Credit Suisse: Laut Oswald Grübel hätte SNB die Bank kaufen sollen
Oswald Grübel führte die UBS sowie auch die Credit Suisse schon als Chef. Er hält die politisch orchestrierte Übernahme für einen riesigen Fehler.
Das Wichtigste in Kürze
- Oswald Grübel hält von der Mega-Fusion von UBS und Credit Suisse wenig.
- Der ehemalige Chef der beiden Geldhäuser hätte einen Kauf durch die SNB befürwortet.
Die UBS hat die Credit Suisse gerettet. Für 3 Milliarden Franken übernimmt die grösste Schweizer Bank, die zweitgrösste Schweizer Bank. Geht es nach dem ehemaligen Banken-CEO Oswald Grübel, dann war die Notfusion aber «keine gute Entscheidung.» Stattdessen hätte der Mann, der schon an der Spitze beider Geldhäuser amtete, folgende Lösung befürwortet: «Die Schweizer Nationalbank hätte die Credit Suisse kaufen sollen.»
Der Deutsche spricht in einem Interview mit dem «Spiegel» über das Geschehen rund um seine beiden Ex-Arbeitgeber. Er führt aus, dass die SNB als Zentralbank sowieso Unternehmensaktien, alleine in den USA für mehr als hundert Milliarden kaufe. «Manager von aussen hätten die CS reorganisieren und der Staat sie später mit Gewinn zurück an die Börsen bringen können. Das wäre keine grosse Sache gewesen.»
Warum die SNB nicht diesen Weg eingeschlagen hat, ist Grübel ein Rätsel. «Das weiss nur die SNB», antwortet er auf eine entsprechende Frage und macht klar: «Für den Finanzplatz und die exportabhängige Schweizer Wirtschaft wäre es besser gewesen, zwei Grossbanken zu haben. Unternehmer wollen nicht von einer einzigen Bank abhängen, das ist ungesund.»
Der Frage, ob die Schweiz wegen der Mega-Fusion nun komplett erpressbar wird, weicht Grübel aus und sagt: «Ich glaube, eine vorübergehende Verstaatlichung der Credit Suisse wäre besser gewesen.» Er fügt zudem an, dass es für die UBS nicht einfach werde, die CS zu integrieren.
Und weiter: «Die Manager bei der UBS wird es natürlich freuen, dass die Bank noch grösser wird. Schmerzhaft wird es für die Mitarbeiter. Die müssen damit rechnen, dass nur die besten übernommen werden – oder die, die man für die besten hält.»
Grübel residiert in der Nähe der UBS und der Credit Suisse
2003 führte der Karriereweg von Oswald Grübel an die Spitze der Credit Suisse, die in einer tiefen Krise steckte. Der Bänker sanierte das Geldhaus und verabschiedete sich 2007 mit einem damaligen Rekordgewinn.
2009 heuerte ihn in höchster Not die UBS an. Die Grossbank wurde in der Finanzkrise gerade erst vom Schweizer Staat gerettet. Der Auftrag: Die Bank sanieren. Grübel machte seinen Job, schied aber bereits 2011 nach einem Handelsskandal aus freien Stücken wieder aus.
Heute residiert er in einem unauffälligen Bürogebäude zwischen der Bahnhofstrasse und dem Zürichsee. Der Paradeplatz, Konzernsitz seiner früheren Arbeitgeber UBS und CS, ist keine fünf Fussminuten entfernt. Von seinem Büro aus verwaltet Grübel sein eigenes, laut dem «Spiegel» mutmasslich dreistelliges Millionenvermögen.