlassungen auf den Nachfragerückgang reagieren. Währenddessen wollen Emirates in Dubai und die ohnehin taumelnde Etihad in Abu Dhabi vorübergehend Personal frei stellen.
In Grossbritannien stellte die allerdings schon länger kriselnde Regional-Airline Flybe den Betrieb ein. Alle Flugzeuge blieben am Boden und das Geschäft in Grossbritannien sei mit sofortiger Wirkung gestoppt worden, teilte das Unternehmen mit. Erst im Januar hatten sich Flybe und die britische Regierung auf ein Rettungspaket für die Krisen-Airline mit rund 2000 Mitarbeitern geeinigt.