Coronavirus: Darum gibt es jetzt riesige Rüebli im Supermarkt
In Detailhandel gibt es aktuell Gemüse, das grösser ist als sonst. Grund ist der fehlende Absatz in der Gastronomie.
Das Wichtigste in Kürze
- Supermärkte verkaufen aktuell übergrosses Gemüse.
- Die Händler verzeichnen deutlich grössere Warenkörbe.
Wenn es um Rüebli geht, kennen Detailhändler keinen Spass. Ist die Karotte zu krumm oder zu gross, landet sie nicht im Regal. Denn die lassen, so das immer wieder gehörte Argument, die Konsumenten in der Regel links liegen.
Doch das Coronavirus ändert alles, selbst das Gemüseregal. Neu finden sich dort auch Rüebli, welche in normalen Zeiten nie im Detailhandel gelandet wären.
Wer dieser Tage Karotten im Supermarkt sucht, findet viele, die besonders gross sind. Die Migros informiert dazu gleich beim Regal: «Aus aktuellem Anlass nehmen wir Gemüse ins Sortiment auf, dass zurzeit in der Gastronomie keine Verwendung mehr findet.»
Gleiches Bild auch bei Coop. Bei der Nummer zwei der Schweiz liegen ebenfalls riesige Karotten in den Regalen, welche eigentlich in der Gastronomie hätten landen sollen.
Seit 2013 haben wir mit #Ünique Früchte & Gemüse im Sortiment, die aus der Norm fallen. Aus aktuellem Anlass haben wir übergrosses Gemüse in Aktion, das zurzeit in der Gastronomie keine Verwendung findet – diese Woche Kabis, nächste Woche Rüebli. So wird die ganze Ernte genutzt. pic.twitter.com/R7DzfqOgM5
— coop_ch (@coop_ch) April 23, 2020
Die Riesenrüebli sind kein Einzelfall. «Coop war die erste Detailhändlerin, die konkrete Massnahmen vorgenommen hat, um den Produzenten in der aktuellen Situation Hand zu bieten», sagt Sprecher Patrick Häfliger. In den letzten Wochen verkaufte die Grossverteilerin etwa übergrosse Knollensellerie und Weisskabis.
Weil die Corona-Krise den Gastrobetrieb fast lahmlegt, vergrössert Discounter Aldi sein Angebot. «Wir haben Lollosalat ins Sortiment aufgenommen, weil dem Lieferanten Abnehmer fehlten», sagt Sprecher Philippe Vetterli. Man prüfe derzeit ebenso, einige Fleischprodukte zusätzlich aufzunehmen.
Grössere Warenkörbe wegen Coronavirus
Ähnlich auch bei Lidl: «Aufgrund unseres gestiegenen Bedarfes in der letzten Zeit konnten wir unseren Lieferanten zusätzliche Mengen abnehmen», erklärt Sprecherin Corina Milz.
Durch die Lockdown-Bestimmungen ist nicht nur die Gastronomie zum Stillstand gekommen, auch der Einkaufstourismus findet nicht statt. Rund 10 Milliarden Franken geben Schweiz jährlich für Einkäufe ennet der Grenze aus, dieses Jahr dürfte die Zahl deutlich tiefer sein.
Das zahlt sich für die Schweizer Supermärkte aus. Migros-Sprecher Marcel Schlatter erklärt: «Der Rückgang in der Gastronomie, verbunden mit dem Wegfall des Einkaufs im grenznahen Ausland und der Ferien im Ausland führt dazu, dass die Warenkörbe der Konsumenten deutlich zugenommen haben.»
Beim Bauernverband freut man sich darüber, dass die Supermärkte jetzt übergrosses Gemüse verkaufen. Einen kleinen Seitenhieb kann Sprecherin Sandra Helfenstein nicht verkneifen: «Es wäre schön, wenn der Detailhandel auch in Zukunft auf unnötige Einschränkungen bei den Handelsanforderungen verzichten würden und wir bei Naturprodukten wieder mehr Vielfalt zulassen würden.»