Bayer-Chef kündigt Alternative zum Unkrautvernichter Glyphosat an
«Wir testen diese neue Substanz schon an echten Pflanzen», sagt der Vorstandsvorsitzende von Bayer, Bill Anderson.
Der deutsche Chemieriese Bayer arbeitet an einer Alternative zum umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat. «Wir testen diese neue Substanz schon an echten Pflanzen», sagte der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (F.A.S.).
«Unser Ziel ist, das neue Produkt 2028, also bereits in vier Jahren, auf den Markt zu bringen», so Anderson. Es handele sich um die erste bahnbrechende Innovation auf diesem Gebiet seit 30 Jahren.
Glyphosat wurde vom US-Agrarchemiekonzern Monsanto entwickelt. Bayer übernahm Monsanto im Jahr 2018 für 63 Milliarden Dollar und ist seitdem in teure Rechtsstreitigkeiten wegen einer womöglich krebserregenden Wirkung von Glyphosat verstrickt. In den USA gibt es zehntausende Schadenersatzklagen. Der Konzern wurde in einer Reihe von Glyphosat-Urteilen zu Schadenersatz verurteilt, in anderen Verfahren aber freigesprochen.
Bayer weist den Vorwurf zurück, dass Glyphosat krebserregend sei. In der Wissenschaft ist die Frage umstritten.
Keine Abtrennung des Agrargeschäfts
Bayer-Chef Anderson hat eine Abtrennung des Agrargeschäfts vom Rest des Konzerns bis 2026 ausgeschlossen. Er setzt stattdessen darauf, Bayer mit einem neuen Organisationsmodell auf Erfolgskurs zu bringen, das die Gesamtkosten um zwei Milliarden Euro im Jahr senken soll.
«Es wird weniger Bosse geben», sagte Anderson dazu der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». «Und mit der Zahl der Führungskräfte reduziert sich auch die Zahl hoch bezahlter Stellen.»
Mit weniger Bürokratie im Konzern werde die Produktivität zunehmen, fügte der Manager aus dem US-Bundesstaat Texas hinzu. «Wir wollen 95 Prozent der Entscheidungen in die Hände derjenigen legen, auf deren alltägliche Arbeit sie sich tatsächlich auswirken.»
Bayer befindet sich in einer langanhaltenden Schwächephase. An der Börse haben Aktien des Dax-Konzerns seit 2015 vier Fünftel ihres Werts eingebüsst, der Schuldenstand liegt bei rund 35 Milliarden Euro. Anderson steht seit vergangenem Juni an der Konzernspitze.