Credit Suisse-Kursabsturz zieht weltweit Kreise
Ein massiver Einbruch der Credit Suisse Aktien hat am Mittwoch Anleger und Behörden weltweit aufgeschreckt. Nach negativ aufgenommenen Aussagen ihres saudischen CS-Grossaktionärs sackten die Titel der Schweizer Grossbank zeitweise um bis zu 30 Prozent ab. Der Kurssturz sandte Schockwellen an die Aktienmärkte weltweit.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Credit Suisse-Titel sackten im Handelsverlauf zeitweise um bis zu 30 Prozent ab und erreichten am frühen Nachmittag ein Allzeittief auf 1,55 Franken.
Etwas Beruhigung kam nach der Eröffnung der US-Märkte, die CS-Titel schlossen zuletzt aber noch um 24 Prozent im Minus bei 1,697 Franken.
Ausgelöst wurde der Kursrutsch am Mittwochvormittag von Aussagen des saudischen Grossaktionärs Saudi National Bank (SNB). Deren Präsident Ammar Al Khudairy schloss in einem Interview weitere Finanzhilfen für die Schweizer Bank aus. Die saudische Bank war vergangenen Herbst anlässlich der CS-Kapitalerhöhung als neue gewichtigste Aktionärin bei der Grossbank eingestiegen und hält derzeit 9,9 Prozent der CS-Aktien.
Die grossen Befürchtungen um die finanzielle Gesundheit der Grossbank äusserten sich am Mittwoch auch in rekordhohen Preisen für die Absicherung eines Zahlungsausfalls (Credit Default Swap CDS). Der Fünf-Jahres-CDS stieg auf einen noch nie erreichten Wert von 625 Basispunkten. Zum Vergleich: Der CDS für die CS-Konkurrentin UBS notierte am Dienstagabend bei rund 87 Punkten.
Der saudische Bankchef goss mit seinen Aussagen offenbar Öl in das Feuer eines verunsicherten Marktumfelds. Die Finanzmärkte hatten gerade eben die massive Schieflage der Silicon Valley Bank und das Eingreifen der US-Behörden vom Wochenende verarbeiten müssen. Positive Kommentare auch von Al Khudairy wurden dagegen ausgeblendet: So äusserte er sich etwa auch sehr zufrieden mit den Restrukturierungsplänen der CS.
Eine Schieflage der Credit Suisse stelle zudem ein viel grösseres Problem dar als die US-Regionalbanken, die vergangene Woche in den Fokus geraten waren, meinte ein Ökonom des britischen Instituts Capital Economics. Die Grossbank sei schliesslich auch global sehr viel vernetzter als etwa die SVB: «Die CS ist nicht nur ein Schweizer Problem, sondern ein globales.»
Unter Druck standen entsprechend auch die Bankentitel in Europa und – etwas weniger stark – in den USA. So gaben auch die UBS-Aktien bis Börsenschluss 7,0 Prozent nach. Die französische Grossbank Société Générale (-11,8.%) oder die deutschen Grossbanken Commerzbank (-8,5%) und Deutsche Bank (-9,1%) erlitten bis Börsenschluss ebenfalls massive Verluste.
Die Schweizer Behörden gaben sich zurückhaltend. So war die Aufsichtsbehörde Finma bis am Abend nicht für eine Aussage erreichbar, die SNB wollte keinen Kommentar abgeben. Die Credit Suisse-Verantwortlichen dürften derweil im Kontakt mit den Behörden gestanden sein, wie die «Financial Times» unter Berufung auf informierte Personen berichtete: Die Grossbank habe die Finma und die SNB angesichts des Aktienkurses zu beruhigenden Signalen an die Märkte aufgefordert.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgte den Fall offenbar eng: Laut «Wall Street Journal» hat sie die von ihr beaufsichtigten Banken kontaktiert: Sie wolle wissen, welche Engagements die Finanzhäuser gegenüber der Credit Suisse haben.
Auch in der Politik wurden die CS-Kursturbulenzen zum Thema: Die französische Premierministerin Elisabeth Borne forderte am Mittwoch die Schweizer Behörden im französischen Senat auf, die Probleme der CS zu lösen. «Dieses Thema fällt in den Zuständigkeitsbereich der Schweizer Behörden. Es muss von ihnen geregelt werden», sagte sie laut einer AFP-Meldung. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire werde diesbezüglich in Kontakt mit seinen Schweizer Amtskollegen treten.
Analysten spekulierten zudem darüber, dass die Schwierigkeiten der Credit Suisse auch noch den am (morgigen) Donnerstag anstehenden Zinsentscheid der EZB sowie den Entscheid der US-Notenbank beeinflussen könnte. So könnte sich wegen der Sorgen um die Stabilität des Bankensektors Stimmen durchsetzen, die vor weiteren Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation abwarten wollten, hiess es.