Diesel steht auf dem Abstellgleis
Immer mehr Autobauer wenden sich vom Dieselmotor ab. Bei den Kunden kommen die Selbstzünder nicht mehr wirklich an. Daran ist auch die Politik schuld.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer haben letztes Jahr deutlich weniger Diesel-Autos gekauft.
- Toyota und Volvo wollen keine Selbstzünder mehr in Autos verbauen.
Wer die Umwelt schonen will, kauft ein Diesel-Auto. In Europa galt diese Devise jahrelang. Das Argument: Selbstzünder stossen weniger CO2 aus als Benziner. Das ist immer noch so. Doch vom Öko-Image ist nichts mehr übrig. Schuld ist Volkswagen. Der grösste Autokonzern der Welt hat jahrelang bei Abgastests von Dieselautos getrickst. Auf dem Blatt waren die Autos sauber, auf der Strasse nicht.
Darauf wurden Fahrzeuge anderer Hersteller getestet. Das Resultat: fatal. Abgas-Grenzwerte werden bei vielen Modellen um ein Vielfaches übertroffen. Das Märchen vom Öko-Auto ist Geschichte.
Autobranche denkt um
Das haben viele Autobauer eingesehen. Toyota hat am Autosalon in Genf angekündigt, künftig keine Diesel-Autos zu verkaufen. Der zweitgrösste Autohersteller der Welt beginnt die Auslaufphase noch dieses Jahr. Auch Volvo kehrt dem Diesel den Rücken. Ab 2020 wollen die Schweden nur noch Benzin-Hybride und E-Autos verkaufen. Und Fiat-Chrysler will die Abhängigkeit «substantiell verringern». Gegen den Trend schwimmt VW. Konzernchef Matthias Müller glaub nach wie vor an Revival des Selbstzünders.
Doch kaufen die Kunden noch Diesel-Autos? Letztes Jahr schrumpfte in der Schweiz der Anteil der Selbstzünder bei den Neuwagen um über 9 Prozent. Das Vergleichsportal Comparis vermeldete gestern passend: Suchanfragen nach Dieselfahrzeugen auf Tiefstand. Und in den ersten beiden Monaten 2018 wurden bei uns fast 15 Prozent weniger Diesler verkauft als im Vorjahr. Ähnliches Bild zeigt sich im restlichen Europa.
Bessere Luft
Zumindest im Ausland ist die Politik nicht unschuldig. Frankreich will Steuervorteile für Selbstzünder abschaffen. Noch weiter geht Deutschland: Während bei uns Diesel-Fahrverbote kein Thema sind, sind sie bei unseren Nachbarn im Norden bald Realität.
Hamburg will Ende April zwei Strassen für ältere Selbstzünder sperren. Und Stuttgart zieht im Oktober nach. Das verunsichert Autokäufer.
Die Städte erhoffen sich, mit den Massnahmen die Luftqualität zu verbessern. Begründet wird das Verbot mit der hohen Stickoxid-Belastung, für welche Diesel-Autos mitverantwortlich sind. Das Gas gilt als «hochgradig gesundheitsschädigend» (Nau berichtete).
Mit neuen Abgas-Reinigungssystemen kann der Stickoxid-Ausstoss verringert werden. Doch die Systeme sind teuer, sodass sie sich für die Autobauer erst in grösseren Fahrzeugen rechnen. In Kleinwagen wird der Dieselmotor schnell verschwinden.
Strom statt Öl
Unter Druck setzten den Selbstzünder auch die alternativen Antriebe. Sparsame Benzin-Hybride werden mittlerweile nicht nur von Toyota gebaut.
Elektroautos kommen mit einer Akkuladung immer weiter, während die Preise sinken. Und gute Chancen geben Experten auch dem Wasserstoff-Auto.
Noch ist die Geschichte vom Diesel-Auto noch nicht zu Ende geschrieben. Wenn es überleben will, muss es jetzt Gas geben. Und das, so sauber wie möglich.