Chef von Thomas Cook blieb bis zum Schluss optimistisch
Der Reisekonzern Thomas Cook ist insolvent. Geführt wurde das Unternehmen zuletzt von einem Schweizer Manager. Der muss jetzt Kritik einstecken.
Das Wichtigste in Kürze
- Thomas Cook hat gestern Insolvenz angemeldet.
- Mit Peter Fankhauser wurde der Konzern zuletzt von einem Schweizer geführt.
Thomas Cook ist pleite. Der älteste und zweitgrösste Reisekonzern der Welt hat gestern Insolvenz angemeldet. 22'000 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs, 600'000 Reisende um ihre Rückreise.
In den Fokus rückt jetzt ein Schweizer: Peter Fankhauser, aufgewachsen in Burgdorf BE, hat das britische Unternehmen bis zuletzt geführt. In einer Mitteilung sprach Fankhauser von einem «tief traurigen Tag».
Es ist noch nicht lange her, da klang der Reise-Manager optimistischer. Laut der «Handelszeitung» zeigte der Honorarprofessor bei einer Vorlesung an der Universität St. Gallen im noch Mai auf, wie er den Konzern neu aufstellen will.
Billigheimer machten Druck
Thomas Cook werde dank neuen Dienstleistungen und Konzepten Schwung für die digitale Ära erhalten, erklärte Fankhauser. Titel seines Vortrags: «From Disrupted to Disruptor».
Doch zum Disruptor – also jemand, der eine Branche auf den Kopf stellt – ist der Reisekonzern nicht mehr geworden. Neuartige Geschäftsmodelle von Airbnb und Easyjet haben das 1841 gegründete Traditionsunternehmen schlussendlich zu Fall gebracht.
Den Druck der Billigheimer hat Fankhauser sehr wohl gespürt, wie ein Interview mit der «Bilanz» aus dem Frühjahr zeigt. Auf die Frage, was ihn an der Branche störe, antwortet der Schweizer: «Der ausschliessliche Preisfokus.»
Thomas Cook kämpfte schon 2011 ums Überleben, als Fankhauser noch COO beim Reisekonzern war. Tausende Jobs wurden gestrichen, hunderte Reisebüros geschlossen. Banken pumpten darauf wieder Geld in die Firma, doch die hohe Schuldenlast machte den Konzern träge.
Die Billig-Konkurrenz stellt die ganze Tourismus-Branche auf den Kopf. Reisekonzern Tui musste im Frühjahr eine Gewinnwarnung rausgeben. Das Schweizer Traditionsunternehmen Kuoni – Fankhauser hat hier seine Karriere gestartet – wäre ohne fremde Hilfe heute nicht mehr da.
Millionen-Boni ohne Erfolg
Kritik muss der Reise-Manager jetzt für seine Entlöhnung einstecken. Seit Fankhauser 2014 den Chefposten bei Thomas Cook übernommen hatte, kassierte er rund 8,3 Millionen Pfund ein. Das sind mehr als 10 Millionen Franken.
Vor allem über die Boni ärgern sich die Briten. Trotz Erfolgslosigkeit hat die Führungsspitze des Reisekonzerns in den letzten fünf Jahren rund 20 Millionen Pfund (25 Millionen Franken) einkassiert.