Das harte Ringen um die Zukunft der Lufthansa
Die Lufthansa steckt in grossen Turbulenzen. Ohne das Milliarden-Staatspaket droht der freie Fall. Gleichwohl stellt sich ein Aktionär dagegen. Eine Übersicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Morgen soll das Finanzpaket für die Lufthansa verabschiedet werden.
- Wegen des Hauptaktionärs Thiele dürfte die Rettung aber scheitern.
- Das Ringen um die Zukunft der Lufthansa trifft auch die Swiss.
Es ist die grösste Krise, die die Luftfahrt je erlebt hat. Weltweit steht mehr als die Hälfte der Flugzeuge am Boden, Milliarden-Einnahmen fallen weg. Viele Fluggesellschaften kämpfen ums Überleben – so ist es auch für die deutsche Lufthansa.
Wegen der Coronapandemie verzeichnet der Konzern einen Verlust von über zwei Milliarden Euro – im Quartal. Vorstandschef Carsten Spohr kündigte daher «tiefgreifende Restrukturierungen» an. Dazu gehört auch der Einstieg des Staates, der das Unternehmen mit neun Milliarden Euro vor der Pleite retten soll.
Morgen steht die Hauptversammlung der Lufthansa an. Dann soll das ausgehandelte Rettungspaket abgesegnet werden. Doch seit wenigen Tagen scheint der Deal zu platzen – und das wegen einer einzigen Person: Heinz Hermann Thiele.
Hauptaktionär will Lufthansa ohne Staat
Der schwerreiche Industrielle hat sich in den letzten Monaten mehr als 15 Prozent der Lufthansa-Aktien gesichert. Als grösser Einzelaktionär hat er nun die Zukunft der Fluggesellschaft in der Hand. Denn: Für die morgige Hauptversammlung werden weniger als 38 Prozent der Stimmrechte vertreten sein.
Das Problem: Der Jurist hat kein Interesse, dass der Staat bei der Lufthansa künftig mitmischt. Auch fürchtet er wegen der staatlichen Beteiligung von 20 Prozent eine Verwässerung seiner Aktienwerte. Sein Plan ist es deshalb, das Rettungspaket abzulehnen und stattdessen einen neuen Sanierungsplan über Kredite aufzuziehen.
Auch Swiss hängt in der Luft
Dass die Lufthansa bis dann bereits insolvent sein könnte, nimmt Thiele in Kauf. Branchenexperten vermuten deshalb, er versuche mit einer Insolvenz Gewinne einzustreichen. Doch das sind reine Spekulationen. Sicher ist allerdings: Scheitert das Rettungspaket morgen, steht auch die Tochtergesellschaft Swiss vor einer unsicheren Zukunft.
Hierzulande hat das Parlament Anfang Mai Nothilfen in Höhe von 1,275 Milliarden Franken für die Swiss und ihre Schwester Edelweiss bewilligt. Doch solange nicht klar ist, wie der gesamte Konzern überlebt, sieht die Swiss davon keinen Rappen.