Coronavirus: Zürcher Hotel-Chef zieht Bilanz über Jahr
Die Hotellerie-Branche hat wegen des Coronavirus eine besonders harte Wintersaison hinter sich. Ein Zürcher Hotelier schildert bei Nau.ch seine Situation.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Pandemie macht vielen Branchen zu schaffen.
- Ein Zürcher Hotelier erzählt, wie er mit seinem Betrieb die Krise meistert.
Ausbleibende Gäste, leere Entrées, weggefegte Einnahmen: Die Hotellerie-Branche hat eine besonders harte Wintersaison hinter sich. Wegen des Coronavirus und der damit verbundenen Massnahmen fiel praktisch das ganze Geschäft mit Gästen aus dem Ausland weg.
«Wir sind zwar bisher besser durch die Krise gekommen als die Zürcher Stadthotels, aber auch wir kämpfen.» Das sagt Martin von Moos zu Nau.ch.
Von Moos ist Geschäftsführer des Hotels Belvoir in Rüschlikon ZH sowie vom Partnerhotel Sedartis in Thalwil ZH. Ausserdem ist er der Präsident der Zürcher Hoteliers.
Wellness-Angebote wegen Coronavirus ausgebucht
Über Wasser halten konnte sich das Hotel Belvoir vor allem dank seines kulinarischen Angebots und des Spa-Bereichs. «Seit die Restaurants zu sind, kommen die Gäste, die entspannen wollen, zu uns», so von Moos. «Den Leuten fällt zu Hause die Decke auf den Kopf. Raus können sie nur, wenn sie solche Packages buchen, wie wir sie anbieten.»
Das Hotel Belvoir hat gesamthaft 60 Zimmer. «Die waren an den letzten Wochenenden eigentlich immer ausgebucht.» Die Challenge der vergangenen Monate habe vor allem darin bestanden, den verfügbaren Platz so gut wie möglich auszunutzen.
Die auferlegten Schutzkonzepte von Bund und Kantonen setzt das Hotel konsequent um. «Damit die Gäste genug Abstand halten und wir alle verpflegen können, mussten wir zusätzliche Räume öffnen», so von Moos. So beispielsweise Bankettsäle. Und im Spa-Bereich sei der Zugang limitiert.
Erholung der Sommermonate war während zweiter Welle des Coronavirus dahin
Doch gehen wir einen Schritt zurück: Mitte Oktober rollte die zweite Welle des Coronavirus über die Schweiz. Die Zahlen mit den Neuinfektionen steigen an, Restaurants müssen schliessen. «Die Erholung, die wir in den Sommermonaten hatten, war mit einem Schlag dahin», so von Moos.
Auch heute hat das Hotel noch Mitarbeiter in der Kurzarbeit. «Das erlaubt uns, das Personal an den Wochenenden so einzusetzen, wie wir es am meisten brauchen.» Bisher habe es noch keine aktiven Kündigungen gegeben. Die natürlichen Abgänge seien aber nicht ersetzt worden.
40 Prozent der Zürcher Hotels haben wegen Coronavirus freiwillig geschlossen
Spricht von Moos eher aus Sicht des Präsidenten der Zürcher Hoteliers, wird seine Stimme deutlich angespannter. «Der Markt ist am Boden.» Die Planungssicherheit bleibe aus – und das seit Monaten. «Wir leben seit einem Jahr nur von einer Bundesratspressekonferenz zur nächsten», so der Hotelier.
40 Prozent der Stadtzürcher Hotels hätten freiwillig zugemacht. Und die Erholung der Branche werde sich wohl noch weitere zwei bis drei Jahre in die Länge ziehen.
Wie steht es mit der Zukunft? Hat von Moos Angst um seinen Betrieb?
«Ich persönlich habe um mich keine Angst, aber es trifft mich sehr, wenn ich andere Hotels sehe, die schliessen müssen. Betriebe von Freunden, Firmen, in denen ich früher gearbeitet habe. Das schmerzt und macht mich traurig.»