Arbeitslosigkeit dürfte wegen Coronavirus weiter zunehmen
Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist sprunghaft angestiegen. Zahlen vom April zeigen: Der Trend geht weiter. Der SGB nimmt die Arbeitgeber in die Pflicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Im März lag die Arbeitslosenquote bei 2,9 Prozent, im Februar noch bei 2,5 Prozent.
- Alleine seit Monatsbeginn nahm die Zahl der Arbeitslosen um 7,7 Prozent zu.
Die Coronakrise trifft die Schweizer Wirtschaft hart, wie neuste Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft zeigen: Von Februar auf März ist die Arbeitslosenquote von 2,5 auf 2,9 Prozent gestiegen. Aktuell sind über 135'000 Schweizer bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldet, 20 Prozent mehr als im Vormonat.
Die Unterschiede sind regional beträchtlich. Mit 4,5 Prozent hat der Kanton Genf die höchste Arbeitslosenquote, knapp vor dem Kanton Waadt. Die Kantone Zürich und Bern liegen mit 2,8 und 2,2 Prozent unter dem Schnitt. Der Kanton Obwalden kommt mit 1,1 Prozent auf den schweizweit tiefsten Wert.
Die höchste Arbeitslosigkeit verzeichnet aktuell die Gastro-Branche, welche vom Lockdown besonders hart getroffen ist. Die Quote lag im März bei 7,5 Prozent. Über 14'000 Personen aus dem Gastro-Bereich suchen einen Job, das sind 45 Prozent mehr als noch im Vormonat. In keiner anderen Branche hat die Zahl der Stellensuchenden stärker zugenommen.
Zum Vergleich: Im Detailhandel, der wegen der verordneten Ladenschliessung ebenfalls stark unter dem Lockdown leidet, liegt die Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent. Rund 9000 Personen aus der Branche sind auf Stellensuche, knapp 15 Prozent mehr als im Vormonat.
Firmen wollen weiter Stellen abbauen
Rudolf Minsch, Chefökonom des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, hat diesen Anstieg erwartet. «In erster Linie haben die Kurzarbeitsentschädigungen zugenommen. Doch etliche Unternehmen gehen davon aus, dass sie nach einer Normalisierung der Lage weniger Beschäftigte als vor der Krise haben werden.» Gemäss einer Umfrage des Wirtschaftsdachverbands überlegt sich aktuell ein Drittel der Unternehmen, ob sie in den nächsten zwei Monaten Stellen abbauen müssen.
Minsch befürchtet, dass die Arbeitslosenquote weiter zunehmen wird. «Wie stark der Anstieg sein wird, hängt von der Länge der Krise ab. Wenn wir nicht bald erste Schritte in Richtung einer kontrollierten Lockerung einleiten und der Teil-Lockdown noch lange anhält, dann wird der Anstieg erheblich sein.»
Immer mehr Stellensuchende
Fakt ist: Alleine seit Monatsbeginn ist die Zahl der Stellensuchenden wieder um 7,7 Prozent gestiegen, wie aktuelle Zahlen des KOF zeigen.
Dass die Zahl der Arbeitslosen so stark zugenommen hat, findet Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds, erschreckend. «Das hat es hier noch nie gegeben, seit es schweizweite Statistiken gibt.»
Man könne schon drüber diskutieren, den Teil-Lockdown wieder rückgängig zu machen. Jetzt seien die Arbeitgeber in der Pflicht, findet Lampart. «Es kann nicht sein, dass der Bundesrat die Kurzarbeits-Regelungen erweitert, Überbrückungskredite anbietet und trotzdem tausende Menschen den Job verlieren.»