Eco-Score bei Coop: Kritik am Label-Dschungel der Detailhändler
Coop kennzeichnet neu mit dem Eco-Score die Umweltbelastung der Lebensmittel. Konsumenten- und Umweltschützer begrüssen den Schritt, üben aber auch Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Coop hat mit dem Eco-Score ein neues Nachhaltigkeitslabel auf Lebensmittel eingeführt.
- Umwelt- und Konsumentenschützer begrüssen den Schritt grundsätzlich.
- Allerdings üben sie an der Umsetzung auch Kritik.
Der Detailhändler Coop will mehr Transparenz in Sachen Nachhaltigkeit und führt daher auf über 2000 Lebensmittel ein neues Ampel-Label ein. Der Eco-Score soll «transparente und umfassende Informationen über die Umweltauswirkungen eines Lebensmittels liefern».
Die Reaktionen auf die neue Kennzeichnung löst gemischte Reaktionen aus. Greenpeace schreibt, es sei grundsätzlich begrüssenswert, dass Coop mehr Transparenz und Entscheidungshilfen anbieten möchte. Der Konsumentenschutz lobt, es sei ein leicht verständlicher Score, der anzeige, wie stark die Herstellung eines Produktes das Klima belaste.
Experte bestätigt Wirkung der Lebensmittel-Ampeln
Und Konsumpsychologe Christian Fichter pflichtet bei, dass solche Ampeln tatsächlich die Entscheidungen der Konsumenten beeinflussen. «Beim Einkaufen haben wir es meist eilig, daher kommt das schnelle und oberflächliches Denksystem zum Einsatz. Und genau dafür sind solche Signalsysteme, welche komplexe Informationen einfach und schnell zusammenfassen, sehr nützlich.» Am wichtigsten sei und bleibe der Preis, gefolgt vom Image der Marke und dem Aussehen des Produktes.
Doch so richtig glücklich mit dem neuen Label bei Coop sind weder die Umweltverbände, noch die Konsumentenschützer.
Label-Dschungel überfordert Konsumenten
Josianne Walpen vom Konsumentenschutz sieht zwei Probleme beim Eco-Score: Derzeit laufe es darauf hinaus, dass jede Anbieterin ihre eigene Kennzeichnung auf den Markt bringe. «Das ist alles andere als ideal für die Konsumentinnen und Konsumenten.» Auch Greenpeace ist der Ansicht, die vielen Kennzeichnungen und Labels könnten eher zur Überforderung führen.
Die Migros etwa setzt seit rund eineinhalb Jahren auf den sogenannten M-Check. Gemäss eigenen Angaben sei die Bewertung auf über 30'000 Produkten zu finden – und zwar auch auf Non-Food-Produkten. Der M-Check sei mit externen Fachstellen erarbeitet worden, erklärt die Migros auf Anfrage. «Folglich sind wir mit dem M-Check sehr gut abgedeckt und werden diesen auch stetig weiterentwickeln.»
Konsumentenschutz sieht Verwechslungsgefahr bei Eco- und Nutri-Score
Ein weiteres Problem des Eco-Labels ist die Ähnlichkeit zum Nutri-Score. «Die Einteilung in einer farbigen, abgestuften Skala ist auf einen Blick verständlich – das ist sehr positiv. Aber die optische Anlehnung an den Nutri-Score birgt tatsächlich die Gefahr, dass es zu Verwechslungen kommt.» Der Konsumentenschutz sähe daher am liebsten bei allen Produkten den Planet-Score.
Der Planet-Score geht auf eine Initiative von 16 französischen Verbraucherschutz- und Umweltverbänden zurück. Gemäss Konsumentenschutz unterscheide der Planet-Score besser zwischen nachhaltiger, biologischer und konventioneller Landwirtschaft. Ausserdem gebe er ein differenzierteres Bild der Kriterien. Es wird ein Score für Pestizide, Biodiversität und Klima angegeben sowie eine separate Information über die Tierhaltung.
Hersteller: «Ähnlichkeit mit dem Nutri-Score ist Absicht»
Noch ist der Eco-Score nur auf der Homepage von Coop zu finden, wie Mediensprecher Caspar Frey erklärt. «Schritt für Schritt werden alle Lebensmittel der Coop-Eigenmarken mit dem Eco-Score versehen. Er wird demnächst auch auf den Verpackungen abgebildet.» Das Ziel sei, in den kommenden Jahren sämtliche Food-Produkte der Eigenmarken damit zu bewerten.
Der Eco-Score selber wird nicht von Coop, sondern von der Lausanner Firma Beelong unabhängig berechnet. Dabei ist sie allerdings auf die Angaben der Hersteller angewiesen. «Wir zögern nicht, notwendige Klarstellungen und Präzisierungen zu verlangen. Oder eine Information als ‹nicht mitgeteilt› zu betrachten, wenn sie inkonsistent erscheint», erklärt Geschäftsführerin Charlotte de La Baume.
Die Ähnlichkeit mit dem NutriScore sei dabei durchaus beabsichtigt, denn so müssten Verbraucher nicht noch einmal eine andere Bewertungsskala kennenlernen. Die Verwechslungsgefahr relativiert Charlotte de La Baume allerdings: «Das kann genauso verwirrend sein, wie wenn Sie Ihre Mathematiknote mit Ihrer Englischnote vergleichen: Die Benotung ist dieselbe, aber das Thema ist ein anderes.»