Ausbau von 5G harzt – trotz 5000 Antennen
In der Schweiz hat 5G massiven Widerstand. Baugesuche werden blockiert oder nicht bearbeitet. Richtlinien des Bundes sollen jetzt helfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Gegen fast jedes zweite Baugesuch für 5G-Antennen wird Einsprache erhoben.
- Ein neues Regelwerk des Bundes sollte jetzt den Ausbau beschleunigen.
Auf den ersten Blick ist die neuste Generation Mobilfunk auf dem Vormarsch. Gemäss dem Bundesamt für Kommunikation sind aktuell 5034 5G-Antennen im Einsatz. Im Januar vor einem Jahr waren es rund halb so viele.
Swisscom gibt an, 96 Prozent der Bevölkerung mit der neuen Mobilfunkgeneration zu erreichen. Sunrise UPC spricht von 90 Prozent. Salt baut ebenfalls aus, nennt aber keine Zahlen.
Die Schweiz gehört zu den Spitzenreitern. Nur: Der Ausbau ist damit aber längst nicht abgeschlossen. Aktuell ist vielerorts nur eine abgespeckte Version von 5G im Einsatz. Hierfür wurden bestehende Antennen via Software-Update auf die neue Funktechnologie umgerüstet – viel schneller als die 4G funkt man damit nicht.
Für «echtes» 5G braucht es neue Hardware. Damit müssen bestehende Antennen überarbeitet oder neue gebaut werden. In beiden Fällen ist eine Baubewilligung nötig.
5G hat viele Gegner
Dann gibt es Widerstand. Sunrise-UPC-Sprecher Rolf Ziebold sagt: «Der Netzausbau ist in den letzten zwei Jahren aufgrund der kantonalen und kommunalen Verzögerungen stark ins Stocken geraten.» Über 50 Prozent der bau- und bewilligungspflichtigen Aus- und Neubauten seien unter Opposition.
Ähnliches beobachtet man bei der Swisscom. Sprecherin Sabrina Hubacher erklärt: «Wenn wir alle bewilligungspflichtigen Ausbauten von Mobilfunkanlagen betrachten, so sehen wir, dass circa 40 Prozent unserer Vorhaben mit Einsprachen belegt werden.»
Salt will auch hier keine Zahlen nennen. Sprecherin Viola Lebel sagt aber: «Generell beobachten wir seit einigen Monaten in der Tat eine Zunahme der Einsprachen, die oft auf über soziale Netzwerke verbreiteten Falschinformationen basieren.»
Gemeinden trödeln
Einsprachen aus der Bevölkerung sind das eine. Dazu kommt, dass viele Gesuche von den Gemeinden nicht oder nur gemächlich bearbeitet werden. «Die Bearbeitungsdauer ist nach wie vor erheblich länger als in der ferneren Vergangenheit», kritisiert Swisscom-Sprecherin Hubacher.
Mobilfunkantennen haben seit jeher Widerstand, wenn auch im Fall von 5G besonders heftig. Nur: Die Wissenschaft hat bisher keine belastbaren Hinweise gefunden, dass Mobilfunk für den Menschen schädlich ist.
Mit 5G dürfte die Strahlenbelastung sinken, zumindest bei gleicher Nutzung. Bei neuen sogenannten adaptiven Antennen geht Strahlung nicht in alle Richtungen, sondern nur dorthin, woher die Anfrage kommt.
Initiative gegen 5G klar gescheitert
Fraglich ist, wie gross der Widerstand gegen 5G effektiv ist. Eine Initiative, welche den Netzausbau stoppen wollte, ist kürzlich mit nur 15'000 Unterschriften klar gescheitert. Gleichzeitig kam eine Studie von gfs.bern zum Schluss, dass drei Viertel der Schweizer fänden, 5G sei zu wenig erforscht.
Strahlenschutz ist Aufgabe des Bundes. Das Bundesamt für Umwelt hat darum Ende Februar Vollzugshilfen für den Bau von neuen 5G-Antennen präsentiert. Diese erklären, wie die Strahlung bei adaptiven Antennen berechnet wird.
Viele Gemeinden haben auf diese Information gewartet. Die Telekom-Firmen hoffen, dass es jetzt vorwärtsgeht. Sunrise-UPC-Sprecher Ziebold sagt: «Wir erwarten, dass Blockaden und Moratorien aufgehoben und die hängigen sowie neue Gesuche rasch behandelt werden.»