Credit Suisse will sich chinesisches Joint Venture einverleiben
Die Schweizer Grossbank Credit Suisse peilt einen weiteren Ausbau des Geschäfts in China an.
Das Wichtigste in Kürze
- Credit Suisse will sein Geschäft in China ausbauen.
- Dafür will die Grossbank ein chinesisches Joint Venture einverleiben.
Die Schweizer Grossbank Credit Suisse peilt einen weiteren Ausbau des Geschäfts in China an.
Als einen der Wachstumsmotoren sieht der Chef der Region Asien Pazifik, Helman Sitohang, das im Handel und der Platzierung von Wertpapieren aktive Gemeinschaftsunternehmen Credit Suisse Founder Securities (CSFS).
«Wir beabsichtigen, unsere Beteiligung auf 100 Prozent zu erhöhen», sagte der Manager in einem Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Anfang Juni hatte Credit Suisse ihre Beteiligung an der zusammen mit der chinesischen Founder Securities betriebenen Gesellschaft auf 51 Prozent aufgestockt.
In Asien ist Credit Suisse schon länger vor allem in Ländern im Südosten des Kontinents stark. «Wir arbeiten weiterhin hart daran, diese Position zu verteidigen, und in den letzten Jahren haben wir parallel dazu unsere Position im Grossraum China deutlich verbessert», erklärte Sitohang. «Die Region ist für uns jetzt von zunehmender Bedeutung.» Das kommt nicht von ungefähr; die Berater von Oliver Wyman prognostizieren für China in den kommenden Jahren weltweit den mit Abstand stärksten Vermögenszuwachs.
Neben Investmentbanking bietet Credit Suisse in China auch Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden (Private Banking) sowie für Profi-Anleger (Asset Management) an. «Wir werden weiterhin in unsere Plattformen in China investieren und unsere Aktivitäten auf dem Festland eng mit unseren Geschäften in Hongkong und in der gesamten Region verzahnen», sagte der Singapurer. In den kommenden Monaten werde die Bank weitere Schlüsselposten besetzen. «Es wird weitere Neueinstellungen geben, von denen wir einige in Kürze bekannt geben werden.»
Neben Standorten in Peking, Shanghai, Shenzhen und Guangzhou auf dem chinesischen Festland ist das zweitgrösste Schweizer Institut auch in Hongkong präsent. Trotz des vom chinesischen Parlament verabschiedeten Sicherheitsgesetzes, das die Autonomie der Sonderverwaltungszone beschneidet, erachte Credit Suisse Hongkong weiterhin als wichtigen Teil des China-Geschäfts. «An unserer Präsenz wird sich nichts ändern», so Sitohang.
Bereits im vergangenen Jahr hatten die Unruhen Kunden von Vermögensverwaltern, zu denen etwa auch die UBS oder Julius Bär gehören, dazu veranlasst, nach alternativen Standorten für ihre Vermögen Ausschau zu halten, wie Experten sagen. Doch die Credit Suisse habe bisher nicht beobachtet, dass die Kunden Vermögen auch tatsächlich verschoben hätten. «Wir haben keine grösseren Kapitalströme aus Hongkong in andere Staaten registriert», sagte Sitohang.
Zu der in einen Betrugsfall verwickelten chinesischen Kaffeehaus-Kette Luckin Coffee, die Credit Suisse zusammen mit anderen Banken 2019 an die US-Börse gebracht hatte, wollte sich Sitohang mit Verweis auf die laufenden Untersuchungen nicht weiter äussern. «Es ist zu früh, irgendwelche Schlüsse zu ziehen.»
Börsengänge sind eine wichtige Dienstleistung für die Credit Suisse in Asien. Denn oft werden die Erlöse aus solchen Aktienverkäufen einem Vermögensverwalter anvertraut. Im Zuge des vom ehemaligen Unternehmenschef Tidjane Thiam 2015 angestossenen Konzernumbaus hat die Grossbank die Vermögensverwaltung auch in Asien kräftig ausgebaut, während der Handel gestutzt wurde. Der Vorsteuergewinn kletterte seit 2016 um ein Viertel auf 902 Millionen Franken. Auch in Zukunft will Sitohang auf das Geschäft mit Reichen setzen. «Die Region bietet die grösste Chance für Vermögenswachstum, das steht ausserfrage.»