Credit Suisse: Laut Oswald Grübel waren «unfähige CEO am Werk»
Der ehemalige Banken-CEO Oswald Grübel wirft den letzten CEOs der Credit Suisse Unfähigkeit vor. Er macht auch der Nationalbank Vorwürfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Oswald Grübel habe es bei der CS Fälle gegeben, die es nicht hätte geben dürfen.
- Bei der Bank seien «unfähige CEO am Werk gewesen».
- Die Nationalbank hätte aber verhindern können, dass die Krise sich so stark entwickelt.
In der Krise der Credit Suisse macht Oswald Grübel, ehemaliger UBS- und CS-CEO, der Bank und der SNB Vorwürfe.
Die Credit Suisse kämpfe seit Jahren mit Problemen, sagt er im Interview mit «CH Media». In den letzten zehn Jahren seien «unfähige CEO am Werk» gewesen, es seien Fälle passiert, die nicht hätten passieren dürfen. Dies habe die Bank 10 Milliarden gekostet, sie sei angeschlagen und verletzlich gewesen.
Zuletzt habe sich die Lage massiv verschlechtert. Deswegen sei auch die Silicon Valley Bank in den USA kollabiert. Diese sei aber sehr viel kleiner als die CS, sagt Grübel.
Der Zusammenbruch sei die Folge der Aktivitäten der Zentralbanken gewesen: Sie hatten zuerst lange Liquidität in die Märkte gepumpt und 2022 begonnen, die Inflation zu bekämpfen. Dafür hätten sie die Leitzinsen erhöht und die Liquidität reduziert. Die CS sei im Aufräum-Status und deshalb verletzlich gewesen.
Die Leute hätten dann das Vertrauen in die CS verloren und viel Geld abgezogen, die Liquidität habe gelitten. In ihrem Statement begründet die Bank die 50-Milliarden-Anleihe mit der Stärkung der Liquidität.
Doch dazu hätte es laut Grübel gar nicht kommen müssen, «wenn die SNB früher ein Statement abgegeben hätte». In den USA sei sofort kommuniziert worden, dass das Bankensystem gestützt werde, wo nötig. In der Schweiz aber sei geschwiegen worden – «ein Fehler». Denn mit einer ähnlichen Ankündigung wäre das Vertrauen viel weniger verloren gegangen, es wäre wahrscheinlich gar nichts passiert.
Grübel: UBS sollte Übernahme der Credit Suisse prüfen
Die Finma und SNB sollten sich ein Beispiel an den Amerikanern nehmen. «Werdet mal erwachsen», so Grübel.
Auch dass die SNB der Credit Suisse nun 50 Milliarden Franken leihe, sei nichts Aussergewöhnliches, sagt der ehemaligen Banken-CEO. «Es ist eine zentrale Aufgabe der Nationalbank, die Liquidität des Bankensystems sicherzustellen.» In vielen Ländern geschehe dies stillschweigend.
Er rät der UBS auch, die Übernahme der CS zu prüfen: «So billig bekommt sie die CS womöglich nie mehr.» Wäre er noch CEO der UBS, so Grübel, er würde sich die Übernahme sicher anschauen.