Coronavirus: Terrassen-Nachfrage auch bei schlechtem Wetter gross

Wegen der Massnahmen aufgrund des Coronavirus sind Beizen auf das gute Wetter angewiesen. Doch leer sind die Terrassen auch bei Regenwetter nicht.

Coronavirus Gastronomie
Wegen des Coronavirus dürfen Beizen nur ihre Aussenbereiche öffnen. Eine Überdachung für kalte und nasse Tage ist aber nicht überall möglich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Beizen haben ihre Terrassen nur bei schönem Wetter geöffnet.
  • Die vergangenen Regen-Tage haben viele Gäste auf überdachte Terrassen gelockt.
  • Von einem rentablen Geschäft sind die Gastronomen dennoch weit weg.

Die erste Woche Top – die zweite ein Flop. Wettertechnisch jedenfalls. Profitierten Beizer in der ersten Terrassen-Woche vom schönsten Frühlingswetter, kam danach der grosse Regen. Das zweite Wochenende fiel sprichwörtlich ins Wasser.

Bitter für die vom Coronavirus gebeutelten Beizer. Einerseits sind die Umsätze dank der Terrassen ohnehin nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Andererseits sind die Auflagen der Überdachung wegen des Coronavirus streng.

Coronavirus Gastronomie
Gemäss Artikel 5a der Covid-19-Verordnung des Bundes sind überdachte Aussenbereiche nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. - Keystone, Covid-19-Verordnung

Dennoch blieben die Terrassen über das verregnete Wochenende nicht leer. Im Gegenteil, stellen die verblüfften Gastronomen fest.

Nach Pause wegen Coronavirus: «Gäste sind sehr tolerant»

«Die Nachfrage von gedeckten Aussenplätzen war riesig», sagt heute etwa Stevo Nilovic. Der Gastronom führt mit dem «Il Grissino» und dem «Luce» zwei Restaurants an zentraler Lage in Bern.

Dank teils gedeckten Terrassen konnte Nilovic gleichwohl viele Gäste bedienen, «wir mussten leider auch viele aus Platzmangel abweisen». Als es abends kalt wurde, verteilte der Gastronom seinen Gästen Decken.

Gastro Coronavirus Bern
Die Familie Nilovic betreibt in Bern zwei Restaurants. Stevo Nilovic (2.v.r.) ist dankbar um alle Gäste, die nach der Pause wegen des Coronavirus die Terrassen auch bei Kälte und Regen aufsuchen. - Webseite Ristorante Luce

«Die Gäste sind sehr tolerant, äusserst gut drauf und dankbar, dass wir geöffnet haben», freut sich der Gastronom. Doch der Preis ist hoch. Die Beizencrews müssten Flexibilität und Improvisation an den Tag legen.

Ähnliches berichtet Sergio Maurizi, Teilinhaber der Pizzeria La Bestia in Luzern. Das Lokal liegt wenige Schritte vom Bahnhof entfernt.

«Worüber wir erstaunt sind ist, wie hart die Gäste im Nehmen sind.» Maurizi bietet auch Take-Away und Lieferservice an. Doch trotz Kälte und Regen hätten sich viele unter der überdachten Terrasse verpflegen lassen.

«Das Bedürfnis nach Freiheit und auswärts essen können scheint sehr gross zu sein», freut sich der Beizer. Doch rentabel ist das Geschäft mit der Terrasse in Zeiten des Coronavirus ohnehin nicht. Maurizi nennt es einen «Zustupf» zum Umsatz durch den Lieferdienst.

Wenig euphorisch klingt es aus Stadt Zürich. Urs Pfäffli, Präsident des Verbandes Gastro Zürich-City, nennt hartgesottene Kunden die Ausnahme. Und hat dafür Verständnis: «Ein gemütliches Nachtessen sieht wohl schon anders aus.»

Coronvirus Gastronomie
Wer auch bei Regen und Kälte auf einer Terrasse Essen oder Apero geniessen will, muss sich warm einpacken. - zVg

Zahlen, wie viele Betriebe auch bei schlechtem Wetter ihre Terrassen öffnen, hat Pfäffli nicht. «Es sind schon eher die Lokale an guter Passantenlage die öffnen oder Quartierrestaurants, die von ihren Stammgästen leben.»

«Zeigen, dass es uns noch gibt»

Viele Gastronomen liessen ihre Terrassen vorsorglich geschlossen. Darunter etwa die Familie Wiesner, die in der Deutschschweiz über 30 Restaurants betreibt.

Wiesner Gastronomie
Die Familie Wiesner betreibt schweizweit über 30 Restaurants. - zvg

«Eine Überdachung mit einem Zelt ist nur in zwei unserer Betriebe möglich», sagte Gastronom Daniel Wiesner vergangene Woche zu Nau.ch.

Doch ganz aufs Geschäft verzichten müssen jene ohne gedeckte Terrasse nicht. Das Restaurant Süder etwa in Bern hat neu ein kleines Take-Away-Angebot lanciert, erzählt Geschäftsführerin Renate Fankhauser.

«Das Resultat ist eine Mitarbeiterbeschäftigung. Und Werbung an den Kunden und unseren vielen Stammgästen, um zu zeigen, dass es uns noch gibt.» Da Fankhauser durch Take-Away nur Essen verkaufen kann, könne kaum von Umsatz gesprochen werden. Sie hofft, dass immerhin die Mehrkosten für Waren, Strom und Löhne beglichen werden können.

«Das gibt garantiert eine Null-Rechnung oder wir legen gar drauf...»

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